Von der Weltbühne zur Vision
07.03.2019 Fussball, SportStephan Fässler will ein neues System etablieren
Der 55-jährige Hölsteiner Stephan Fässler kümmert sich nach seiner langjährigen Karriere als Fifa-Beachsoccer-Schiedsrichter nun um die Rekrutierung von Neu-Schiedsrichtern in der Nordwestschweiz.
Daniel ...
Stephan Fässler will ein neues System etablieren
Der 55-jährige Hölsteiner Stephan Fässler kümmert sich nach seiner langjährigen Karriere als Fifa-Beachsoccer-Schiedsrichter nun um die Rekrutierung von Neu-Schiedsrichtern in der Nordwestschweiz.
Daniel Schaub
Stephan Fässler hat sich einst auf der Weltbühne des Fussballs bewegt. Des Sandfussballs, um es präzise zu halten. 2007 pfiff er an der Beachsoccer-Weltmeisterschaft an der Copacabana in Rio de Janeiro, seine spätere Tätigkeit als Instruktor der Fifa machte ihn zum Dauerreisenden in Sachen Beachsoccer. «Mein Horizont hat sich durch diese Tätigkeit enorm geöffnet, ich konnte neue Kulturen kennenlernen, ich war an vielen Orten Gast und nicht einfach Tourist.»
Fässler, der heute mit seiner Frau in Hölstein wohnt, war so etwas wie der Pionier unter den Beachsoccer-Schiedsrichtern. Es war im Winter 1998/99, als er im jährlichen Ausbildungscamp der Schweizer Refs in Gran Canaria gemeinsam mit dem ehemaligen Fifa-Schiedsrichter Andreas Schluchter ein Beachsoccer-Turnier vor Ort verfolgte. «Das wäre doch etwas», sagte Fässler. Zwei Wochen später erinnerte sich Schluchter an diese Worte, als er von Angelo Schirinzi angefragt wurde, ob er sich vorstellen könnte, als Schiedsrichter zu einem Beachsoccer-Turnier mit Schweizer Beteiligung in Portugal zu reisen.
Neu in der Region tätig
Schluchter selbst konnte nicht, doch er vermittelte Fässler – und so kam es, dass der Oberbaselbieter kurze Zeit später im Sand von Estoril stand und die Partie zwischen Italien und Portugal vor 4000 Zuschauern über die Bühne zu bringen hatte. Es folgte eine aufregende Karriere mit insgesamt drei Weltmeisterschaften und vielen Begegnungen. 17 Jahre lang war Fässler Chef der Schweizer Beachsoccer-Schiedsrichter, engagierte sich in der Ausbildung. Ende 2016 beendete er diese langjährige Tätigkeit – und es dauerte nicht lang, bis er bereits eine neue Aufgabe übernahm. Beim Fussballverband Nordwestschweiz wollte man die Vereine in der Rekrutierung von Neu-Schiedsrichtern verstärkt unterstützen, eine Aufgabe, die auf Fässler mit seinen kommunikativen Fähigkeiten und seiner positiven Erscheinung zugeschnitten ist.
Seither berät er Vereine, er gestaltet Informationsabende, versucht, Kandidaten für das Amt des Schiedsrichters zu gewinnen, hat die Funktion der Schiedsrichter-Verantwortlichen in den Klubs aktiviert. «Mir geht es darum, das Positive in den Vordergrund zu stellen. Eine Schiedsrichterausbildung und die spätere Tätigkeit sind eine Lebensschule, sie fördern die Persönlichkeit, die Kritik- und Konfliktfähigkeit, die körperliche Fitness. Das sind alles Dinge, die im Beruf enorm wichtig sind.»
Eine Zukunftsvision
Bei all seinen Motivationskünsten – Fässler spürt in den direkten Kontakten mit den Klubs auch, dass «wir uns in einem Hamsterrad drehen». Will heissen, die Schiedsrichterrekrutierung, wofür nach aktuellem System ausschliesslich die Vereine zuständig sind, stösst an natürliche Grenzen, der Bestand an Schiedsrichtern ist seit Jahren mehr oder weniger unverändert.
Stephan Fässler hat deshalb eine Vision entwickelt, die sich noch im Anfangsstadium befindet. Ihm schwebt vor, die Verantwortung für die Rekrutierung von den Vereinen auf den Regionalverband zu übertragen. Das Rekrutierungsfeld eines Vereins ist oft sehr eingeschränkt, nicht selten wird jemand für das Amt des Schiedsrichters überredet, der sich eigentlich gar nicht so richtig dafür begeistert oder eignet. Eine zentrale Stelle, die sich professionell um die Rekrutierung kümmern würde, öffnet nicht nur das Feld, sondern kann auch für eine Qualitätssteigerung sorgen.
Die Vereine würden jenes Geld, das sie momentan für ihre eigenen Schiedsrichter ausrichten zum Betrieb dieser zentralen Stelle bereitstellen und sind im Gegenzug von der Rekrutierungspflicht und den zu erfüllenden Kontingenten entlastet. Fässler vergleicht das mit einer eingekauften Dienstleistung oder einer Form von Personalvermittlung. Entfallen würden in einem solchen System auch die unsäglichen Abwerbeaktivitäten bei Schiedsrichtern.
Noch ist das Zukunftsmusik, «ein moderner Ansatz», wie es Fässler nennt. Er hofft, dass dieses Projekt dereinst in Angriff genommen werden kann. Seine Weltoffenheit hat sich Fässler auch auf regionaler Ebene erhalten.