Vom Schwächling zum Meister
25.01.2019 Rickenbach, SportJudo | Reto Dürrenberger ist der Beste auf der Matte
Er sammelt Medaillen wie andere Briefmarken. Vor Kurzem hat Reto Dürrenberger aus Rickenbach im Judo seinen Schweizer-Meister-Titel bei den Herren über 40 Kilo und unter 81 Kilogramm verteidigt.
Paul ...
Judo | Reto Dürrenberger ist der Beste auf der Matte
Er sammelt Medaillen wie andere Briefmarken. Vor Kurzem hat Reto Dürrenberger aus Rickenbach im Judo seinen Schweizer-Meister-Titel bei den Herren über 40 Kilo und unter 81 Kilogramm verteidigt.
Paul Ulli
Viele junge, talentierte und ambitionierte Sportler gehen ins Training und zu den Wettkämpfen, weil sie irgendwann Lorbeeren ernten wollen. Nicht so der damals 10-jährige Reto Dürrenberger: «Ich bin ins Judo gegangen, weil ich ein schwächlicher und wehleidiger Knabe war, der in der Schule und im Dorf oft auch gehänselt wurde. Beim Sport wollte ich mir das nötige Selbstvertrauen und entsprechende Kraft holen», sagt der heute 43-jährige Schreiner ganz ehrlich. Sein Trainer und nachmaliger Förderer beim Judoclub Gelterkinden war sein Onkel Robert Brandt.
Bis zum zwanzigsten Altersjahr stand der Junior praktisch täglich auf der Matte und holte sich in den verschiedenen Nachwuchs-Kategorien viele erste Plätze bei nationalen Turnieren, und für den einstigen «Schwächling» schon fast sensationell einen 5. Platz an der Schweizermeisterschaft. «Während in früheren Jahren in unserer Sportart praktisch alles auf der Matte stattfand, gehören heute regelmässige Kraft- und Konditionstrainings abseits des Wettkampfplatzes dazu», sagt der Single, der in seiner Freizeit auch gerne anderen Sportarten wie Biken und Badminton frönt und als früherer «Schnitzelbänkler» der Fasnacht nicht abgeneigt ist.
Bereits mit 18 Jahren trainierte er während seiner Elite-Aktivlaufbahn auch Junioren bei seinem Stammverein und ab dem Jahr 2001 beim Budokai in Liestal. Die grössten und für ihn wichtigsten Erfolge holte sich Dürrenberger in der Kategorie Kata mit Partner, wo er mit seinem Cousin Dominik Brandt aus Sissach sechzehn Mal den Schweizer-Meister-Titel holte. Dies ist eine Disziplin im Judosport, wo man im Kampf der Jury quasi eine Kür, ähnlich wie beim Eiskunstlauf, zeigt und für die Würfe und Angriffe entsprechend benotet wird.
Kein Karriereende in Sicht
Dürrenbergers Durst auf Titel ist trotz einiger schwerer Schulterverletzungen, einem Kreuzbandriss und einer Meniskus-Operation noch lange nicht gestillt. «Das ist halt auch in unserer Sportart ein unberechenbares Risiko. Einmal habe ich mich trotz ausgerenkter Schulter bis in den Final gekämpft, wenige Stunden später landete ich direkt auf dem Operationstisch.» Doch Dürrenberger, der bei seiner Arbeit als Fensterbauer praktisch den ganzen Tag gratis ein «Krafttraining» absolviert, hat immer noch hohe Ziele: «Wenn man einigermassen gesund bleibt und gut trainiert, kann man noch mit 70 Jahren auf der Matte kämpfen.»
Auch nach über 33 Jahren Kampfsport ist für den Titelsammler noch lange kein Ende in Sicht. «Im Judo kämpft man zwar gegen einen Gegner, dennoch steht die Kameradschaft und die Freude am Sport im Vordergrund.» So ist im Verlauf der Jahre aus dem bemitleidenswerten Jüngling ein starker und nicht nur von der Gegnerschaft akzeptierter Judoka geworden.