Tablets gehören ins Klassenzimmer
20.11.2018 Bildung, ItingenAnna Uebelhart
Die Primarschule Itingen ist im Kanton ganz vorne mit dabei, wenn es um den Ausbau der Infrastruktur geht. Konkret sieht das im Schulhaus so aus: Jedes Zimmer hat einen Beamer, einen Visualiser und einen Drucker. Zusätzlich gibt es ein Wlan-Netz für die ...
Anna Uebelhart
Die Primarschule Itingen ist im Kanton ganz vorne mit dabei, wenn es um den Ausbau der Infrastruktur geht. Konkret sieht das im Schulhaus so aus: Jedes Zimmer hat einen Beamer, einen Visualiser und einen Drucker. Zusätzlich gibt es ein Wlan-Netz für die ganze Schule und den Lehrern und Schülern stehen 24 Tablets und 24 Laptops zur Verfügung. Schulleiter Thomas Weisskopf hat mit seinem Team ein fundiertes Medien- und ICT-Konzept entwickelt, das die Mediennutzung an der Schule definiert und fördert. Im Gespräch erklärt er, was für Lehrer, Schülerinnen und Schüler der Primarschule gegenwärtig zum Schulalltag gehört.
In den vergangenen sechs Jahren hat die Gemeinde Itingen viel Arbeit und Geld aufgewendet, um die Schule mit den neusten Gerätschaften auszustatten. Der ausgegebene Betrag müsse allein für die iPads und Laptops zwischen 25 000 und 35 000 Franken liegen, so Weisskopf. Zudem hat der Kanton alle Primarschulen beauftragt, ein eigenes Medien- und ICT-Konzept zu entwerfen. Dabei müssten gewisse Vorgaben eingehalten werden, erklärt der Primarschulleiter. Dieser Aufgabe hat er sich angenommen und ein Konzept erstellt, das die Rahmenbedingungen für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien und «Information and Communication Technologies» (ICT) festlegt. Die definitive Fassung sei bereits durch das kantonale Amt für Volksschulen geprüft worden. Die Rückmeldungen seien hervorragend, vermeldet der Schulrat der Primarschule Itingen in einem Schreiben im Gemeindeanzeiger vom 8. November.
Kriterium für Übertritt in Sekundarschule
Es stellt sich die Frage, wieso Kinder im Primarschulalter bereits mit modernen Medien vertraut gemacht werden sollten. Weisskopf sagt: «Wir haben gar keine Wahl. Im Französischunterricht ist es ab der dritten und im Englischunterricht ab der fünften Klasse vorgeschrieben, weil die Lehrmittel den Gebrauch von elektronischen Geräten voraussetzen. Auch im Fach Natur, Mensch und Gesellschaft (NMG) kommen die Tablets immer mehr zum Einsatz. Tatsächlich haben Primarschulen vom Kanton eine verbindliche Vorgabe, die besagt, dass alle Schülerinnen und Schüler bis zum Übertritt in die Sekundarschule einen sogenanten ICT-Pass erwerben müssen. Um diesen zu erhalten, sollen verschiedene Vorgaben erfüllt sein. Sie müssen sich unter anderem bei Word auskennen, fähig sein, Bilder zu importieren und am Computer schreiben können.
Durch die Arbeit mitTablets und «Mindsteps», eine in der Nordwestschweiz entwickelte Plattform, sei es für die Lehrpersonen möglich, besser auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler einzugehen. Diese könnten sich auch zu Hause mit einem Account bei «Mindsteps» einloggen und Übungsaufgaben lösen. Man erhoffe sich, dass das Lernen für Kinder auf diese Weise attraktiver wird, so Weisskopf.
Keine Einbussen bei der Kreativität
Elemente, die für viele Erwachsene noch ein fester Bestandteil ihres Schulalltags waren, gibt es im heutigen Unterricht in dieser Form gar nicht mehr. So sind zum Beispiel Tafeln im A4-Format, der Fülli und auch verbunden Schreiben laut Weisskopf nicht mehr zeitgemäss. Aber werden die Primarschulkinder in ihrer Kreativität und dem sozialen Umgang mit Mitschülern gleichermassen gefördert wie noch vor 50 Jahren? Der Itinger Schulleiter findet schon: «Die kreativen Fächer wie Werken, Handarbeit und Zeichnen gibt es noch immer, ebenso wie Hefte, welche die Schüler gestalten. Auch auf dem Computer kann man kreativ sein.» Ein grosses Abschlussprojekt der Schulzeit sei ausserdem die Gestaltung einer professionellen Schulzeitung. Gruppenarbeiten seien mehr denn je ein Thema. Dass Schüler vereinsamt auf den eigenen Bildschirm starren, sei laut Weisskopf nicht der Fall.
Der Schulleiter und sein Team sind sich durchaus bewusst, dass die Gefahren, die das Internet birgt, nicht zu unterschätzen sind. In Itingen müssen aus diesem Grund Kinder und ihre Eltern in der dritten Klasse eine Abmachung unterschreiben, die besagt, was für die Schüler im Umgang mit den Medien erlaubt ist und was nicht. Ein korrektes Verhalten ist Weisskopf wichtig: Bei Verstössen könne sogar die Polizei eingeschaltet werden. Zusätzlich führt diese mit allen Fünftklässern einen Workshop durch, als Prävention, um auf mögliche Gefahren oder gar Straftaten aufmerksam zu machen. Die Schule Itingen befasst sich mit den neusten Sicherheitsvorschriften und Datenschutzbestimmungen.
Die Grossen lernen von den Kleinen
Die Lehrpersonen absolvieren regelmässig externe Weiterbildungen, damit auch sie stets informiert sind. Am 21. November findet zum ersten Mal eine Weiterbildung mit einem ungewöhnlichen, dennoch interessanten Ansatz statt: Die Sechstklässler, die sich auf dem Tablet schon bestens zurechtfinden, zeigen dem gesamten Lehrer-Kollegium, wie diese das Gerät zu bedienen haben. So soll in Zukunft die Arbeit aller Beteiligten erleichtert werden. Auch der Neubau, der für 4,5 Millionen Franken in der Gemeinde entsteht, wird ebenfalls mit allen modernen Geräten ausgestattet sein, die sich die Schule in den vergangenen Jahren hart erarbeitet hat.
Die Primarschule Itingen hat technisch grosse Fortschritte gemacht, doch dass das im Kanton nicht überall der Fall ist, weiss auch der Itinger Schulleiter: «Einige Gemeinden sind noch weit von einer Infrastruktur, wie es sie in Itingen gibt, entfernt, während den Schülerinnen und Schülern in Bottmingen ab der dritten Klasse ein Tablet gratis zur Verfügung gestellt wird. Vermutlich besteht innerhalb des Kantons keine Chancengleichheit, da die Primarschulen nicht, wie die Sekundarschulen, dem Kanton, sondern der jeweiligen Gemeinde gehören.» Die unterschiedlichen Budgets wirken sich auf die schulinterne Ausstattung aus. Thomas Weisskopf schätzt die Unterstützung vonseiten der Gemeinde: «Es ist schön, dass wir in der Lage sind, Medien pädagogisch sinnvoll einzusetzen.»