Auf Beat Heftis Spuren
26.04.2019 Sport, WenslingenBob | Marco Lorenzoni trainiert für den Sprung in den Weltcup
Der Wenslinger Bobfahrer Marco Lorenzoni hat den Sprung vom Anschieber zum Piloten in der vergangenen Saison erfolgreich geschafft. Zusammen mit Dominik Hufschmid will er es an die Spitze des Europacups ...
Bob | Marco Lorenzoni trainiert für den Sprung in den Weltcup
Der Wenslinger Bobfahrer Marco Lorenzoni hat den Sprung vom Anschieber zum Piloten in der vergangenen Saison erfolgreich geschafft. Zusammen mit Dominik Hufschmid will er es an die Spitze des Europacups schaffen.
Daniel Hofstetter
«Wenn du einmal reinhockst, packt es dich oder es packt dich nicht», sagt Marco Lorenzoni über den Bobsport. «Ich habe es von Anfang an cool gefunden», sagt der Wenslinger. 2015 rief der Schweizer Bobpilot Beat Hefti die «Victorinox Bob Trophy» ins Leben. Lorenzoni nahm teil und erreichte den sechzehnten Schlussrang. Damit machte er einen Nachwuchspiloten auf sich aufmerksam. Mit ihm sammelte Lorenzoni erste Erfahrungen.
In der Saison 2017/18 bestritt er an der Seite von Routinier Pius Meyerhans in dessen «Bob A-Team» mit beachtlichem Erfolg weitere Rennen im Europacup sowie am Nordamerikacup. So schaffte es das A-Team im November 2017 im kanadischen Whistler aufs Podest. Einen Monat später durfte Lorenzoni seine erste Schweizermeisterschaftsmedaille in Empfang nehmen. Im Viererbob holte er mit Meyerhans, Jean Jacques Keller und Cyril Bieri Silber.
Höhepunkt Viererbob
Gleichzeitig begann Lorenzonis Laufbahn als Pilot im Zweierbob. Zusammen mit seinem Bruder Luca bestritt er die Junioren-Schweizermeisterschaft. Seit der Saison 2018/19 ist Lorenzoni nun nur noch als Pilot unterwegs. Mit dem Wechsel an die Steuerseile änderte sich für den mittlerweile 26-Jährigen einiges – angefangen mit der Suche nach einem eigenen Bob.
Es gelang Lorenzoni, mit Beat Hefti eine Art «Leasing» für einen von dessen Bobs auszuhandeln. Darüber hinaus musste er sich selber auf die Suche nach einem Anschieber machen. Fündig wurde der Wenslinger im Nachbardorf. Dominik Hufschmid kennt er schon länger. Während Lorenzoni Mitglied des TV Wenslingen ist, gehört Hufschmid dem TV Oltingen an. «Im vergangenen Sommer habe ich ihn angefragt.» Hufschmid sagte spontan zu.
Doch auch sonst ist vieles anders. Neben technischen Aspekten ist vor allem die mentale Belastung deutlich höher. Ein Pilot muss das gesamte Rennen hindurch voll bei der Sache sein, muss auf jeden Fehler schnell und intuitiv richtig reagieren. Trotz aller Umstellungen fällt Lorenzonis Fazit nach der ersten Saison als Pilot positiv aus: «Es lief nicht ganz alles so, wie ich es mir gewünscht habe, aber es war eine gute und sehr lehrreiche Saison.»
Der Pilot machte sich mit zahlreichen Bahnen des Wettkampfzirkus vertraut, bestritt mehr Fahrten als gedacht. Vom Verband wurde er zudem für das Europacuprennen in Königssee aufgeboten. Zusammen mit Anschieber André Höpli fuhr er auf den 26. Rang. Unbestrittene Höhepunkte waren aber seine ersten Rennen als Pilot mit dem Viererbob im Dezember 2018 in Innsbruck.
An den Schweizermeisterschaften Anfang März erfüllte Lorenzoni mit Rang 5 im Zweier- sowie Rang 6 im Viererbob die Erwartungen, obschon «noch mehr möglich gewesen wäre». Die Saison ist damit abgeschlossen und der Fokus auf die Zukunft gerichtet.
Dafür betreiben er und Hufschmid einen enormen Aufwand. Die beiden Oberbaselbieter sind praktisch täglich mit dem Bobsport konfrontiert. Viel Zeit verbringen sie dabei in der Innerschweiz. Als Mitglieder des Bobclubs Zentralschweiz reisen sie regelmässig nach Beromünster, wo sie zwei Mal pro Woche von Thomas Herzog trainiert werden. «Herzog macht auch die Trainingspläne neben der Bahn», erklärt Lorenzoni.
In die Top 5
In Emmen befindet sich zudem eine Starterbahn. Einmal in der Woche üben die beiden Bobfahrer dort den so wichtigen Start mit einem Bob auf Schienen. Darüber hinaus beginnen sie nun nach Ostern mit zwei wöchentlichen Sprinttrainings in Liestal. Der Aufwand ist angesichts ihrer hohen Ambitionen notwendig: «Das ganz grosse Ziel ist es, alle Europacuprennen zu fahren und dort nicht nur in die Top 15 vorzustossen, sondern in die Top 10 oder sogar Top 5.»
Denn mittelfristig möchte Lorenzoni den Sprung in den Weltcup schaffen. Die Lücke, welche die Rücktritte von Beat Hefti, Rico Peter und Clemens Bracher gerissen haben, ist zwar gross. Doch viele talentierte junge Piloten warten auf ihre Chance. Entsprechend «wird es für mich nicht einfach, nach vorne zu kommen».
Dass der Sprung vom Europacup in den Weltcup möglich ist, hat Michael Vogt im vergangenen Jahr eindrücklich bewiesen. Lorenzoni und Hufschmid wollen es ihm bald nachmachen.