Banntag
01.06.2019 GemeindenBlauen/Rothenfluh
Es begann mit dem Spielplatz
og. Vor 35 Jahren nahmen Blauen und Rothenfluh ihre Beziehungen auf. Grund: Die Sendung «Spielplatz» am Radio. Es war ein Quiz, zu dem jeweils zwei Gemeinden mit gegensätzlichen Silben im ...
Blauen/Rothenfluh
Es begann mit dem Spielplatz
og. Vor 35 Jahren nahmen Blauen und Rothenfluh ihre Beziehungen auf. Grund: Die Sendung «Spielplatz» am Radio. Es war ein Quiz, zu dem jeweils zwei Gemeinden mit gegensätzlichen Silben im Ortsnamen antraten und das jeweils an einem Samstag ausgestrahlt wurde. So wurden die Blauen und die Roten zusammengewürfelt. Weil der Sendetermin am 20. Oktober 1984 mit der Olma zusammenfiel, lud die Redaktion die Rateteams von Blauen und Rothenfluh nach St. Gallen ein. Dem Treffen in St. Gallen folgten immer wieder Besuche und Gegenbesuche.
Am Banntag in Blauen nahm in diesem Jahr nun eine Delegation aus Rothenfluh teil. Der damalige Gemeindepräsident und Sprecher des Olma-Teams, Bernhard Bucher, erzählte, wie es sich damals in St. Gallen zugetragen hatte. Neben dem allgemeinen Wissen hätten sich vor allem die Kenntnisse über die andere Gemeinde als nützlich erwiesen, erzählte Bucher den Blaunerinnen, Blaunern und Gästen beim Brunnen auf dem Dorfplatz. So recherchierte die Vertretung aus Blauen cleverer und holte mehr Punkte als Rothenfluh. Zudem beantworteten die Radiohörer einige der Fragen und unterstützten so ihr Team. Weil die Sendezeit ablief, klemmte der Moderator das Spiel vorzeitig ab und verkündete den Zuhörern, es habe unentschieden geendet. «Fake News» waren schon damals gang und gäbe.
Seither sind die beiden Dörfer freundschaftlich miteinander verbunden. So gab es wiederholt Schützenausmärsche in die Partnergemeinde, gegenseitige Theaterbesuche, die Teilnahme an der Holzgant in Rothenfluh sowie Begegnungen auf behördlicher Ebene. Bevor die rund 150 Köpfe zählende Schar den Weg durch die Fluren und Wälder an der Blauenflanke unter die Füsse nahm, begrüssten Dieter Wissler, Präsident der Einwohnergemeinde Blauen, und Stefan Jeisy, Präsident der Burgerkorporation, die Anwesenden. Paul Schaub, Gemeindepräsident von Rothenfluh, bedankte sich bei den Gastgebern für die Einladung und erklärte, dass mit dem heutigen Banntag ein weiteres Kapitel in der Beziehung zwischen den beiden Gemeinden geschrieben werden könne. Unterwegs, bei der St.-Wendelins-Kapelle, berichtete Revierförster Markus Schmidlin vom Forstrevier Unteres Laufental.
Auf dem Festplatz bei der Jagdhütte Hinter Rain offerierten die Burgerkorporation und die Einwohnergemeinde den Wandernden ein Zobe. Der Musikverein Blauen und das «Handorgelduo Jogg & Christian» unterhielten das Publikum musikalisch. Die Gäste aus dem oberen Baselbiet genossen den Blauner Banntag in vollen Zügen und erfuhren auf eindrückliche Art, was Gastfreundschaft bedeutet. Blauen sei Dank.
Tenniken
Geh aus mein Herz und suche Freud
bri. So war es tatsächlich am diesjährigen Banntag, der in Tenniken nur alle zwei Jahre an Auffahrt stattfindet. Sicher auch, weil sich nach leichtem Morgennebel die Sonne zeigte, die endlich auch für wärmere Temperaturen sorgte. So trafen gegen 10 Uhr an die 200 Personen vor dem Feuerwehrmagazin gegenüber dem Pfarrhaus ein. Dem Bannumgang ging ein Gottesdienst voraus, abgehalten von Pfarrer Ulrich Dällenbach, wobei er das Thema Grenzen hinterfragte. Früher wurden die Grenzen von Grund und Boden heimlich verschoben. Welche Grenzen verschieben wir heute, und wie subtil tun wir es? Geht es zum Beispiel bei Klima und Bodenressourcen oder bei Meinungs- und Religionsfreiheit nicht auch um Grenzen, die verschoben werden, und zwar nach Mustern, die es dringend zu hinterfragen gilt?
Im Anschluss begrüsste die Gemeindepräsidentin Sandra Bätscher alle Anwesenden. Wie es in Tenniken bereits Tradition ist, wurde auch in diesem Jahr auf das Schiessen verzichtet. Die Fahne, getragen von Gemeinderat Marcel Zimmermann, im Voraus, dahinter begleitet vom Musikverein Tenniken und einer gut gelaunten Schar Banntägler, ging es kurz nach 11 Uhr Richtung Hefleten, Ried und Lägerz, wo in der Nähe des Grenzsteins Tenniken/Zunzgen ein Halt gemacht wurde, um sich zu stärken. Anschliessend marschierte man weiter Richtung Sagenacher, Dangern, Eimatt, Rintel und Gries zum Holzschopf. Wer weniger gut zu Fuss war, wählte die verkürzte Route, die von Gemeinderat Beat Heller angeführt wurde.
Nach Ankunft der Fahne beim Holzschopf wurde vom Musikverein Tenniken das von der Gemeinde offerierte Mittagessen an die Banntägler verteilt. Anschliessend konnte man begleitet vom Musikverein bei Kaffee und Kuchen den Nachmittag gemütlich ausklingen lassen.
Gelterkinden
Ein guter Tag für eine gute Tat
svr. Es gibt sie noch, die ausgleichende meteorologische Gerechtigkeit. Nachdem vergangenes Jahr der Banntag von einer garstigen Witterung umrahmt worden war, meldete sich die Sonne heuer mit einer intensiven Strahlenleistung zurück und dies in voller Tageslänge. Punkt 12 Uhr tönten aus den Strassen in Gelterkinden bereits die ersten ohrenbetäubenden Böllerschüsse. Nach der grossen Begrüssungszeremonie auf dem Dorfplatz machten sich die fünf Rotten in Begleitung des Musikvereins und der Gelterkinder Trikolore auf den Weg zu ihrem jeweiligen Grenzmarsch.
Die beiden Rottenführer, Mario Handschin und Yves Bruggisser, begrüssten beim umgebauten Pfadiheim, das im August eröffnet wird, die rund 150 bis 200 grossen und kleinen Banntägler der Rotte V. Sie setzte sich aus jungen Familien mit oder ohne Kinderwagen und Senioren jeglichen Alters zusammen. Nach Informationen über den Umbau des Heims und einem Zwischenhalt auf der Frändleten machte sich die Rotte auf den direkten Weg zum Festplatz auf dem Gelterkinder Berg, der nach einer etwa zweistündigen Wanderung erreicht wurde. Als gesellschaftlicher Höhepunkt des althergebrachten Brauchtums machte das Banntagsküchenteam vor der Stierenstall-Hütte mit seinen kulinarischen Köstlichkeiten aller Art seine Aufwartung. Diesea sorgte dafür, dass bei den allmählich eintreffenden Rotten die allfällige Müdigkeit durch einen verwöhnten Magen verflog. Auf dem Programm stand zudem die Ehrung von Kuri Wirz – der 40 Jahre als Rottenführer feiern durfte.
An diesem Banntag konnten die Gelterkinder auch gleich etwas gutes für die Umwelt tun: Für einen «Fünfliber» konnten sie das «Banntag-Liederbuch Gelterkinden» von der Bürgergemeinde mit den Texten von 32 Liedern erwerben. «Nachdem der Borkenkäfer vielen Bäumen zugesetzt hat», erläuterte Waldchef Ernst Flückiger, «kann man mit dem Kauf dieses Büchleins als Sponsor den Bürgerrat in seinen Bemühungen, den Gelterkinder Wald auf einer Fläche von fast einer Hektare mit etwa 1000 Bäumen aufzuforsten, unterstützen.»
Bubendorf
Generationen halten zusammen
lue. Schon um 6 Uhr in der Früh ist Bubendorf vom lauten Knallen aus den Gewehren der Banntagsschützen wachgerüttelt worden. Drei Stunden später begann der Banntag dann offiziell auf dem Dorfschulhausplatz mit einem Feldgottesdienst, musikalisch unterstrichen vom Musikverein Bubendorf. Durchgeführt wurde der Gottesdienst von Pfarrer Stefan Keilwehrt und Simone Rudiger. Sie betonten die Wichtigkeit eines stabilen Fundaments. «Alle schönen Räume haben keinen Bestand, wenn auf einem schwachen Fundament gebaut wird», sagte Keilwehrt. Auch Roger Frey, Präsident der Bürgergemeinde, richtete noch ein Wort an die Gemeinde und dann gab es kein Halten mehr: Die Banntagsschützen liessen ihre Gewehre knallen und mit wehenden Fahnen und Klängen des Musikvereins und der Tambouren- und Pfeiferclique marschierten die Anwesenden los.
Gemeinsam ging es bis zum Rappenfeld und dann wurde in drei Rotten aufgeteilt: Es gab eine Familierotte, die mit rund 1½ Stunden die kürzeste Route abdeckte, während die Rotten Nord und Süd beide eine längere Marschzeit hatten. Für alle Rotten wurde von der Männerriege Bubendorf ein Znünihalt vorbereitet. Um etwa 13 Uhr erreichte die Familienrotte, angeführt von den eifrigen Fahnenträgern, als erste das Werkhofareal der Bürgergemeinde, wo ebenfalls die Männerriege für Essen und Getränke gesorgt hatte. Nach und nach trafen die beiden anderen Rotten ebenfalls ein und konnten sich verdient verköstigen. Für musikalische Unterhaltung war ebenfalls gesorgt und die Banntägler, gross und klein, konnten den warmen Frühlingstag gemeinsam ausklingen lassen.
Ziefen
Knochenpulver und ein japanisches Lied
tho. Ziefen kennt kleine Banntage mit frühem Abmarsch und festliche grosse Familienbanntage. Am Donnerstag gab es die kleine Variante, allerdings mit grosser Beteiligung: Rund 150 Personen, unerwartet viele, machten sich auf den Weg, um die Grenze zu Bubendorf abzuschreiten und die teils uralten Grenzsteine – die ältesten an diesem Teil der Grenze stammen aus dem Jahr 1559 – zu kontrollieren und zu markieren. Zwischenzeitlich wurden zwei Rotten gebildet. Wer die Grenze im steilen Gelände exakt ablaufen wollte, musste schon sehr gut zu Fuss sein; die Rede war scherzhaft von der «schwarzen Piste».
An mehreren Stopps erteilten die Rottenführer und Bürgerräte Markus Hug und Kaspar Thommen den Banntäglern kurze Geschichtslektionen. Unter anderem erfuhr man, dass beim Hof Beckenweid, einst einem frühen Ziefner Taglöhnergut, ab 1850 während einiger Jahrzehnte Knochenpulver aus Schlachtabfällen in grossen Mengen hergestellt wurde. Verwendet wurde es als Dünger, aber auch als heilendes Pulver für das Vieh und, so jedenfalls die Vermutung, auch für Menschen. Apropos Pulver: Die Banntagsschützen sorgten aus stets gebührender Distanz für den traditionellen «Banntagssound».
Der Weg von der Beckenweid über die Höfe Beuggen und Bolzenried ins «Bloond» und von dort zum Festplatz beim Schützenhaus war nicht allzu weit. Die Wanderer wurden von der Schützengesellschaft bewirtet und von der Musikgesellschaft unterhalten. Der Ziefner Banntag 2019 war ein gemütlicher und rundum gelungener Anlass. Speziell in Erinnerung bleiben dürfte, dass bei einem Zwischenhalt eine japanische Sängerin, die gerade Gast in Ziefen ist, spontan ein traditionelles japanisches Lied vortrug. Bürgerrat Hug: «Das haben wir hier noch nie erlebt ...»
Arisdorf
Gerne etwas mehr
hub. Der Arisdörfer Banntag ist ein Familienanlass, an dem die Geselligkeit im Mittelpunkt steht – mit Bürgerbatzen, Jungbürgerfähnrich und natürlich Wurst und Bier. Ein bisschen mehr Banntagsvolk hätte sich Thomas Wellauer schon gewünscht. Nun gut, rund 270 waren es trotzdem, die sich am Donnerstag Punkt Mittag im Mitteldorf einfanden, um Arisdorfs Umriss abzuwandern. Doch in den vergangenen Jahren waren es eben mehr, da stiegen die Erwartungen des Bürger-Gemeindepräsidenten natürlich. Unzufrieden ist er aber nicht – ganz im Gegenteil: «Es war ein schöner Banntag.» Dieser hat bereits mit dem ersten Schuss begonnen, der morgens um sechs durchs schlafende Dorf hallte. Sechs Stunden später strahlt die Sonne vom stahlblauen Himmel, Banntagswetter, und Thomas Wellauer begrüsst vom Dorfbrunnen herab, um die Wanderschar aufs 600-jährige Brauchtum einzuschwören.
Der Musikverein spielt noch ein Stück, dann marschieren die beiden Rotten los, vorneweg je ein Jungbürger mit der Rottenfahne und die Trommler. Einst waren es sogar vier Rotten, die den Arisdörfer Bann entlang nach dem Rechten schauten. Nach einer Fusionsrunde sind es nunmehr deren zwei, die jeweils einen Viertel der Gemeindegrenzen abgehen, die Kreuzrotte über den Domberg, die Mühlerotte über den Schürboden.
Als Belohnung winkt der Bürgerbatzen, zwei Fünfliber aus dem ledernen Soldbeutel, Nichtbürger erhalten einen entsprechenden Gutschein, um auf dem Banntagsplatz Im Dick oberhalb des Alphofs für Wurst und Bier gerüstet zu sein.