Tierkadaver im Wald entsorgt
29.12.2018 ThürnenChristian Horisberger
Das hat Christian Bühler in seinen 25 Jahren als Jagdaufseher in Thürnen noch nie erlebt. Unbekannte haben am 24. oder 25. Dezember in unmittelbarer Nähe eines Waldwegs rund 50 Kilogramm Schlachtabfälle von Rehen und Wildschweinen ins ...
Christian Horisberger
Das hat Christian Bühler in seinen 25 Jahren als Jagdaufseher in Thürnen noch nie erlebt. Unbekannte haben am 24. oder 25. Dezember in unmittelbarer Nähe eines Waldwegs rund 50 Kilogramm Schlachtabfälle von Rehen und Wildschweinen ins Unterholz geworfen. Bei genauerer Untersuchung des Gewirrs aus Fell, Knochen, Füssen und Köpfen zeigte es sich, dass es sich um die Überreste von sechs Rehen und zwei Wildschweinen handelt.
Entdeckt wurden die Kadaver am Weihnachtstag von Reitern und Joggern, die auf dem Waldweg, der von Thürnen auf den Obberg führt, unterwegs waren. Drei Personen hätten ihn am Dienstagnachmittag angerufen, sagt der Jagdaufseher des Reviers Thürnen/Diepflingen West. Am Tag zuvor war er selber noch an der Stelle vorbeispaziert.
Metzger als möglicher Täter
Nachdem er sich die Sache angeschaut hatte, verständigte Bühler die Polizei, begleitete die Polizisten zum Tatort und erstattete Anzeige gegen unbekannt wegen eines Verstosses gegen das Umweltschutzgesetz. Die Ermittlungen hätten noch zu keinem Erfolg geführt, heisst es bei der Polizei auf Anfrage.
Wer als Täter infrage kommen könnte? Christian Bühler überlegt: An einen Wilderer glaube er nicht. «Die Kadaver waren frisch und sahen nicht so aus, als hätten sie sich über eine längere Zeit angesammelt.» Und dass jemand in kurzer Zeit so viele Tiere schiesst, bezweifle er stark. Seine Theorie: Ein ausgebildeter Metzger oder ein routinierter Hobbymetzger hat das Wild für Jäger zerlegt und sich der Überreste im Wald entledigt – möglicherweise, um sich die Entsorgungsgebühren zu sparen. Eine bescheidene Gebühr allerdings: In Thürnen beispielsweise kostet die Entsorgung von 50 Kilo Tierkadaver 15 Franken; Jäger bezahlen gar nichts.
Jäger trifft keine Schuld
Am Stefanstag fuhr der Jagdaufseher mit dem Thürner Wegmacher zur Fundstelle, und die beiden steckten die Überreste der Tiere in drei Fässer und brachte sie zur offiziellen Sammelstelle. Die Kadaver sind also ordnungsgemäss entsorgt, Anzeige ist erstattet. Dennoch lässt die Sache dem leidenschaftlichen Jäger keine Ruhe. Es sei ihm wichtig, klarstellen zu können, dass hinter der illegalen Entsorgung keine Jäger stecken, sagt Bühler. «Bei so etwas heisst es schnell einmal, die Jäger seien es gewesen.» Deshalb gelange er an die Medien – die Sache solle nicht seiner Zunft angelastet werden.
Ausserdem, so Bühler, solle auch der Täter wissen, dass so etwas nicht hingenommen wird. «Wenn ein Bauer ein totes Huhn in den Wald wirft, um es den Füchsen zu überlassen, ist das kein Problem, aber das hier geht eindeutig zu weit.»
Sollte die Täterschaft ermittelt werden, droht nicht nur ein Verfahren wegen der illegalen Entsorgung, sondern auch eine Busse wegen eines Verstosses gegen das Strassenverkehrsgesetz: Auf dem Waldweg, an dem die Kadaver deponiert worden sind, gilt ein Fahrverbot.
Das illegale Entsorgen von Abfall im Wald hat Mitte 2017 für grosses Aufsehen gesorgt. Ein Mann aus dem Laufental hatte über mehrere Wochen im Baselbiet und im Fricktal Bauschutt von einem Hausumbau im Wald abgelagert. Unter anderem hatte er eine Ladung Müll in einen Naturschutzweiher in Sissach gekippt. Die Gemeinde Sissach erstattete Anzeige und setzte eine Belohnung von 500 Franken aus. Der Bauschutt-Serientäter konnte aufgrund eines Tipps aus der Bevölkerung gefasst werden.