Unerklärbarer Rückgang bei Anträgen
25.06.2019 SissachGlatt-Stiftung vergibt weniger Unterstützungsgelder für Stipendien
Die Dr.-Louis-Glatt-Stiftung unterstützt mit finanziellen Beiträgen die Ausbildung Jugendlicher im Bezirk Sissach. Die Gesuchszahlen sind rückläufig. Wieso, weiss der Stiftungsrat ...
Glatt-Stiftung vergibt weniger Unterstützungsgelder für Stipendien
Die Dr.-Louis-Glatt-Stiftung unterstützt mit finanziellen Beiträgen die Ausbildung Jugendlicher im Bezirk Sissach. Die Gesuchszahlen sind rückläufig. Wieso, weiss der Stiftungsrat nicht.
Peter Stauffer
Trotz steigender Zahlen bei den Schulabgängern sinken die Anträge auf Unterstützungsbeiträge bei der Dr.- Louis-Glatt-Stiftung. Sie entrichtet finanzielle Beiträge an die Ausbildung Jugendlicher und junger Erwachsener aus dem Bezirk Sissach.Gingen 2007 noch 196 Anmeldungen bei der Stiftung ein, waren es 2018 nur noch 107 Anträge. Der Stiftungsrat bedauert dies, sind doch genügend Rückstellungen vorhanden, um dem Stiftungszweck nachleben zu können.
Wieso die Anzahl der Gesuche in den vergangenen Jahren stetig zurückging, kann sich der Stiftungsrat nicht erklären. Aus dem Vergleich der Anzahl eingegangener und bewilligter Gesuche der vergangenen Jahre lässt sich feststellen, dass nur rund ein Fünftel der Gesuche abgewiesen wurde. 2018 wurden insgesamt gegen 348 000 Franken ausbezahlt. Bereitgestellt wären 900 000 Franken. Mit Inseraten und Flyern, die in den Sekundarschulen in Gelterkinden und Sissach verteilt wurden, versucht die Stiftung nun, auf sich aufmerksam zu machen.
«Die Dr.-Louis-Glatt-Stiftung bezweckt in gemeinnütziger Weise die finanzielle Unterstützung und Förderung der beruflichen Ausbildung von Jugendlichen im Bezirk Sissach», so ist auf der Website der Stiftung ihr Zweck umschrieben. Dr. Louis Glatt (1885 – 1978) wuchs in einer Kleinbauern- und Posamenterfamilie in Känerkinden auf. Der spätere Millionär erfuhr in seiner Jugend am eigenen Leib bitterste Armut, heisst es auf der Website weiter. Mit grossem Eifer, aber auch mit viel Glück, gelang ihm ein erstaunlicher Aufstieg. Gemäss seinen eigenen Worten sei die Stiftung aus einem Gelöbnis entstanden.
Keine Geistlichen im Stiftungsrat
Kurz vor seinem Ableben errichtete er die Stiftung, die seinen Namen trägt. Am 1. Juli 1976 wurde sie auf der Bezirksschreiberei Liestal beurkundet. In einer Vollmacht hält der Stifter fest, dass sie auch über seinen Tod hinaus Gültigkeit habe. Das Anfangsvermögen betrug 2 Millionen Franken. Unterdessen hat es sich durch eine sehr sorgfältige Anlagepolitik und weitere Spenden verzehnfacht.
Louis Glatt war ein ausserordentlicher, aber auch kontroverser Mensch. Der Stiftungsrat hat das noch vorhandene Wissen über den Menschen Glatt gesammelt und 2001 in einer Broschüre herausgegeben. Glatt war sehr freigiebig und grosszügig. Doch wer ihm keine Ehre erwies, hatte es bald einmal mit ihm verdorben. Letzteres zeigt sich unter anderem darin, dass zum Beispiel in der Stiftungsurkunde ausdrücklich festgehalten ist, dem Stiftungsrat dürften keine Geistlichen irgendwelcher Konfession angehören. Diese Klausel ist auf verschiedene Auseinandersetzungen mit Pfarrern zurückzuführen.
Die Zusammensetzung des Stiftungsrats ist klar geregelt: Ein Vertreter der Gemeindebörden, ein Lehrer oder eine Lehrerin der Sekundaroder Gymnasialstufe sowie ein kundiger Bankfachmann müssen dem Rat angehören. Nach Möglichkeit soll auch eine Frau Stiftungsrätin sein. Wohnort, Rotation und Amtsdauer der Mitglieder sind ebenfalls im Stiftungsreglement festgehalten.
In den Genuss von finanziellen Beiträgen an die Ausbildungskosten – Lehre, Mittelschule oder Hochschule – können Jugendliche mit Wohnsitz im Bezirk Sissach kommen. Bis Ende Juni können Gesuche um solche Beiträge an die Stiftung eingereicht werden. Grundlage zur Bewilligung des Stipendiums sind unter anderem die Steuerdaten der Eltern, die Familienverhältnisse und die Bestätigung der Ausbildungsstätte. Der Stiftungsrat entscheidet über die Bewilligung des Gesuchs und die Höhe des Betrags nach Kriterien, die ebenfalls im Stiftungsreglement festgehalten sind.