«Die meisten Biker sind sehr gutmütige Menschen»
07.12.2018 Basel«Die meisten Biker sind sehr gutmütige Menschen»
Rund 60 Biker machen sich morgen am «Harley Niggi Näggi» weihnächtlich geschmückt auf den Weg durch Basel. Unter ihnen ist zum dritten Mal Thomas Jeker aus Rümlingen. Im «Volksstimme»-Interview verrät er, dass die ...
«Die meisten Biker sind sehr gutmütige Menschen»
Rund 60 Biker machen sich morgen am «Harley Niggi Näggi» weihnächtlich geschmückt auf den Weg durch Basel. Unter ihnen ist zum dritten Mal Thomas Jeker aus Rümlingen. Im «Volksstimme»-Interview verrät er, dass die meisten Biker auch eine sanfte Seite haben.
Michèle Degen
Mit rotem Samt, 1000 bunten Lämpchen, unzähligen Glöckchen und viel Hingabe hat Thomas Jeker aus Rümlingen seine Harley in einen «Santichlaus»-Schlitten verwandelt. Damit nimmt er als Mitglied des «Harley Owners Group» (HOG) Nordwest-Chapters morgen am 20. «Harley Niggi Näggi» teil. Dabei fahren heuer rund 60 Biker als «Santichläuse» verkleidet mit festlich geschmückten Motorrädern durch Basel und verteilen selbst verpackte «Santichlausesäckli». Der Anlass dient einem guten Zweck, denn die Mitglieder sammeln gleichzeitig Geld für die Stiftung Theodora.
«Volksstimme»: Herr Jeker, wieso fahren Sie als «Santichlaus» verkleidet mit Ihrem Motorrad durch Basel?
Thomas Jeker: Für die Kinder. Einerseits sammeln wir für die Stiftung Theodora, die Besuche von Clowns bei Kindern im Spital organisiert. In den vergangenen zwei Jahren konnten dabei jeweils 36 000 Franken gesammelt werden. Das ist eine tolle Sache. Andererseits ist es schön, die vielen strahlenden Kinderaugen beim Umzug durch Basel zu sehen. Alle freuen sich über die geschmückten Motorräder und unsere Verkleidungen. Sobald wir die Tour beendet und die Bikes abgestellt haben, wollen alle Eltern Fotos von ihren Kindern mit uns machen. Das ist immer wieder eine schöne Erfahrung.
Ist es nicht gefährlich, mit dem Aufbau auf dem Motorrad und der Verkleidung zu fahren?
Nein. Bevor ich von zu Hause aufbreche, teste ich immer, ob alles am Töff hält. Die Sicht ist trotz Mütze und Bart nicht eingeschränkter als sonst und wir fahren nicht auf der Autobahn, sondern über Land nach Basel, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen und die anderen Verkehrsteilnehmer nicht unnötig abzulenken.
Hat Ihnen der Schnee noch nie einen Strich durch die Rechnung gemacht?
In diesen zwanzig Jahren kam es einmal vor, dass zu viel Schnee zum Fahren lag. Dann haben die «Santichläuse» die Tour zu Fuss gemacht. Im vergangenen Jahr begann es am Abend bevor der Umzug stattfand an zu schneien. Am Morgen darauf lagen in Rümlingen etwa 10 Zentimeter Schnee. Ich stand um fünf Uhr früh auf und habe versucht, einen Anhänger zu organisieren, was mir dann auch geglückt ist. Andere mussten aber ihre Bikes auch schon in der Garage lassen. Das ist schon eine Enttäuschung, wenn der Töff komplett geschmückt und abfahrbereit in der Garage steht und dann einfach zu viel Schnee liegt.
Das Image des Bikers ist doch eher das der Harten und Unnahbaren. Eine rote Zipfelmütze und eine Harley, die wie ein Tannenbaum leuchtet, widersprechen dem aber deutlich.
Die meisten Biker, die ich kenne, sind sehr gutmütige Menschen. Viele stehen auch für Kinder ein. Die HOG sammelt für die Stiftung Theodora, und ich weiss von einem Klub, der sich für misshandelte Kinder einsetzt und sie unterstützt. Es ist auch nicht so, dass alle Biker volltätowiert sind und nur Hardrock hören. Die gibt es, aber ebenso viele hören gerne deutschen Schlager und man sieht höchstens im Sommer, wenn sie im T-Shirt unterwegs sind, dass sie eine Tätowierung haben. Ich selbst habe viele Jahre lang in Langenbruck Theater gespielt und war im Jodelklub. Ich mag auch Hardrock nicht besonders (lacht).
Sie haben Ihre Harley in einen klingelnden, blinkenden Schlitten verwandelt. Wie viel Zeit hat Sie das gekostet?
Nach der letzten Ausfahrt der Saison mit dem «Chapter» habe ich begonnen, mir darüber Gedanken zu machen, wie mein Bike aussehen soll. Von der Idee an, bis alles fertig war, habe ich insgesamt rund 30 Stunden investiert. Man muss aber nicht so viel Zeit und Arbeit ins Schmücken des Bikes stecken. Das kann jeder Teilnehmer nach eigenem Gutdünken bestimmen. Wir kommen ja auch selbst für die Dekoration und unsere Verkleidungen auf. Ich hatte aber schon den Ansporn, etwas Ausgefalleneres zu machen.
Nach dem «Niggi Näggi» morgen werden die motorisierten «Santichläuse» auch am «Christmas Tattoo» in Basel auftreten. Sind Sie nervös, vor so vielen Leuten eine Choreografie zu fahren?
Ich hoffe immer, dass alles gut läuft, auch am «Niggi Näggi», aber ich bin durch den Jodelklub und das Theaterspielen schon vor Publikum aufgetreten und kenne das Gefühl bereits. Aber wenn ich auf dem Töff sitze, konzentriere ich mich voll aufs Fahren.
20. «Harley Niggi Näggi», Samstag, 8. Dezember, ab 16 Uhr, Basel, www.hognws.ch
Zur Person
md. Thomas Jeker fährt heuer zum dritten Mal am «Harley Niggi Näggi» mit. Der 49-Jährige hat sich sein erstes Motorrad zum Lehrabschluss geschenkt und sich vor einigen Jahren den Traum einer Harley erfüllt. Jeker ist selbstständiger Unternehmer in der Möbelbranche und wohnt in Rümlingen. Seit vier Jahren sind er und seine Frau Mitglieder im Nordwest-Chapter der «Harley Owners Group (HOG) Switzerland», die 1991 gegründet wurde. Die HOG zählt weltweit über eine halbe Million Mitglieder und wurde gegründet, um die Freundschaft zwischen Harley-Davidson-Fahrern zu stärken.