CARTE BLANCHE
22.02.2019 OltingenLebendige Region, lebendige Tradition
Florence Brenzikofer, Landrätin Grüne, Oltingen
Wenn in der Presse von Kaltfronten, Retourkutschen, Misstrauensvoten, Rosinenpickern, Erbsenzählern, Berufsbebbis, wirklichen oder imaginären ...
Lebendige Region, lebendige Tradition
Florence Brenzikofer, Landrätin Grüne, Oltingen
Wenn in der Presse von Kaltfronten, Retourkutschen, Misstrauensvoten, Rosinenpickern, Erbsenzählern, Berufsbebbis, wirklichen oder imaginären Höhenfeuern gesprochen wird, weiss die Restschweiz, dass sich die Region Basel mal wieder mit sich selber beschäftigt. Dennoch sind die vorbildlichen gemeinsamen Auftritte der federführenden Regierungsräte im Vorfeld der Abstimmungen zur Spitalfusion mehr als ein Pflaster über einer Wunde, die jederzeit aufzuplatzen droht. Sie weisen den Weg, den die Region in Zukunft gehen wird, gehen muss.
Bei allem Scheitern des Kernprojekts einer gemeinsamen Spitalträgerschaft darf nicht vergessen werden, dass die Stimmbevölkerung beider Kantone ein deutliches Ja zu einer gemeinsamen Spitalplanung in die Urne gelegt hat – ein Resultat, das noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Die beiden Gesundheitsdirektoren haben es vorgemacht, welches Potenzial in einer gemeinsamen Regionalstrategie liegt. Das Scheitern des Projekts darf deshalb keinesfalls als Absage an den partnerschaftlichen Gedanken gedeutet werden, sondern sollte im Gegenteil als gute Basis für weitere partnerschaftliche Geschäfte mit dem übergeordneten Ziel einer gemeinsamen Strategie verstanden werden.
Gerade in der Verkehrspolitik können ohne enge Zusammenarbeit keine nachhaltigen Lösungen gefunden werden – nicht umsonst fehlt unserer Region in Bern das politische Gewicht, das ihr aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zustehen würde. Ganz ähnlich im Bereich der Bildung: Mit der Unistrategie 2022–30 und der bereits aufgegleisten Zusammenarbeit im Bildungsraum Nordwestschweiz stehen wichtige Themen auf der politischen Agenda, die unsere kantonalen Grenzen zu Recht sprengen. Dem Gedanken der regionalen Partnerschaft kommt in unserem Kanton jedoch noch eine weitere Bedeutung zu, die sich im neu präsentierten Kulturvertrag zeigt. In diesem neuen Staatsvertrag geht es gerade nicht um Rosinen und Erbsen, sondern um das weitsichtige Modell einer künftigen Kulturpartnerschaft. So soll einerseits das Bestehen der bisher begünstigten Institutionen im Kanton Basel-Stadt gesichert werden. Anderseits zeigt die Vorlage einen Weg auf, wie die Baselbieter Gemeinden stärker als bisher in die Kulturpolitik des Kantons eingebunden werden können. Und mit dem geplanten «Tag der lebendigen Traditionen» wird die Kulturförderung stärker für Traditionen, Brauchtum und das Vereinswesen geöffnet, das den Menschen in den Gemeinden am Herzen liegt.
Die Zustimmung zur gemeinsamen Spitalplanung zeigt vor allem eins: Die Zeit ist reif für gemeinsame Lösungen. Das darf und soll uns Hoffnung machen für die Zukunft unserer Region, denn diese wird von einem kooperativen Verständnis auf jeden Fall profitieren. Wer weiss, vielleicht ebnet ein zunehmend partnerschaftliches Verständnis von Kultur, Bildung und Verkehr in ein paar Jahren auch den Weg für einen neuen Anlauf in der Spitalpolitik.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.