Kurz vor ihrem 95. Geburtstag durfte Klara Thommen, s Kläri, friedlich einschlafen. Ein Dorforiginal ist nicht mehr. Zeit ihres Daseins hat s Kläri, wie wir sie in Arboldswil liebevoll genannt haben, an zentraler Dorflage gewohnt. Der Kindergartenweg führte für die meisten am ...
Kurz vor ihrem 95. Geburtstag durfte Klara Thommen, s Kläri, friedlich einschlafen. Ein Dorforiginal ist nicht mehr. Zeit ihres Daseins hat s Kläri, wie wir sie in Arboldswil liebevoll genannt haben, an zentraler Dorflage gewohnt. Der Kindergartenweg führte für die meisten am Haus von Kläri vorbei. Und ich gebe es heute zu: Auch ich konnte es nicht lassen, einen Schneeball ans Küchenfenster zu werfen. Wer solche und andere Strolchentaten beging, lernte indes s Kläri und ihren Besen im Laufschritt kennen. Auch meine Kinder, eine Generation später, wissen Ähnliches zu berichten.
Was viele nicht wissen: Nach ihrer Pensionierung hatte sie sich eine Reise durch die USA gegönnt. Und dies durchaus verdientermassen: Jahrzehntelang hatte sie in Uhrenfabriken gearbeitet. Daneben hat s Kläri ihren Eltern bei Abwartarbeiten, im Haushalt und auf dem Feld geholfen. Und später zeichnete sie während Jahrzehnten für den Abwartsdienst auf dem Friedhof verantwortlich. Die Entbindung von ihrem Auftrag hinderte sie nicht daran, (zu Reinigungszwecken) zum Besen zu greifen, wenn Unordnung herrschte.
Aufgewachsen ist sie mit ihren beiden Brüdern Martin und Edi, die jung verstarben. Auf die Frage, warum sie ihren einen Bruder ums Doppelte überlebt hat, meinte sie: «Ich bi halt e Zeechi!» Davon kann man durchaus ausgehen. Das Bild, wie s Kläri noch mit 90 Jahren ihre Wiese auf der anderen Strassenseite mit dem Balkenmäher «traktiert» hat, bleibt unvergesslich.
Ebenso unvergesslich bleibt der Besuch des Gemeinderats beim Kläri zu Ehren ihres 90. Geburtstags. In der Wohnung ging es zu wie in einem Bienenhaus: Besucher kamen und gingen, das alte Telefon mit Glocken klingelte fast unaufhörlich – und mittendrin, zu allen Gästen schauend, war unser Kläri.
So behalten wir sie denn auch in getreuer Erinnerung und ehrendem Andenken. Ein sehr liebenswürdiges, mit trockenem Humor gesegnetes und fleissiges «Original», das stets um unser Dorf und das Wohlergehen ihrer Bekannten besorgt war, ist nicht mehr.
Johannes Sutter, Gemeindepräsident Arboldswil