Dass «Bello» keinen Hunger leidet
07.02.2019 BucktenTatjana Salfinger ist Fachberaterin für Tiernahrung
Mit Hunde- und Katzenfutter lässt sich gutes Geld verdienen. Täglich müssen in der Schweiz über 500 000 Hunde und über 1,6 Millionen Katzen gefüttert werden. Tatjana Salfinger sorgt dafür, dass der geliebte Vierbeiner nur die ...
Tatjana Salfinger ist Fachberaterin für Tiernahrung
Mit Hunde- und Katzenfutter lässt sich gutes Geld verdienen. Täglich müssen in der Schweiz über 500 000 Hunde und über 1,6 Millionen Katzen gefüttert werden. Tatjana Salfinger sorgt dafür, dass der geliebte Vierbeiner nur die beste Nahrung erhält.
Heiner Oberer
In der Schweiz sind mehr als 1,6 Millionen Katzen und über eine halbe Million Hunde registriert. Tendenz steigend. Nimmt die Zahl weiter zu, leben in der Schweiz schon bald mehr Hunde als Kinder unter sieben Jahren. Des Schweizers Lieblingshaustiere sind hungrig. Tatjana Salfinger aus Buckten, Fachberaterin für Tiernahrung, sorgt dafür, dass «Bello» und «Schnurrli» ihren Appetit stillen können und richtig ernährt werden.
«Wir sind den Tieren eine artgerechte Ernährung schuldig», sagt die 49-jährige Fachberaterin beim Gespräch bei ihr zu Hause in Buckten. Als interessierter Zuhörer sitzt der Rhodesian Ridgeback-Labrador-Mischling daneben. «Jecky», so heisst Salfingers Hund, «hat mich zum Nachdenken angeregt», erzählt sie. Sie habe sich intensiver für die Inhaltsstoffe von Hunde- und Katzenfutter zu interessieren begonnen. «Leider ist in den meisten Produkten nicht das drin, was die Tiere benötigen.»
Natürlich und gesund
Auf der Suche nach der richtigen Ernährung für ihren Hund sei sie von einer Freundin auf die Firma Anifit aus Appenzell aufmerksam gemacht worden. Sie setzt sich laut eigenen Angaben seit 17 Jahren für natürliche und gesunde Tiernahrung ein. Zusammen mit Ernährungsexperten, Züchtern, Tierschützern, Wissenschaftern und Ärzten werde die Nahrung nach neusten Erkenntnissen entwickelt und umweltschonend produziert. Ein erstes «Versucherli» habe Jecky geschmeckt, erinnert sich Salfinger: «Die Hundewurst war im Nu weggeputzt.» Nicht nur Jecky war begeistert, auch das Frauchen. Salfinger absolvierte bei Anifit die Ausbildung zur Fachberaterin für Tiernahrung. Heute berät sie Hunde- und Katzenhalter über die richtige Ernährung ihrer Haustiere. Sie ist davon überzeugt, dass Durchfall, Übergewicht, Leber- und Nierenprobleme, starker Haarausfall, Schilddrüsenüber- und -unterfunktion,Allergien oder Juckreiz bei falscher Ernährung auftreten.
Das bei Anifit verarbeitete Fleisch findet auch in der Lebensmittelindustrie Verwendung. Das Futter hat bis zu 70 Prozent Fleischanteil und wird ohne Schlachtabfälle, Lockstoffe, Füllmaterial, Fleischersatzstoffe, Hormon- und Antibiotikarückstände und Antioxidationsmittel produziert. Angereichert werden die Produkte mit Obst, Lachsöl, Gemüse, Reis oder Leinöl – natürlich gluten- und getreidefrei. Hundehalter können ihre Vierbeiner mit den Geschmacksrichtungen Ente, Hirsch, Kalb, Poulet, Rind, Kaninchen, Lamm oder Truthahn verwöhnen. Für Katzen gibts Crevette, Geflügel, Hering, Kalb, Lachs und Weissfisch im Angebot.
Ihre rund 80 Kundinnen und Kunden hat die Buckterin grösstenteils auf Spaziergängen mit Jecky akquiriert. «Ich unterhalte mich nach Möglichkeit mit den Hundehaltern und offeriere ihnen anschliessend ein Test- beziehungsweise Festessen für ihren Liebling.» Hat es geschmeckt, würden sich Herrchen und Frauchen in den meisten Fällen wieder bei ihr melden. Die artgerechte Tiernahrung hat ihren Preis. So schlagen zum Beispiel sechs Dosen Hunde-Feuchtnahrung à 200 Gramm der Geschmacksrichtung Hirsch mit 19.20 Franken zu Buche. Das ergibt einen Kilopreis von 16 Franken. Zum Vergleich: Ein Kilogramm frisches Rindshackfleisch kostet beim Grossverteiler um die 17 Franken.
Futter für 200 Franken pro Monat
Die Tiernahrungsspezialistin bestätigt, dass die Verpflegung von Hunden und Katzen nicht billig ist. So rechnet sie für Jecky mit monatlichen Futterkosten von gegen 200 Franken: «Mein Hund vertilgt ein Kilogramm Futter am Tag», sagt sie. Eine artgerechte Ernährung sei ihr für ihren Hund eben wichtig. Sie stellt aber auch klar: «Jecky ist für mich kein Kinderersatz.» Das sei aber sicherlich nicht überall so. Eine Freundin besitze drei Katzen, die bei ihr im Bett übernachten dürften.
Der Stellenwert der Tiere hat sich stark gewandelt. Der Hund wacht nicht mehr über Haus und Hof und die Katze lässt das Mausen. Die Vierbeiner sind Kinderersatz, Mitbewohner oder Lebensabschnittspartner geworden. Früher wurden die Vierbeiner gefüttert. Heute wird das Mittag- und Abendessen in appetitlichen Happen, garniert mit frischer Petersilie, serviert. Erkrankt ein Tier, stehen Tierärztinnen, -psychologen, Hundetrainer oder Tierflüsterer bereit, die das Wehwehchen behandeln.
Tatjana Salfinger schneidet ein Stück einer Hundewurst Premium Poulet ab. Jecky schiesst aus seinem Korb und setzt sich geifernd vor seine Meisterin. Hastig schnappt er nach dem angebotenen Leckerbissen. Sieht man sich die Hundewurst etwas näher an, könnte man meinen, man hätte eine zu dunkel geratene Lyoner vor sich. Der Geschmack ist angenehm nussig. Die Tiernahrungsspezialistin nickt: «Die Wurst wäre auch für den Menschen zum Verzehr geeignet.»