Der schwere Weg zurück
11.01.2019 Sport, TittertenHandbike | Tobias Fankhauser arbeitet an seinem Formaufbau
Der Handbike-Rennfahrer Tobias Fankhauser blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Wegen einer Operation und Komplikationen fiel der Querschnittgelähmte über zweieinhalb Monate lang aus und verlor jegliche ...
Handbike | Tobias Fankhauser arbeitet an seinem Formaufbau
Der Handbike-Rennfahrer Tobias Fankhauser blickt auf ein schwieriges Jahr zurück. Wegen einer Operation und Komplikationen fiel der Querschnittgelähmte über zweieinhalb Monate lang aus und verlor jegliche Kondition.
Lukas Müller
Geduld, Geduld, Geduld. Mit diesem Wort hatte sich der Handbiker Tobias Fankhauser im vergangenen Jahr oft herumzuschlagen. Eigentlich hätte der Medaillengewinner der Paralympics und Weltmeisterschaften im Handbike wie gewohnt eine komplette Saison mit Weltcup, Europacuprennen und Titelkämpfen bestreiten wollen, aber seine Gesundheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er konnte nur noch die ersten Rennen im Europacup in Rosenau und im Weltcup in Ostende bestreiten. Anschliessend stand eine grössere Operation auf dem Programm (die «Volksstimme» berichtete).
Komplikationen begleiteten die Operation im Mai. Fankhauser erlitt eine Lungenembolie und eine Sepsis der Nieren. «Anstatt der ursprünglich vorgesehenen drei Wochen musste ich zweieinhalb Monate im Spital verbringen», sagt der Hölsteiner. Die anschliessende Rehabilitationszeit verlief langsam und mühsam. Der Querschnittgelähmte musste täglich beissen und sich in Geduld üben. «Ich habe praktisch nur im Bett gelegen und jegliche Fitness und Kondition verloren. Auf einer Skala von 0 bis 100 musste ich wieder bei 1 anfangen. Das war für mich unheimlich schwer.»
Nicht zu früh «wie ein Rennpferd»
Eltern und Kollegen halfen mit bei diesem Geduldsspiel. Oft wollte Tobias Fankhauser nach eigenen Worten «wie ein Rennpferd» loslegen, aber die Gesundheit liess es nicht zu. «In solchen Fällen will man zwar schnell wieder vorwärtskommen, aber man darf nicht zu früh beginnen, sonst gibt es einen Rückschlag», sagt der Handbiker. «Die Ärzte halfen mit, dass ich eine gute Balance finden und langsam wieder ins Training einsteigen konnte.» Dennoch sei er körperlich noch nicht da, wo er sein will. Im Winter steht erst der Formaufbau auf dem Programm.
Noch im Spätsommer absolvierte Fankhauser nach der Operation seine ersten Kilometer mit dem Handbike. Im August fuhr er in seiner Heimat, in Hölstein und Umgebung, erste kleinere Trainingsstrecken ab. Anschliessend trainierte er auf der Rolle. Im Oktober und November weilte er dann im wärmeren Mallorca, wo er unter guten Bedingungen 450 Kilometer abspulen und so seinen konditionellen Zustand verbessern konnte. «Für mich war Mallorca ein guter Tapetenwechsel», sagt Fankhauser. «Ich konnte dort einige neue Strecken entdecken; in Mallorca ist es ‹chäibeschön›.»
2019 wird eine Übergangssaison
Zurück in der Schweiz würzt der Handbiker die ungeliebten und eintönigen Rollen-Trainings mit Einheiten auf der Radrennbahn in Grenchen. Eine stattliche Gruppe von Handbikern trainiert jetzt dort jeweils montags am Morgen. Das Training auf dieser gut erreichbaren und schnellen Piste bietet Tobias Fankhauser eine willkommene Abwechslung. Das Krafttraining hat er ebenfalls wieder aufgenommen. «Das bietet einen neuen Anreiz für mich.»
Das Baselbieter Olympiateam, die Sporthilfe und der Verband unterstützen Fankhauser auch in diesem schwierigen Jahr. So kann er sein Wintertraining optimal gestalten. Im Januar gehts mit dem bekannten Rollstuhlleichtathleten Marcel Hug nach Dubai, im Februar folgt ein Aufenthalt in Zypern mit der Nationalmannschaft und anschliessend ein weiterer Trip nach Portugal mit einem Handbike-Kollegen.
Für Tobias Fankhauser ist eins schon zum jetzigen Zeitpunkt klar: Die kommende Saison wird eine Übergangssaison. «Zu Beginn werde ich endlich sehen, wo ich stehe, aber ich kann noch nicht auf konkrete Resultate hinarbeiten. Mein mittelfristiges Ziel ist es, hinter den drei Hauptkonkurrenten aus den USA, Spanien und Italien in der Gruppe der Ränge vier bis acht gut mitzufahren. Falls es möglich ist, kann ich immer noch im Verlauf des Jahres zulegen.»