Eine Blumenmatte wie aus früheren Zeiten
04.06.2019 SissachEs blüht und summt – Augenschein auf einer besonderen Magerwiese im Bezirkshauptort Zurzeit blüht unter der Fluh wohl die schönste Blumenmatte im ganzen Sissacher Bann. Das verpachtete Stück Land gehört dem Gemeindepräsidenten Peter Buser. Die «Volksstimme» hat den Gelterkinder Biologen ...
Es blüht und summt – Augenschein auf einer besonderen Magerwiese im Bezirkshauptort Zurzeit blüht unter der Fluh wohl die schönste Blumenmatte im ganzen Sissacher Bann. Das verpachtete Stück Land gehört dem Gemeindepräsidenten Peter Buser. Die «Volksstimme» hat den Gelterkinder Biologen Andres Klein gebeten, einen Augenschein zu nehmen.
Andres Klein
In Sissach auf dem Weg zur Isleten gibt es eine wunderschöne Blumenmatte, die im Moment voller bunter Blüten ist. Diese Wiese ist so bekannt, dass sogar ein Häuptling aus Ghana schon sein Auge darüber schweifen liess. Auch viele lokale Naturfreunde erfreuen sich immer wieder an ihr.
Seit Jahrzehnten hat die Pächterfamilie sorgfältig darauf geachtet, dass die Wiese schön bunt bleibt, auch wenn der Besitzer sich – zumindest während der Fasnacht – selbst als «farblos» bezeichnet. Seit Jahrzehnten wurde auf das Ausbringen von Kunstdünger, Klärschlamm und Gülle verzichtet. Dies spart nicht nur Kosten, Arbeit und CO2, sondern hilft vielen Pflanzen, sich gegen schnell- und höherwachsende Gräser durchzusetzen.
Magere Verhältnisse
So gedeihen dort die «Aufrechte Trespe», das Zittergras und der Flaumhafer. Die hochproduktiven Gräser wie Französisches und Englisches Raygras haben keine Chance. Besonders gut gefällt es dort den «Esparsetten», die gerade jetzt mit ihren karminroten Blüten besonders leuchten. Die grossen goldgelben Blüten des «Habermarchs» sind verblüht und bilden mit den kugeligen Blütenständen einen Anreiz zum Hineinpusten.
Die Gemeine Witwenblume, besser bekannt als «Guufechüssi» macht schöne blaue Farbtupfer und das Gelb-Weiss der Margriten sticht aus dem Grün hervor. Langsam kommt auch der Klappertopf mit seinen gelben Blüten zum Blühen. Er ist bei Bauern nicht besonders beliebt, da er als Halbparasit auf den Wurzeln von Gräsern oder Kleearten lebt und ihnen Wasser und Zucker entzieht. Nicht umsonst heisst er auch Kleeteufel. Der Spitzwegerich vertritt die Heilkräuter, der Sauerampfer die Salatbeilagen und das Wiesen-Labkraut die alten Nutzpflanzen. Auch der Echte Löwenzahn zeigt eher magere Verhältnisse an, nicht wie sein Verwandter, der «Sunnewirbel», der eher feisse Böden liebt.
Im Moment ist das Zirpen der Feldgrillen und das Summen und Brummen der Bienen und Hummeln kaum zu überhören. Und wer genau hinschaut, kann einen «Guggerspeuz» entdecken. Darin schützt sich die Schaumzikade vor ihren Fressfeinden.
Gegen den Rückgang der Biodiversität
Diese Magermatte ist schön und für Sissach fast einzigartig. Eigentlich ist diese Einzigartigkeit eher traurig als schön, denn früher waren alle Südhänge voller artenreicher Wiesen. Sie mussten intensiven Futtergras-Wiesen, Intensiv-Obstkulturen, Ackerbauflächen und Einfamilienhäusern weichen. Das Erwerbseinkommen nahm dadurch zu und die Biodiversität ab.
Zum Glück gibt es noch einige wenige so artenreiche Matten in Sissach, die für farbige Blumen und für Schmetterlinge und andere Insekten als Lebensraum dienen und uns erfreuen. Es ist auch begrüssenswert, dass die Öffentlichkeit einen Beitrag an den Erhalt solch artenreicher Flächen leistet und so den Rückgang der Biodiversität ein wenig bremst.