Die Landratskandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Waldenburg
08.03.2019 Baselbiet, Wahlen, Waldenburg, Politik, Bezirk Waldenburgtho. Wahlprognosen für den Bezirk Waldenburg, den kleinsten Wahlkreis in der Wahlregion 4, sind mit Vorsicht zu geniessen: «Der Sitz der Grünen ist unbestritten», schrieb die «Volksstimme» bei ihrer Wahlvorschau vor vier Jahren. Nach der Wahl war man dann klüger: ...
tho. Wahlprognosen für den Bezirk Waldenburg, den kleinsten Wahlkreis in der Wahlregion 4, sind mit Vorsicht zu geniessen: «Der Sitz der Grünen ist unbestritten», schrieb die «Volksstimme» bei ihrer Wahlvorschau vor vier Jahren. Nach der Wahl war man dann klüger: Solarpionier und Amtsinhaber Heini Holinger (Oberdorf) wurde abgewählt. Da hatte es auch nichts genützt, dass die Liste mit einem «Import» verstärkt worden war: Die ehemalige Landratspräsidentin Esther Maag aus Liestal holte weniger Stimmen, als das von der Partei erhofft worden war.
Nicht nur die Grünen flogen im Wahlkreis Waldenburg 2015 aus dem Landrat: Auch das kurze, vier Jahre dauernde Gastspiel der Oberbaselbieter BDP endete sang- und klanglos: Amtsinhaber Felix Weber aus Reigoldswil wurde nicht bestätigt. Gewinner waren die SVP und die EVP, doch dazu später mehr.
Die Grünen versuchen es nun erneut mit einem «Import»: Als Spitzenkandidat tritt Bálint Csontos an, der junge Präsident der Grünen Baselland und Gemeinderat aus Ramlinsburg. Seine Gemeinde zählt zum Wahlkreis Liestal. Ob das «Fremdgehen» des grünen «Shootingstars» goutiert wird, bleibt abzuwarten. Die Öko-Partei selber macht sich jedenfalls grosse Hoffnungen, den verlorenen Sitz wieder in ihre Reihen zu bringen. Neben Csontos wird vor allem Hans Weber (Langenbruck, ehemals Ökozentrum) ein grösseres Stimmenpotenzial zugeschrieben.
Am ehesten haben die Grünen den dritten Sitz der SVP im Visier. Dieser wurde vor vier Jahren hinzugewonnen. Die SVP machte damals ein fantastisches Resultat mit einem Anteil von 38,4 Prozent der Stimmen. Der Diegter Unternehmer und bisherige Landrat Matthias Ritter dürfte nun erneut ungefährdet sein Ticket nach Liestal lösen, ebenso der Tschoppenhöfer Michel Degen, der für die zurückgetretene Diegterin Myrta Stohler ins Parlament nachrückte. Stohler dürfte der SVP allerdings spürbar fehlen: Sie war vor vier Jahren die Top-Stimmenbringerin – zusammen mit dem Reigoldswiler SVP-Landrat Hansruedi Wirz, der nun nach 16 Jahren im Landrat der Amtszeitbeschränkung zum Opfer fällt und ebenfalls nicht mehr auf der Liste ist. Als aussichtsreicher Neuer in den Reihen der Volkspartei gilt dem Vernehmen nach der ehemalige Lauwiler Gemeindepräsident Andy Mohr, doch das Rennen scheint offen zu sein. Mit Niklaus Häfelfinger (Diegten) und Thomas Gerber (Eptingen) sind auch zwei amtierende Gemeinderäte auf der Liste.
Ebenso wie Hansruedi Wirz von der SVP muss nach 16 Jahren im Amt der Sozialdemokrat und derzeitige Landratspräsident Hannes Schweizer (Oberdorf) auf eine weitere Kandidatur verzichten. Schweizer war bei den vergangenen Wahlen das stärkste Zugpferd vor dem Karren der SP. Wahlchancen werden nun dem Oberdörfer Wirt und Gemeinderat Salman Fistik attestiert, der vor vier Jahren ein gutes Resultat machte. Erfolgsaussichten werden auch dem Niederdörfer Urs Roth zugeschrieben: Er ist der Geschäftsführer der kantonalen Spitex.
Mitte-Liste mit Gemeindepräsidenten
Aussenseiterchancen hat im Wahlkreis Waldenburg die erstmals antretende Mitte-Liste mit Kandidaten der Parteien CVP, glp und BDP. Die Liste ist interessant: Mit Piero Grumelli (CVP, Oberdorf) und Hector Herzig (glp, Langenbruck) kandidieren gleich zwei Gemeindepräsidenten, mit dem Lauwiler Peter Erni (BDP) kommt ein Gemeinderat hinzu. Der erste Platz wird am ehesten Piero Grumelli zugetraut, der unlängst im Zusammenhang mit der Ausgleichsinitiative in den Vordergrund trat. Ein CVP-Landrat aus Oberdorf wäre kein Novum: Die ansonsten im Unterbaselbiet beheimatete Partei delegierte den Oberdörfer Paul Thüring von 1983 bis 1992 in den Landrat. Nachdem dieser Chefbeamter beim Bund geworden war, rückte Josef Andres nach. Bei den Wahlen im Jahr 1995 ging der einzige CVP-Sitz im Oberbaselbiet dann verloren. Ebenfalls mit einer Gemeindepräsidentin als Spitzenkandidatin können die Freisinnigen aufwarten: mit der Waldenburgerin Andrea Kaufmann. Sie war 2015 zwar nicht direkt in den Landrat gewählt worden, hat aber dennoch keinen Tag der Legislatur verpasst: Kaufmann durfte damals noch am Wahlsonntag nachrücken, da ihre Hölsteiner Parteifreundin Monica Gschwind in den Regierungsrat gewählt worden war. Die FDP hält seit Jahr und Tag einen Sitz in diesem Wahlkreis, eine Veränderung käme überraschend.
Bleibt noch die EVP, die mit Andrea Heger, der Hölsteiner Gemeinderätin und Präsidentin der reformierten Synode Baselland, einen Sitz innehat. Das Waldenburger EVP-Mandat wanderte 2011 innerhalb der Oberbaselbieter Wahlregion in den Wahlkreis Gelterkinden ab und kam 2015 wieder zurück. Gefahr für Heger lauert also weniger beim politischen Gegner, sondern eher wieder bei den Freunden in Gelterkinden. Doch vielleicht passieren am 31. März auch ganz andere Dinge. Wie gesagt: Prognosen im Wahlkreis Waldenburg sind stets mit Vorsicht zu geniessen.
Wahlkreis Waldenburg: Arboldswil, Bennwil, Bretzwil, Diegten, Eptingen, Hölstein, Lampenberg, Langenbruck, Lauwil, Liedertswil, Niederdorf, Oberdorf, Reigoldswil, Titterten, Waldenburg. Bisher erschienen: Wahlkreise Sissach (1. 3.), Gelterkinden (5. 3.) und Liestal (7. 3.).