AUSGEFRAGT / ROLAND HERRMANN, SCHAUSPIELER, BASEL
29.03.2019 Reigoldswil«Emil ist der Grösste»
Der in Reigoldswil aufgewachsene Schauspieler Roland Herrmann zeigt an den Humortagen in Liestal Klassiker von Cés Keiser und Franz Hohler. Er verrät, wen er für den besten Schweizer Komiker hält und dass man als Künstler nicht lustig sein ...
«Emil ist der Grösste»
Der in Reigoldswil aufgewachsene Schauspieler Roland Herrmann zeigt an den Humortagen in Liestal Klassiker von Cés Keiser und Franz Hohler. Er verrät, wen er für den besten Schweizer Komiker hält und dass man als Künstler nicht lustig sein muss, um jemanden zum Lachen zu bringen.
Christian Horisberger
Herr Herrmann, Sie sind in aufgewachsen und bestreiten am nächsten Freitag an den Humortagen in Liestal sozusagen ein Heimspiel. Ist das für Sie etwas Besonderes? Oder ist eine Bühne wie die andere?
Roland Herrmann: Der Auftritt ist insofern speziell, als dass ich früher mit meinen Kollegen in Liestal oft in den Ausgang ging. Es werden Leute da sein, welche die Privatperson Roland Herrmann kennen und weniger den Schauspieler. Das macht es für mich spezieller und ich bin entsprechend nervös.
Nervös? Nach mehr als 30 Jahren auf der Bühne, bei Film und Fernsehen?
Wenn ich ein Stück spiele, auf das ich lange geprobt habe und das sitzt, ist es anders als bei einem Auftritt wie an den Humortagen: Man kann nicht gross proben, sondern bereitet sich vor, geht auf die Bühne und hat nur eine Chance. Deswegen bin ich bei solchen Dingen etwas nervöser.
Sie werden Klassiker von César Keiser und Margrit Läubli sowie von Franz Hohler präsentieren. Wie ergab sich dieses Programm?
Ich bin mit vier Schauspielkollegen und einer Musikerin unterwegs mit Nummern von Keiser/Läubli. Als ich für die Humortage angefragt wurde, bot ich an, zwei Stücke aus diesem Programm zu spielen. Dazu Franz Hohlers «Totemügerli»; das mache ich schon lange. Ich bin ja kein Stand-up-Comedian, der auf die Bühne steht und Witze erzählt. Was ich mache, hat immer einen schauspielerischen Hintergrund.
Denkt man an Schweizer Humor-Klassiker, ist Emil nicht fern. Warum spielen Sie nichts von Emil?
Das ist für mich kein Thema. César Keiser ist verstorben und seine Frau wünschte sich, dass man seine Nummern wieder auf die Bühne bringt. Emil-Sketchs zu spielen, ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Er ist noch voller Energie und macht das sehr gut. Aber falls er auf mich zukäme, würde ich mir das natürlich überlegen.
Wer ist für Sie der grösste Humorist der Schweiz?
Emil ist der Grösste, mit Emil bin ich aufgewachsen. Ich kann ihn in seinen Nummern immer wieder anschauen. Im Gegensatz zu Standup-Comedians, die ihre Pointen einfach raushauen … irgendwann hat man die gehört. Emil hat vielleicht nicht immer die besten Pointen, aber er macht den Unterschied, indem er seine Sketchs spielt. Für mich ist das die perfekte Kombination.
Früher hatten wir Kabarettisten, heute Stand-up-Comedians. Was können Sie diesen abgewinnen?
Das ist eine eigene Form. Ich komme von der schauspielerischen Seite. Es ist auch nicht so meine Art von Humor, wenn man sich über andere Leute oder Minderheiten lustig macht. Ich muss aber zugeben, dass ich mich in der Szene nicht besonders gut auskenne und will nun auch nicht ablästern.
Lassen Sie uns über den Humor sprechen, den Humor der Schweizer. Englischer Humor ist schwarz und trocken, deutscher schenkelklopfend platt. Der grösste französische Komiker, Luis de Funès, machte Slapstik. Kann man die Schweizer auch in eine Humor-Schublade stecken?
Schwierig. Ich bin ein Fan von schwarzem Humor. Welchen Humor die Schweizer haben, lässt sich gar nicht so leicht sagen. Denn schon die Basler haben einen anderen Humor als die Zürcher. Ich höre oft von Schauspielkollegen, dass sie gerne in Basel spielen, weil das Publikum offen und empfänglich für Humor sei. Und ich habe schon im Theater am Hechtplatz in Zürich gespielt und dort ein eher reserviertes, ruhigeres Publikum erlebt. Die Basler sind offener. Die lachen gerne, zeigen es auch gerne.
Muss man selber ein humorvoller Mensch sein, um Leute zum Lachen zu bringen?
Nicht unbedingt; ich kenne einen Schauspieler, der in einem Stück die Figur «Heinz Becker» spielt, der sitzt an einem Abend 90 Minuten auf einem Schemel und bringt die Leute zum Lachen. Ich glaube, das ist ein ganz trockener Mensch, aber was er erzählt, ist sehr lustig, hintergründig und tiefsinnig. Es ist wie bei den Clowns. Ich glaube, die sind privat oft nicht lustig. Aber es kommt nicht darauf an, was für ein Typ man ist, sondern darauf, was man auf der Bühne macht.
Wie sieht es bei Ihnen aus?
Ich bin meistens gut drauf und glaube, dass ich einen guten Humor habe. Man wird mit dem Alter vielleicht ein bisschen ernsthafter. Meine Kinder beispielsweise haben einen gewissen Einfluss auf mich. Man wird zwar kindischer, muss aber auch ernster und strenger sein. Ich glaube, ich bin durch die Verantwortung, die mir die Kinder auferlegen, etwas ernster geworden.
Wenn Unterhaltung und Lachen der Broterwerb ist, ist das Erarbeiten eines Programms lustig?
Eigentlich nicht. Wenn ich ein vorgegebenes Stück auswendig lerne, gibt es für mich dabei nichts zu lachen. Anders sieht es aus, wenn man etwas improvisiert, dann kann es schon passieren, dass man selber lachen muss.
An den Humortagen haben Sie bloss einen Auftritt. Was für Eisen haben Sie gegenwärtig sonst noch im Feuer?
Derzeit probe ich in Bern für das Musical «Copacabana» von Barry Manilow. Im Mai startet das. Im Juni beginnen die Proben für den HD Läppli im Basler «Fauteuil», ich spiele den «Miisli». Die Aufführungen beginnen im November.
In welchem Genre fühlen Sie sich am wohlsten?
Was ich nicht mag, sind tragische Stücke. Das ist nicht so meins. Tragikomische wie «Manche mögen’s heiss» oder die «Rhygass Oper», die humorvoll sind, aber auch einen Abgrund haben, eine Tiefe und Verletztheit – das gefällt mir. Nur tragisch – da gehe ich mit einem Kloss im Hals nach Hause.
Humortage Liestal
ch. Vom 1. bis zum 7. April präsentieren die Humortage Liestal «hochkarätig Humoristisches aus der Schweizer Kunst- und Kulturszene». Am 5. April zeigt der Schauspieler Roland Herrmann eine kleine Auswahl von Schweizer Humor-Klassikern. Der Schauspieler (51 Jahre) ist in Reigoldswil aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in Basel.