Die Irrungen und Wirrungen des Schicksals
10.05.2019 KulturBuchtipp | «Der dunkle Garten» von Tana French
Toby Hennessy, ein junger und vom Leben noch nie wirklich im Stich gelassener Mann, ist die Hauptfigur im neuen, überaus spannenden Roman der Erfolgsautorin Tana French.
Kristina Isler
Wann ...
Buchtipp | «Der dunkle Garten» von Tana French
Toby Hennessy, ein junger und vom Leben noch nie wirklich im Stich gelassener Mann, ist die Hauptfigur im neuen, überaus spannenden Roman der Erfolgsautorin Tana French.
Kristina Isler
Wann führt man ein glückliches Leben? Welche Entscheidungen und Ereignisse, Umstände und Verkettungen entscheiden über den Verlauf eines Menschenlebens? Diese Fragen stellt sich Toby Hennessy zu Beginn von «Der dunkle Garten». Die Hauptperson von Tana Frenchs neuem Roman bezeichnet sich selbst als Glückskind und muss dazu nicht wirklich viel beitragen. Es ist einfach so.
Nachdem er jahrelang ein glückliches und zufriedenes Leben geführt hat – toller Job in der Werbebranche, zuverlässige Freunde und eine für ihn perfekte Freundin – verändert ein Einbruch alles. Hennessy beginnt sich zu fragen, ob ihn das Glück nun wohl verlassen habe. Während des Überfalls überrascht er die Täter und wird brutal zusammengeschlagen. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt und mit einigen zurückbleibenden Folgeschäden hat er grosse Mühe, sich in seinem Umfeld wieder einzufinden. Er beginnt sich von seiner Umwelt abzukapseln.
Als er von der schweren Krebserkrankung eines seiner Onkel erfährt, lässt er sich darauf ein, mit seiner Freundin, der einzigen Person, von der er noch Nähe zulassen kann, in das alte Haus zu ziehen und den Alltag des kranken Harry zu erleichtern. Diese Entscheidung und das Leben im Haus, in dem er mit seiner Cousine und seinem Cousin so viele wunderschöne Sommer verbracht hat, lösen in ihm die verschiedensten Emotionen aus.
Nach einiger Zeit beginnt Hennessy das Leben und die Tagesabläufe, die sich ergeben, zu geniessen. Doch dann macht sein kleiner Neffe eine Entdeckung, die aufs Neue alles verändern wird. Er findet in einem alten Baumstrunk im Garten des Hauses einen Schädel, und die Irrungen und Wirrungen sowie ein Strudel drohenden Unglücks beginnen sich selbstständig zu machen.
Mit ihren präzisen Beschreibungen der einzelnen Figuren im Buch schafft es die Autorin, dass sich beim Leser zu jeder Person Meinungen bilden, die zwischen Sympathie, Verständnis und Abneigung hin und her wechseln. Innerhalb der Kapitel ergeben sich Zeitsprünge in die Vergangenheit, was aber nicht bedeutet, dass die Leserschaft den Faden in der Geschichte verliert. Tana Frenchs Schreibstil gebührt besondere Erwähnung, da sie es schafft, damit eine Spannung aufzubauen, die einen während des Lesens oft den Atem anhalten lässt. Man hat das Gefühl, als Beobachter im Buch anwesend zu sein. Der Handlungsverlauf überrascht immer wieder und man hängt bis zur letzten Seite, bis zum letzten Wort an den Lippen von Toby Hennessy.
«Der dunkle Garten» von Tana French, Verlag Fischer Scherz, 2019, 656 Seiten.