Des «Dokters» neue Heimat
14.03.2019 ItingenWegziehender SVP-Landratskandidat wird zum Fasnachtssujet
Am 31. März wird der Landrat neu gewählt. Der Itinger Arzt und SVP-Kandidat Daniel Schenk wird am 1. April im Kanton Bern eine neue Stelle antreten und das Baselbiet wohl verlassen. Die Itinger Clique Glögglifrösch fühlt ...
Wegziehender SVP-Landratskandidat wird zum Fasnachtssujet
Am 31. März wird der Landrat neu gewählt. Der Itinger Arzt und SVP-Kandidat Daniel Schenk wird am 1. April im Kanton Bern eine neue Stelle antreten und das Baselbiet wohl verlassen. Die Itinger Clique Glögglifrösch fühlt sich veräppelt.
Christian Horisberger
Grosse Ehre für Daniel Schenk: Die Itinger Wagenclique Glögglifrösch hat dem Dorfarzt ihr diesjähriges Fasnachtssujet gewidmet. Allerdings nicht, weil Doktor Schenk eine Mutter von Fünflingen entbunden hat oder die Itinger Einwohner neuerdings honorarfrei behandelt. Vielmehr ziehen sie Schenk und seine Partei, die SVP, durch den «Gaggo»: Die SVP Sissach und Umgebung hat den 53-jährigen Mediziner als einen von sechs Kandidaten auf ihre Landratsliste für den Wahlkreis Sissach gesetzt. Am 31. März wird bekanntlich gewählt.
Wie die Glögglifrösch aber wissen, wird Schenk unmittelbar nach dem Wahltermin dem Baselbiet den Rücken kehren. Nach rund 20 Jahren in Itingen wird er in Interlaken eine neue Stelle antreten und deshalb wohl auch Itingen verlassen. Das Motto der Clique lautet folgedessen «Adieu Dokter». Auf dem Wagen, mit dem die Glögglifrösch am Sissacher Umzug teilgenommen haben, war unter anderem dieser Vers zu lesen:
Wer no es Adenke will ha vo eusem Dokter hänkt es Wahlplakat vor SVP ab das goht ganz locker. Listefüller oder IQ-Erhöher nimmt me gern. Weiss echt die Partei, dass die neui Heimet vom Dokter Interlake isch – Kanton Bern?
Tatsache? Kandidiert da einer für den Landrat, der sein Mandat im Fall einer Wahl gar nicht antreten dürfte, weil dazu Wohnsitzpflicht im Kanton besteht? Daniel Schenk bestätigt auf Anfrage, dass er per 1. April in Interlaken eine neue Stelle antreten werde und deshalb vorhabe, von Itingen wegzuziehen. Er werde die Leitung einer neuen Gemeinschaftspraxis übernehmen, die das Spital Interlaken betreibt. Seine Hausarztpraxis in Itingen, die er vor 19 Jahren gegründet hatte, werde auf Ende März aufgelöst, die Liegenschaft an der Dorfstrasse mit Praxis und Wohnteil stehe zum Verkauf. Bis zum Verkauf des Hauses werde er zwischen Itingen und dem Berner Oberland pendeln.
«Kein Stimmenfänger»
Die berufliche Neuorientierung habe zum Zeitpunkt seiner Kandidatur den Status «Vorabklärungen» gehabt, erklärt Schenk. Er sei kein Listenfüller und Stimmenfänger, diesen Vorwurf weist er kategorisch von sich: «Ich gebe meinen Namen nicht her, bloss um Stimmen hereinzuholen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich das Baselbiet verlasse, hätte ich mich nicht auf die Liste setzen lassen. Wer mich kennt, weiss das.»
Wer ihn kenne, wisse aber auch, dass er ein Mensch sei, der durchzieht, worauf er sich eingelassen hat, sagt er. Das heisst: Im Falle einer Wahl werde er prüfen, wie er das Mandat als Wochenaufenthalter ausüben könnte. Er sei sehr «flexibel und multitaskingfähig» und traue sich zu, Beruf, Politik und Pendeln zwischen dem Baselbiet und dem Berner Oberland managen zu können, sagt der SVP-Kandidat. «Wäre dem nicht so, hätte ich mich von der Liste nehmen lassen.»
«Alles rechtens»
Dass er bei den Itinger Fasnächtlern zum Handkuss gekommen ist, nimmt Schenk zur Kenntnis: Er sei «erfreut über die spontane Kreativität» der Fasnächtler, ihn zum Sujet gemacht zu haben. SVP-Sektionspräsident Peter Riebli schmunzelt über den prominenten Auftritt seiner Liste an der Fasnacht und sagt: «Ich habe genug Humor, um über einen guten Gag lachen zu können. Die Fasnacht ist ja dazu da, um auch uns Politiker auf die Schippe zu nehmen.»
Riebli betont, dass alles rechtens sei auf Liste 3. Solange Schenk im Baselbiet angemeldet ist, sei er wählbar. «Sollte er gewählt werden, wird er eine Lösung im Sinne seiner Wähler suchen und finden.» Dennoch. Es steht die Vermutung im Raum, dass Wählerinnen und Wählern ein Kandidat vorgesetzt wird, der für ein Mandat gar nicht infrage kommt. Riebli: «Wir sind Milizpolitiker, unseren Lebensunterhalt verdienen wir im Beruf.» Ändere sich die berufliche Konstellation kurzfristig, könne das leider auch Auswirkungen auf die politische Tätigkeit haben. Schenk sei nicht als Stimmenfänger auf die Liste gekommen, sondern weil er sich aktiv darum bemüht habe und die Partei seine Kandidatur unterstützt habe, versichert Riebli. Ein möglicher Wegzug sei damals kein Thema gewesen. Und Schenk werde wie bisher die Auftritte der SVP-Kandidaten mitbestreiten und sich für seine Wahl einsetzen.
An einen Schaden für seine Liste glaubt Landrat Riebli nicht: Allenfalls würden Wähler sich überlegen, Schenk zu streichen und einen anderen Namen doppelt aufzuschreiben. «Es kann aber auch sein, dass man ihn für sein klares Bekenntnis für die SVP honoriert.»
Die SVP hat im Wahlkreis Sissach gegenwärtig zwei Landratsmandate. Ein drittes Mandat wäre eine grosse Überraschung, ist aber nicht ausgeschlossen.