Lesetipp | Kurzkrimis und Ausflugstipps von Barbara Saladin

Abgründig und hochspannend – die Kurzkrimis von Barbara Saladin zeigen das Baselbiet von einer neuen Seite.

Thomas Preiswerk

«Mörderisches Baselbiet» – der Titel des broschierten Buches auf der Beige neben der Kasse ist mir in die Augen gestochen. Spannend. Ich öffnete und sah bald: Kurzgeschichten. Eigentlich verbeisse ich mich lieber in länger anhaltende Romane. Im Zug unterwegs ins Städtli oder in die Stadt sind aber Kurzgeschichten genau das Richtige.

Sie spielen vom Nordrand in Augst und auf einem Rheinschiff bis nach Süden zum Vogelberg, vom östlichen Läufelfingen mit der Homburg bis ins Chessiloch im westlichen Laufental. Die Autorin Barbara Saladin kennt die Wege den Bächen entlang, durch Schluchten, über Wiesen und auf Pässe. Wie die Sonne zu allen Jahreszeiten wärmt oder Schatten wirft; wie sie zu jeder Tageszeit den Wald und die Wiesen einfärbt. Sie muss das meiste selbst erwandert haben. Ausserdem zaubert sie immer wieder geschichtliche Ereignisse hervor und arbeitet raffiniert mit Ortssagen. Gelegentlich ist ein Flurname erfunden.

Zum Beispiel der «Killerberg», nicht nur, weil dort gerade etliche mysteriöse Todesfälle kurz hintereinander geschehen, sondern weil die hoch gelegene Juraweide in fester Hand einer Kuhherde ist. Diese hat wegen eines Bikers ein Kalb verloren: Es erschrak ob dem schnellen Raser, brach sich beide Vorderbeine und musste abgetan werden. Das erfährt der gespannte Leser alles aus rindviehischer Optik, denn die Kühe reden hier untereinander wie wir Menschen. So geben die Tiere ihrer Verwunderung über menschliches Verhalten Ausdruck.

Andernorts reden zwei Katzen und ein Hund miteinander, verfolgen einen Dieb, der an einem Dorfmarkt einen Pekinesen gestohlen hat, ihn fotografiert und nun den Besitzer damit erpressen will. Auch hier geschieht ein tödliches Unglück, aber das Schicksal bedient sich eines hinabkollernden schweren Steines. Schliesslich stösst ein sackgrober, eingebildeter Tourist bei der Homburg auf das Schlossgespenst und erfährt aus dessen Munde, wie es ihm beim langen Warten auf Rache so ergangen ist.

Neben der Rache als Motiv spielt unglückliche Liebe die Triebfeder, Eifersucht auch. In einer Geschichte an romantischer Stelle entpuppen sich scheinbar friedliche Esoteriker beim Warten auf den Lichtträger als raffinierte Diebe. Ein weiteres Mal wird ein Höhlenforscher scheinbar zum Mörder, stellt sich aber später als fast ganz unschuldig heraus. Eine reiselustige Dame aus dem Mittelland unterliegt ihrer längst überwunden geglaubten Kleptomanie. Dann wieder bringen zwei Scheidungswillige sich beinahe gegenseitig mit Gift um; diese werden gerettet. Auf abgelegener Alp drücken zwei erbitterte Feinde gleichzeitig ab und treffen auch beide! Abgründig, wie ein Dritter das Ganze arrangiert hat.

Barbara Saladins Sprache ist knapp, präzise und witzig. Sie trifft den Ton jüngerer wie älterer Menschen; Hiesiger wie Zugewanderter. Deutlich nummerierte Anmerkungen bringen laufend touristische Hinweise und historische Erläuterungen. Zuhinterst erschliesst ein Glossar für Leser von ausserhalb der Schweiz helvetische Ausdrücke wie Postauto oder Stange und Dialektworte wie Velo oder Znüni.

«Mörderisches Baselbiet», Barbara Saladin, 11 Krimis und 125 Freizeittipps, Gmeinder Verlag

Thomas Preiswerk ist pensionierter Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Sissach.

Von der mörderischen Seite

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