Das Los hat entschieden
28.02.2019 Diegten, LandwirtschaftPachtlandverlosung ist praktisch ein Novum
Die Bürgergemeinde Diegten hat am Montag vier Parzellen Kulturland verlost. 16 Bauern hatten sich für die Landstücke interessiert, vier kamen zum Handkuss. Das ungewöhnliche Verfahren verlief reibungslos.
Lucas ...
Pachtlandverlosung ist praktisch ein Novum
Die Bürgergemeinde Diegten hat am Montag vier Parzellen Kulturland verlost. 16 Bauern hatten sich für die Landstücke interessiert, vier kamen zum Handkuss. Das ungewöhnliche Verfahren verlief reibungslos.
Lucas Huber
Neid, Vorwürfe der Übervorteilung oder der Günstlingswirtschaft: Vergibt ein der Unparteilichkeit verpflichteter Verpächter Land neu, macht er sich angreifbar. Die Bürgergemeinde Diegten ist der Unparteilichkeit durchaus verpflichtet. Auch hatte sie Pachtland im Gemeindeblatt ausgeschrieben, vier Parzellen mit einer Totalfläche von 354 Aren. Der Pächter, ein Landwirt, der in Rente ging, hatte diese mit der Pensionierung zurückgegeben, so will es das Gesetz (die «Volksstimme» berichtete).
Mit dem Neid aber und Vorwürfen der Übervorteilung oder der Günstlingswirtschaft, damit machte die Bürgergemeinde Diegten keine Erfahrungen, als sie am Montag ebenjene vier Parzellen neu vergab, um die sich 16 Landwirte beworben hatten. Die Lösung ist das Los; es nimmt Neid und Missgunst den Nährboden.
Die vier 50 bis 194 Aren grossen Landstücke wurden an vier verschiedene Bauern vergeben. An wen, das behält die Bürgergemeinde als Verpächterin für sich. «Enttäuschte Gesichter gab es trotzdem ein paar», blickt Bürgerrat Ruedi Mohler zurück. Er hatte die Verlosung organisiert. «Aber es gab kein einziges böses Wort», der Losentscheid habe sich bewährt. Zugelassen zum Losverfahren waren Bauern, die jünger als 60 Jahre alt sind, in Diegten wohnen und deren Landwirtschaftsbetrieb sich ebenfalls in Diegten befindet.
Seltenes Prozedere
Neben Mitgliedern des Bürgerrats und 13 zugelassenen Bewerbern waren auch zwei neutrale Beobachter vor Ort, als am Montagabend die Entscheidungen fielen, einer vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, einer von der Diegter Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission, der auch als «Glücksfee» amtete. «Wir wollten eben auf Nummer sicher gehen», kommentiert Bürgerrat Mohler. Die Presse war zum Losverfahren nicht eingeladen.
Verlosungen von Pachtland sind rar; sowohl beim «Ebenrain», das Landwirte ausbildet und kantonale Landwirtschaftsbehörde ist, als auch beim Bauernverband beider Basel kennt man kein anderes Beispiel. Das Verfahren wird aber von beiden Stellen als vernünftig und plausibel beurteilt.
Auch beim Schweizer Bauernverband (SBV) sind Kulturlandverlosungen praktisch unbekannt. Einzig der Kanton Obwalden verlose regelmässig die Verpachtung seiner Alpen, heisst es da. Der SBV merkt an, dass neu zu verpachtende Parzellen gewöhnlich an den oder einen der Anrainer vergeben würden; kurze Wege sind von ökologischem wie ökonomischem Vorteil. In Diegten hält man diesem Argument die Eigenverantwortung der Landwirte entgegen. Trotzdem anerkennt man auch beim SBV das Vorgehen in Diegten, es habe durchaus Sinn, so eine Sprecherin des Verbands. Und wer weiss: Vielleicht macht das Diegter Vorbild sogar Schule.