Klatsche für die Präsidentin
13.12.2018 LiedertswilKeine Ehrenbürgerschaft für Sonja Gschwind
Die Bürger-Gemeindeversammlung von Liedertswil hat ihrer Präsidentin Sonja Gschwind die Ehrenbürgerschaft verweigert. Ein missratener Schlussakt vor der Integration der Bürger- in die ...
Keine Ehrenbürgerschaft für Sonja Gschwind
Die Bürger-Gemeindeversammlung von Liedertswil hat ihrer Präsidentin Sonja Gschwind die Ehrenbürgerschaft verweigert. Ein missratener Schlussakt vor der Integration der Bürger- in die Einwohnergemeinde.
Christian Horisberger
Es hätte eine Geste der Dankbarkeit und des Respekts für überdurchschnittliches Engagement um das Wohl der Gemeinde und der Einwohner von Liedertswil werden sollen. Bürger Lorenz Degen hatte der Bürgergemeinde bereits im Sommer beantragt, Sonja Gschwind nach zwölf Jahren als Präsidentin der Einwohner- und Bürgergemeinde die Ehrenbürgerschaft zu verleihen. Gschwind war damit einverstanden, der Bürgerrat unterstützte den Antrag.
Die Bürger stellten sich an ihrer allerletzten Versammlung vor der Integration in die Einwohnergemeinde allerdings quer. Zwölf Bürger wohnten der Versammlung bei, sechs waren gegen Eintreten, zwei enthielten sich. Das Thema war abgehakt, ehe richtig darüber diskutiert werden konnte, denn die Mehrheit wollte gar nicht erst auf das Geschäft eintreten.
Aus der Eintretensdebatte hatten sich drei Gründe herauskristallisiert, die gegen die Ehrenbürgerschaft der Präsidentin sprächen: Es gebe Leute, welche die Ehre mehr verdient hätten und nicht Ehrenbürger geworden seien. Namen wurden allerdings keine genannt. Eine Ehrenbürgerschaft kurz vor der Auflösung der Bürgergemeinde zu vergeben, habe keinen Sinn, lautete der zweite Kritikpunkt. Als drittes Argument wurde ins Feld geführt: «Das gab es noch nie und deshalb wollen wir es auch nicht.» Wortführer der Gegner war SVP-Landrat Michel Degen, wie das «Regionaljournal Basel» von Radio SRF meldete. Dieser betonte, dass der Entscheid nicht gegen Gschwind gerichtet gewesen sei.
Neid und Eifersucht
Antragsteller Lorenz Degen ist von seinen Mitbürgern enttäuscht. Es sei billig, wenn man sagt, andere hätten mehr gemacht fürs Dorf. «Es hat ja immer die Möglichkeit bestanden, die Leute als Ehrenbürger vorzuschlagen.» Als wahre Gründe vermutet Degen eine Mischung aus Neid, Eifersucht und das Prinzip, grundsätzlich alles abzulehnen, was man noch nie getan hat. «Das habe ich unterschätzt», sagt er. Besonders ärgere es ihn, dass sich die Bürger noch nicht einmal auf eine Debatte einlassen wollten.
Die Bürgergemeinde ist am 1. Januar 2019 Geschichte. Die Ehrenbürgerschaft Gschwinds könnte bei einem entsprechenden Antrag von der Einwohnergemeinde neu – und womöglich anders – beurteilt werden. «Aber ich werde so einen Antrag nicht stellen», sagt Lorenz Degen. Einerseits sei er aus Liedertswil weggezogen und habe deshalb kein Mitwirkungsrecht mehr, andererseits ist er der Überzeugung, dass es besser ist, nun einige Jahre damit zu warten.
Zudem ist fraglich, ob Sonja Gschwind ihr Einverständnis zu einem neuerlichen Antrag geben würde. Medienanfragen zum Thema beantwortet sie keine. Den im Saal Anwesenden hatte sie gesagt, dass der Entscheid der Bürger sie getroffen habe.