Team-Aerobic | Drei regionale Teams sind an der SM vertreten

wis. Am Wochenende folgt für die Aerobic-Teams endlich der Saison-Höhepunkt. Lange nach den Turnfesten und kantonalen Meisterschaften des Frühlings und Frühsommers findet Ende November die Schweizermeisterschaft (SM) statt. Die Baselbieter Aerobic-Karte ist sehr dünn besiedelt. Mit dem JSV Niederdorf und dem TV Sissach (Aktive und Jugend) sind nur zwei Vereine an der SM vertreten. Die leitenden Personen setzen sich stark für die Förderung der Disziplin ein. Ein Grund für die mangelnden Turner sei, dass im Team-Aerobic ansprechende Resultate erst mit sehr viel Aufwand erreicht werden.

Höhepunkt zum Ende einer Ära

Der JSV Niederdorf und der TV Sissach starten an der SM

Nur wenige Vereine in der Region betreiben wettkampfmässig Team-Aerobic. Der JSV Niederdorf ist seit Jahren dabei. Nach der Schweizermeisterschaft vom Wochenende steht ein sanfter Generationenwechsel an.

Sebastian Wirz

Der Jugend- und Sportverein Niederdorf ist ein junger Klub. 2006 gegründet wirkt er wie das Küken inmitten von arrivierten Vereinen im Oberbaselbiet, die in diesen Jahren ihre 100. Geburtstage und Ähnliches feiern. Doch in einer Sparte ist der JSV Niederdorf ein Urgestein: Als einer der wenigen Vereine im Kanton betreibt er seit seiner Gründung wettkampfmässig Team-Aerobic.

Der Damenturnverein Niederdorf hatte schon zuvor ein Aerobic-Team, aber 2004 kam es zu einem Generationenwechsel. «Patricia Inderbitzin, die damalige Leiterin, gründete in der Folge mit vielen Unter-20-Jährigen ein neues Team. Der JSV löste den DTV ab», sagt Christina Scheidegger. Sie war damals eine der jungen Turnerinnen und ist heute Leiterin. «Team-Aerobic blieb trotz des Wechsels unser Steckenpferd.» Deshalb reisen die Niederdörferinnen auch dieses Jahr wieder an die Schweizermeisterschaften und vertreten dort mit dem TV Sissach das Oberbaselbiet. Weitere Baselbieter oder Basler Vereine sind nicht gemeldet.

In den beiden Basel ist Team-Aerobic eine Randdisziplin. «Nur etwa fünf Vereine kommen und gehen», sagt Scheidegger, die sich in den vergangenen Jahren mit Inderbitzin als Ansprechperson für das Ressort Aerobic beim Baselbieter Turnverband (BLTV) engagiert hat. Sie tingelte mit anderen Teammitgliedern durchs Baselbiet und zeigte Vereinen bei Probetrainings, was diese Disziplin ausmacht. «Team-Aerobic wird stark unterschätzt. Viele denken einfach an Tanzen und sehen nicht, welche Vorbereitung und welcher Aufwand dahintersteckt», sagt die Niederdörferin. Zum üblichen Wochentraining kommen zahlreiche Zusatztrainings und Weekends hinzu.

Strenge Vorgaben und Noten
Es sollen mehr Teams her: Wer an kantonalen Meisterschaften nicht Letzter wird, ist mangels mehr Konkurrenz meist schon auf dem Podest. «Der TV Sissach hat sich in den vergangenen zwei Jahren als stärkstes Team herauskristallisiert», sagt Scheidegger anerkennend, die mit dem JSV selber mehrere kantonale Meistertitel vorzuweisen hat. Passenderweise übernehmen denn auch die beiden Aerobic-Leiter des Turnvereins Sissach Scheideggers und Inderbitzins Aufgabe beim BLTV: Laura Schnetzler und Paul Werdenberg.

«Momentan versuchen wir vor allem Vereine, die mit wettkampfmässigem Team-Aerobic aufgehört haben, zu motivieren», sagt Schnetzler. «Nach dem eidgenössischen Turnfest kommendes Jahr sind dann Kurse beim BLTV und Besuche bei Vereinen geplant.» Es sei nicht einfach, Turner für die Disziplin zu begeistern, denn wer neu beginnt, fasse nicht selten eine Klatsche. «Ohne immensen Aufwand gibt es bei der strengen Benotung sehr schnell nur eine 7 auf der 10er-Skala. Und auch Hobby-Turner haben höhere Ansprüche als so ein Ergebnis», sagt Schnetzler.

Die formalen Ansprüche an das Programm sind ebenso streng. Schnetzler und Werdenberg wollen als ausgebildete Wettkampfrichter interessierte Vereine deshalb bei der Erarbeitung einer Choreografie unterstützen. Bei der Zusammenstellung der Übungen haben sie beim TV Sissach Erfahrung, wo auch eine eigene Nachwuchsabteilung besteht. Das erfahrenere Jugend-Team tritt am Samstag ebenfalls an der SM an.

Wie bei den Erwachsenen qualifizieren sich im Nachwuchs die besten sechs der Rangliste für den Final. Für die besten 40 Prozent gibt es eine Auszeichnung. Die Ziele sind in Niederdorf und bei den beiden Sissacher Teams dieselben: Sie wollen eine Auszeichnung erreichen. Beim Rekordteilnehmerfeld von 39 Sektionen bei den Aktiven bedeutet dies zumindest den 15. Rang. Im Nachwuchs (21 Teilnehmer) müssten die Sissacher Achte werden.

Die Anreise wird für Christina Scheidegger heuer etwas ungemütlicher als auch schon: Die Niederdörferinnen turnen am Sonntag schon um 8.15 Uhr – in Frauenfeld. «Wir werden also mitten in der Nacht aufstehen und in die Ostschweiz fahren», sagt Scheidegger und lacht. Sie freut sich dennoch auf diesen letzten Höhepunkt ihrer aktiven Karriere. Nach der SM bleibt sie dem Verein als Leiterin erhalten, als aktive Turnerin soll es der letzte Wettkampf sein. Wie 2004 steht ein Generationenwechsel bevor. Scheidegger und mindestens zwei weitere langjährige Mitglieder werden ihre Aktivkarriere beenden, vier neue stehen in den Startlöchern. Die Ablösung wird also dieses Mal nicht die Gründung eines neuen Vereins bedeuten – der JSV bleibt bestehen.

Viel Aufwand für gute Noten

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