«Der Wahlkampf lief total flau …»
26.03.2019 Baselbiet, PolitikSo schätzen die Baselbieter Parteipräsidenten ihre Wahlaussichten ein
vs./sda. Am 31. März bestimmt die Baselbieter Bevölkerung, wer sie künftig im Landrat vertritt. Ebenso wählt sie die Mitglieder des Regierungsrats.
608 Kandidierende bewerben sich um einen der ...
So schätzen die Baselbieter Parteipräsidenten ihre Wahlaussichten ein
vs./sda. Am 31. März bestimmt die Baselbieter Bevölkerung, wer sie künftig im Landrat vertritt. Ebenso wählt sie die Mitglieder des Regierungsrats.
608 Kandidierende bewerben sich um einen der 90 Sitze im Landrat. 238 Frauen und 370 Männer treten Ende März zur Wahl an. Gegenüber den Wahlen von 2015 ist die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber um elf Personen gestiegen. Die 608 Kandidierenden verteilen sich auf elf Parteilisten. Von den amtierenden Landrätinnen und Landräten kandidieren zehn nicht mehr. Neun davon aufgrund der Amtszeitbeschränkung.
SVP am stärksten vertreten
Im Landrat ist bisher die SVP mit 26 von 90 Sitzen am stärksten vertreten. 21 Mandate kommen der SP zu. 17 Sitze sind von Freisinnigen besetzt. Grüne und EVP sind mit 6 respektive 4 Mandaten vertreten. 8 Plätze sind von CVP-Mitgliedern besetzt, 3 von der glp. Je ein Sitz kommt den Grünen-Unabhängigen, der BDP und der parteilosen Regina Werthmüller zu. Komplettiert wird das Gremium von Roman Klauser und Pascale Uccella, die vergangenes Jahr aus der SVP Allschwil und infolge aus der SVP-Fraktion des Landrats ausgeschlossen wurden und danach die Allschwiler Volkspartei gründeten.
Nach dem kommenden Wochenende könnte das anders aussehen. Der Landrats-Wahlkampf läuft seit einigen Wochen. Genauso wie derjenige für die Gesamterneuerungswahlen des Baselbieter Regierungsrats, die zeitgleich stattfinden.
Sieben Kandidaten, fünf Sitze
Sieben Kandidatinnen und Kandidaten haben sich bei der Landeskanzlei zur Wahl gemeldet. Neben den bisherigen Regierungsmitgliedern Isaac Reber (Grüne, Sissach), Thomas Weber (SVP, Buus), Anton Lauber (CVP, Allschwil) und Monica Gschwind (FDP, Höllstein) sind dies Kathrin Schweizer (SP, Muttenz) und Thomas de Courten (SVP, Rünenberg) sowie Samuel Mathys (parteilos, Muttenz). Die Kandidaturen werden im amtlichen Informationsblatt aufgeführt, das den Wahlunterlagen beigelegt ist. Neben den gemeldeten Kandidaturen sind indes alle im Kanton Baselland stimmberechtigten Personen in die fünfköpfige Regierung wählbar. Von den amtierenden Regierungsmitgliedern tritt Sabine Pegoraro (FDP, Pfeffingen) nicht mehr zu den Wahlen an.
Die «Volksstimme» hat bei den Baselbieter Parteipräsidenten nachgefragt: Mit welchen Hoffnungen und Zielen sehen sie dem kommenden Wahlsonntag entgegen? In welchen Wahlkreisen glauben sie, zusätzliche Landratsmandate an Land ziehen zu können? Worauf hat ihr Fokus beim Wahlkampf gelegen und wie ist dieser bis heute gelaufen?
Oskar Kämpfer Präsident SVP Therwil 1953
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Die SVP geht von einem zusätzlichen Sitz im Regierungsrat und gleich vielen Landratsmandaten wie 2015 aus. Unabhängig von den Resultaten erwarten wir eine bessere Wahrnehmung unserer Leistungen zugunsten der Bevölkerung.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
In vielen Wahlkreisen hat die SVP noch Potenzial für Zugewinne. Den zweiten Landratssitz in Allschwil haben wir seinerzeit mit Proporzglück geholt.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Die SVP hat im häufigen Kontakt zur Bevölkerung bei Strassen- und Telefonaktionen die Leistung der Partei bei der Sanierung der Staatsfinanzen aufgezeigt. Bei den Kontakten mit der Bevölkerung konnten aber auch die regionalen Leistungen für den öV und die Infrastruktur hervorgehoben werden.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Die meisten Parteien waren auf Plakate und nicht auf Inhalte fokussiert. Die SVP hat ihren Schwerpunkt auf die dezentralen Kontakte gelegt und dabei einige inhaltliche Auseinandersetzungen bestreiten können.
Adil Koller Präsident SP Münchenstein 1993
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Die Hunderte Menschen, die für die SP Baselland um jede Stimme kämpfen, kommen aus allen Kantonsteilen. Die SP muss überall zulegen, weil der ganze Kanton mehr Kraft, Fortschritt und Zukunft braucht. Wir wehren uns gegen die Abbaupolitik.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Im Oberbaselbiet sind wir mit unserem Einsatz für das U-Abo, den 70er-Bus und das «Läufelfingerli» aufgefallen. Und unser Einsatz für mehr Prämienverbilligung bekommt im ganzen Kanton Unterstützung. Jede Stimme für die SP stärkt diesen Kurs – überall.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Wir ändern unsere Haltung im Wahlkampf nicht: Damit es im Baselbiet wieder vorwärtsgeht, braucht es Investitionen in die Bildung, den ÖV und die Umwelt. Dazu zahlbare Wohnungen und mehr Prämienverbilligungen. Das gibt es nur mit einer starken SP.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
In den vielen Gesprächen mit der Bevölkerung merken wir, dass mehr sozialer Ausgleich und die Rückkehr der SP in die Regierung gewünscht werden. Wir geben alles, damit Kathrin Schweizer in die Regierung gewählt und die SP im Landrat zulegen kann.
Saskia Schenker Präsidentin a.i. FDP 1979
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Wir haben uns seitens FDP das Ziel von plus drei Landratssitzen – also von 17 auf 20 Fraktionsmitglieder – gesetzt. Wir arbeiten sehr motiviert daran, dieses Ziel zu erreichen. Und vielleicht haben wir ja auch noch etwas Proporzglück.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Wir sehen zusätzliches Potenzial in den Wahlkreisen Sissach und Allschwil, wo wir die 2011 verlorenen zweiten Sitze für die FDP zurückholen möchten. Ebenso könnte für die FDP im Wahlkreis Muttenz ein weiterer Sitz drinliegen.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Wir möchten Innovationen fördern mit einem wettbewerbsfähigen Steuersystem, einer starken Wirtschaft mit attraktiven Arbeitsplätzen, einer Bildung, die mit der Digitalisierung Schritt hält, einer smarten Mobilität statt Verhinderungspolitik und einer Heimat, die nicht fremd ist.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Gut! Wir sind mit viel Elan unterwegs. Als zukunftsgerichtete Partei setzen wir im Wahlkampf stark auf innovative Instrumente wie digitale Medien und gezielte Tür-zu-Tür-Aktionen. Wir möchten so unsere Wählerinnen und Wähler direkt ansprechen.
Brigitte Müller-Kaderli Präsidentin CVP Allschwil 1976
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Die Mitte-Politik der CVP hat als sozial-bürgerliche Kraft an Bedeutung zugelegt. Die Menschen wollen keine Polarisierung mehr, sondern eine konstruktive Sachpolitik, die wir vertreten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt die doppelte Fraktionsstärke zu erreichen, das heisst, wir streben 2 Sitzgewinne an, um auf 10 Sitze zu kommen.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Nach 20 Jahren treten wir gemeinsam als Mitte-Bündnis mit der Liste 12 im Oberbaselbiet wieder an. Wir rechnen dort mit einem Sitzgewinn, im Wahlkreis Waldenburg mit Piero Grumelli. Ebenfalls nur durch wenige Stimmen hat die CVP vor 4 Jahren den Sitz im WK Binningen-Bottmingen verloren. Diesen wollen wir wieder zurückholen.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Unser Slogan «zuelose-apacke-löse» widerspiegelt unsere klare politische Haltung: Wir halten das Baselbiet in der Mitte und zwischen den Polen zusammen. Als CVP BL haben wir uns zum Ziel gesetzt, unsere konstruktive Haltung in der politischen Auseinandersetzung in drängenden kantonalen Fragen einzubringen.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Bisher sehr gut; wir sind als Partei mit 20 begeisterten SektionspräsidentInnen unterwegs und 71 Kandidierenden. Die orangen Marroni-Stände kommen bei der Bevölkerung sehr gut an; so können wir den Menschen zuhören, danach als Partei anpacken und zu den drängenden Problemen im Kanton unsere ausgewogene Lösung dazu beitragen.
Bálint Csontos Präsident Grüne 1995
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Es sind Klimawahlen. Ich gehe davon aus, dass wir nach den Wahlen von den Wählerinnen und Wählern einen klaren Auftrag haben, die Klimakrise zu bekämpfen und uns für die lokale, ökologische Wirtschaft des Baselbiets einzusetzen.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Ich bin kein Hellseher. Unabhängig von solchen Überlegungen stellen wir in jedem Wahlkreis unsere besten Kräfte zur Verfügung.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Wie positioniert sich unser Kanton in der globalisierten Wirtschaft? Als unwilliger Nachzügler, der alle Chancen verpasst, oder als Pionier, der in der Bekämpfung der Klimakrise eine Chance für die lokale Wirtschaft sieht?
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Gut. Aber Grüne wählen nicht grün wegen des Wahlkampfs, sondern aus Überzeugung.
Martin Geiser Präsident EVP 1964
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Die EVP holt Fraktionsstärke, die Grünen werden auch zulegen, die Rechts-Parteien werden etwas verlieren und die Mitte-Parteien leicht ausbauen. Im Regierungsrat wird die SP wieder vertreten sein.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Die EVP wird im Wahlkreis Muttenz/ Birsfelden am meisten zulegen und den 5. Sitz zur Fraktionsstärke holen. Mandate werden wir nicht verlieren, aber im Wahlkreis Liestal ist die Messlatte mit der ehemaligen Landratspräsidentin Elisabeth Augstburger sehr hoch gesetzt.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Auf der Begegnung mit der Bevölkerung. Wir wollten wissen, wo der Schuh drückt und was sich die Bevölkerung wünscht. Dazu dienten neben den Gesprächen auch die interaktiven Plakate. Auch bei diesen Wahlen verzichtet die EVP auf Wahlplakate.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Sehr gut. Die Bevölkerung nahm unser Interesse an ihren Wünschen mit den interaktiven Plakaten sehr gut auf. Der EVP wurde gratuliert, dass sie auf Wahlplakate verzichtet. Unserem Slogan «Mit Leidenschaft für Mensch und Umwelt» wurden wir gerecht.
Hector Herzig Präsident glp 1954
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Wir rechnen mit zwei zusätzlichen, insgesamt also mit 5 Mandaten.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Durch das Wahlsystem ist das völlig offen.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Auf den Kernthemen Ökologie, Ökonomie, Europa und Innovation.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Total flau …
Marc Oliver Bürgi Präsident BDP Pratteln 1979
Welche Resultate erwarten Sie von den Wahlen?
Wir von der BDP gehen von mindestens 3 Sitzen aus. Ein Links-Rutsch ist zu erwarten, diesen wollen wir in der Mitte abfangen. Dies könnte gelingen, da wir als BDP eine Lücke füllen. Wir sind die einzige progressiv-bürgerliche Partei. Und diese braucht der Kanton Baselland dringend.
In welchem Wahlkreis kann Ihre Partei am meisten zulegen, wo könnte sie Mandate verlieren?
Wir sind überzeugt, dass wir den Sitz unserer Landrätin Marie-Therese Müller in Reinach halten werden. Ein weiterer Sitz liegt in der Wahlregion 1 drin, am ehesten mit Christoph Collins. Und in der Wahlregion 3 mit Denise Buser in Liestal oder Marc Bürgi in Pratteln.
Worauf lag der inhaltliche Fokus Ihrer Partei beim Wahlkampf?
Wir fokussieren uns auf unsere Umwelt (Trinkwasser, Abfall), auf alleinerziehende Mütter und ihre Integration in den Arbeitsmarkt, die Arbeitslosigkeit bei den Über-50-Jährigen und unseren Jugendlichen sowie einer Verkehrsplanung, die dem Mobilitätsbedürfnis der Bevölkerung Rechnung trägt.
Wie lief der Wahlkampf in Ihren Augen bisher?
Wir sind sehr positiv überrascht, wie gut wir als progressiv-bürgerliche Partei bei den Wählern ankommen. Spannend wird es in Muttenz mit unserem engagierten Wahlkampfleiter Dominic C. Frei sowie in der Wahlregion 4, wo wir zusammen mit der Mitte ebenfalls 3 starke Kandidaten aufstellen.