Auf Rollen durchs Oberbaselbiet
12.06.2019 SportBiathlon | Das Schweizer Biathlon-Team trainiert in der Region
Das Schweizer Biathlon-Team rund um Mario Dolder hat vorige Woche ein Trainingslager im Oberbaselbiet absolviert, um sich auf die Saison 2019/20 vorzubereiten. Bevor die Athleten im Oktober in den Schnee ...
Biathlon | Das Schweizer Biathlon-Team trainiert in der Region
Das Schweizer Biathlon-Team rund um Mario Dolder hat vorige Woche ein Trainingslager im Oberbaselbiet absolviert, um sich auf die Saison 2019/20 vorzubereiten. Bevor die Athleten im Oktober in den Schnee zurückkehren, rasten sie auf Rollskiern durch die Region.
Boas Tschopp
Am 24. März dieses Jahres hat für die Schweizer Biathleten mit dem Verfolgungsrennen in Oslo die Saison geendet. Nur etwa sechs Wochen später trafen sich die Athleten rund um den Zeglinger Mario Dolder bereits wieder, um sich auf die nächste Saison vorzubereiten – auf der griechischen Insel Kreta. Dort stand die Kondition im Mittelpunkt: Die Biathleten verbrachten die meiste Zeit auf dem Rennvelo.
Drei Wochen im Monat trainiert die achtköpfige Nationalmannschaft gemeinsam. Anfang Juni zog es die Spitzensportler auf Vorschlag von Mario Dolder ins Baselbiet. Der Einladung folgten auch zwei Trainer und eine Physiotherapeutin. Es gefalle ihm hier, es könnte jedoch noch ein Stück bergiger sein, sagte der Walliser Benjamin Weger beim Besuch der «Volksstimme» im Trainingslager. Zudem fehle eine Bahn für Rollskier mit einem Schiessstand. Deshalb gibt es jeweils separate Schiesstrainings auf der Sichtern in Liestal und einzelne Rollskitouren, zum Beispiel von Augst über Rheinfelden nach Frick und wieder zurück nach Zeglingen.
Das Rollskifahren sei gut zu vergleichen mit dem Langlaufen, sagt Gastgeber Mario Dolder. Die Bewegungen seien sehr ähnlich, es würden die gleichen Muskeln beansprucht wie beim Langlaufen.
Um Abwechslung in den Trainingsalltag zu bringen, absolvierten die Athleten Einheiten im Kraftraum in Zeglingen. Auch ein Fussballspiel gegen den TV Zeglingen stand auf dem Programm. Dieses endete übrigens mit einer Niederlage für die Spitzensportler.
Der Tag begann für die Biathleten mit dem Morgenessen in einem «Bed and Breakfast» in Kilchberg, in dem sie sich einquartiert haben. Um acht Uhr stand die erste Trainingseinheit von etwa zwei Stunden auf dem Programm. Das Mittag- und das Abendessen wurde vom Restaurant Rössli in Zeglingen zubereitet. Dazwischen absolvierten die Athleten ihre zweite Trainingseinheit. Wöchentlich arbeitet das Team 20 bis 25 Stunden.
Wettkampf im Sommer
Die Athleten hatten den ganzen April Zeit, um zu regenerieren und nach der langen Saison wieder zu Kräften zu kommen. Diese Zeit ist besonders wichtig, da die Spitzensportler zuvor während fast eines halben Jahres wöchentlich Rennen absolvierten. Deshalb denke man nicht gerade wieder darüber nach, in den Schnee zurückzukehren, sagt Dolder, schon gar nicht nach einer nicht geglückten Saison. Die Athleten geniessen den Sommer während der Trainingslager. Im August kehre dann die Lust auf Schnee langsam, aber sicher zurück.
Eine optimale Vorbereitung bietet auch die in Minsk stattfindende Sommerbiathlon-WM, zu der Dolder und drei Teamkollegen antreten werden. Anstatt Langlauf wird beim Sommerbiathlon Rollski gefahren. Dolder wird in die Berge reisen und auf 2000 Höhenmetern trainieren. Da liegt zwar noch kein Schnee, aber das Höhentraining sorgt für mehr Ausdauer, da die Sauerstoffverfügbarkeit kleiner ist als im Flachland. Nach dem Training in den Bergen sind die Athleten meistens reduziert und benötigen einige Tage, um wieder ihre maximale Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Im Oktober reisen die Biathleten nach Oberhof in Deutschland, wo sie in einer Skihalle zum ersten Mal nach sieben Monaten wieder mit Schnee in Kontakt kommen. Das erste Mal Naturschnee unter den Skiern werden die Biathleten im November in Norwegen haben, bevor sie im schwedischen Östersund am 1. Dezember in die Saison starten.
Im Biathlon ist jedes Jahr WM-Jahr. 2020 werden die Medaillen im Südtirol in Antholz vergeben. Für die Qualifikation brauchen die Schweizer Athleten im Weltcup ein Resultat in den Top 15, oder zwei Resultate in den Top 25.
Des einen Freud …
Die Schweizer Top-Biathleten sind fast das ganze Jahr über zusammen. Da es aber nur begrenzte Startplätze gibt, herrscht ein ständiger Konkurrenzkampf zwischen den Freunden. Das sei aber, laut Mario Dolder, kein Problem. Dadurch, dass nach nackten Resultaten selektioniert wird, ist die Selektion objektiv. Die Stimmung untereinander leide keineswegs darunter. Das würde auch nicht funktionieren, da die Mitglieder des Kaders fast das ganze Jahr über zusammen seien.
Während andere Athleten die Zeit während der Trainingspausen beispielsweise damit verbringen, auf Netflix Serien zu schauen, muss Dolder Bücher wälzen. Der Baselbieter absolviert ein Studium zum Bauingenieur. Es ist ihm wichtig, eine gute Ausbildung zu haben, wenn es eines Tages mit dem Profisport vorbei sein wird, sagt er. Ausserdem sei ihm ein Leben als Profisportler langfristig zu einseitig.
Um weiter vorne mitzumischen, müsse er noch an Konstanz im Schiessstand zulegen, sagt Dolder selbstkritisch. Wenn alles optimal aufgehe, liege sicher etwas drin. Dies zeigte auch sein sechster Platz im 10-Kilometer-Sprint in Östersund, der ihm die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang einbrachte. Für ihn gilt es nun, nach einer eher durchwachsenen Saison wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren.