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31.01.2019 RegionMundgruch
S wird jetz echly gränzwärtig und I chumm au numme druf, wäg vorig grad im Parkhuus: Do bin I mit me frömde Maa zämmen im änge Lift und wett aaben ins U5. Er isch bi de Chnöpf, dräiht sich um und froggt: «Häit dir au ins fümfi ...
Mundgruch
S wird jetz echly gränzwärtig und I chumm au numme druf, wäg vorig grad im Parkhuus: Do bin I mit me frömde Maa zämmen im änge Lift und wett aaben ins U5. Er isch bi de Chnöpf, dräiht sich um und froggt: «Häit dir au ins fümfi müesse?» Do wäiht mit em H vom «Häit Dir» e sone Schwall abgstandene Mundgruch übere, – Sii, mi hets fascht hinderzig überschlage! Halb betäubt nick I numme fahrig und tüsch e Hueschtenaafall vor. Was isch, wenn der Lift blybt stecke? Nomol sone Huuch überläb I nit, gohts mer dur e Chopf. I halt d Luft aa und wo der Lift fahrt, verstand I plötzlig au der Einstein und dass d Zyt relativ isch: Die dryssg Sekunde bis aaben ins U5 dehne sich wien en chlyni Ewigkeit. Luft, I bruuch Luft …
«Mundgeruch», dasch e heikels Tabuthema, I weiss scho! Mundgruch isch paradox, wil glychzytig menschlich als au unmenschlich. Keine wett en, aber jeden isch betroffe, sygs as Opfer oder Verursacher oder beides. Mundgruch het mit Sozialkompetänz z tue, mit e bitzli Sälbschtbeobachtig und mit Pfäffermünz im Sack für alli Fäll. En Ehresach, nit z schmecke wien en offes Güllefässli, chunnt men andere Lüt nooch, würd me meine. Aber wenn nit, was wettsch mache? Es weer jo nit die fyni Art, wenn men öbbrem diräkt ins Gsicht säit: «Si häi aber meini au e fyysi Fahne!» oder «durch die Blume»: «Heitere, du schmecksch denn aber au nit grad nach Röösli!» Do isch me gfangen im Dilemma zwüschen Aaspruch und Aastand.
Gfange wien I früehner in de Liebesduett. As Tenor am Theater nimmsch jon e mängi Nase voll mit vom Singe so Gsicht an Gsicht! E Pamina in der «Zauberflöte» het mer bi der Stell «Tamino mein, o welch ein Glück» ammen e Brätt vo Schimmelcheesgruch ins Gsicht ghuucht, eso strööflig jäs, dass I chuum meh my Ysatz verwütscht ha. Und en andri het für die schön Stimm immer Paschtille kätscht us japanischem Fischmähl – jawoll, Fischmähl, japanischs – und der Räschten überlon I Ihrer Phantasie. Grausam! Numme gsäit han I doch nie nüt, eben us Aastand.
Aber der ungschlageni Champion in Sache Mundgruch blybt für alli ewige Zyten eusen alte Mathe-Lehrer, der Herr S.! Die unsäglig gnaadelosi, schwäfligi Füüli us däm sym Muul use hätt sogar en Elefant lo yknicke. Wo der Herr S. mer mol über d Achsle die periodisch Dezimalbruchentwicklig erklärt het, bin I doch tatsächlich in en Art komatösi Halbohnmacht gheyt und han em vo dört a nie meh je en einzigi Froog gstellt, nummen us Angscht, er chömm wider hindere.
Amme gseht men in Film, wie zwei am Morgen im Bett verwachen und grad wider afönge schmuuse, dass s eim ganz befrömdet. Do stell I immer grad um und dänk an Shakespeare, wo im ne Sonett synerzyt scho gschriibe het: «In vielen Düften ist mehr Morgenlust, als in jenen, die aus meines Liebchens Atem wehen.»
Villicht e chly e gränzgruusigi Kolumne, okay, aber für e gueti Sach: Im rächte Momänt e «Fisherman’s Friend» – dasch men im Mitmönsch doch äfach schuldig as verträglige Zytgenoss.
Florian Schneider wurde 1959 geboren, stammt aus Reigoldswil, ist Sänger und lebt mit Frau Stephanie Eymann Schneider und Tochter Mina in Eptingen.