«Ramschbrg» digital erhalten
27.11.2018 Baselbiet, Ramlinsburg, Bezirk Liestal, GesellschaftDas Gemeindearchiv ist auf dem neuesten Stand
vs. Rico Braun beseitigt Getränke oder ähnliches vom Tisch. Mit Handschuhen nähert sich der ehemalige Malermeister seinem Untersuchungsgegenstand. Nichts soll die Schätze beschädigen. Der Ramlinsburger hantiert mit der ...
Das Gemeindearchiv ist auf dem neuesten Stand
vs. Rico Braun beseitigt Getränke oder ähnliches vom Tisch. Mit Handschuhen nähert sich der ehemalige Malermeister seinem Untersuchungsgegenstand. Nichts soll die Schätze beschädigen. Der Ramlinsburger hantiert mit der Vergangenheit – er bewahrt die Geschichte seines Dorfs auf.
In unzähligen Stunden freiwilliger Arbeit hat Braun das Ramlinsburger Gemeindearchiv auf Vordermann gebracht. Mehr als 700 Objekte hat er bisher archiviert und digitalisiert. Jedes Mal hat er gefragt: «Wer hat das Bild gemacht?», «Wann?», «Was sehen wir?»
Der «Volksstimme» gewährt Braun einen Einblick in eine Zeit, als Ramlinsburg noch eine eigene Post hatte und das Mobiliar in den Schulzimmern noch etwas anders aussah.
«Kommende Generationen werden sich freuen»
Rico Braun hat das Gemeindearchiv perfekt aktualisiert
Der ehemalige Ramlinsburger Malermeister Rico Braun ist Verwalter der gemeindeeigenen kommunalen «Bild- und Tonsammlung Ramlinsburg». Diese stellt einen Fundus von gut 700 Objekten dar, die Braun seit gut zehn Jahren sammelt.
Willi Wenger
Der 68-jährige Rico Braun aus Ramlinsburg hat vor gut zehn Jahren bei der Einwohnergemeinde angeregt, diese möge ein Gemeindearchiv aufbauen. Ihm schwebte ein Archiv für Bild und Ton vor, das er letztlich mit Hilfe einer Arbeitsgruppe erfolgreich aufgebaut hat. Dieses darf heute für eine Landgemeinde als Vorzeigeobjekt bezeichnet werden, sind doch mittlerweile gut 700 Objekte archiviert respektive digitalisiert. Gesichert sind sie auf drei externen Festplatten. «Zwei sind bei mir und eine auf der Gemeindeverwaltung», hält Braun fest, der ergänzt, dass sie laufend aktualisiert würden. «Wir sind immer auf dem neusten Stand».
Für den in Ettingen und Münchenstein aufgewachsenen Braun stellt die Fotografie generell von Kindesbeinen an eine grosse Leidenschaft dar. «Ich kann mich nicht sattsehen», beschreibt er dieses Steckenpferd, von dem jetzt auch die Einwohnergemeinde Ramlinsburg in hohem Masse profitiert. Und auch kommende Generationen. «Diese werden sich freuen», ist der seit 1986 in «Ramschbrg» wohnhafte ehemalige Unterbaselbieter überzeugt.
Hochgeschätzte Freiwilligenarbeit
Braun hatte vor über 10 Jahren die Idee zur Einrichtung einer Bild- und Tonsammlung Ramlinsburg (Butsr) beim Gemeinderat angeregt. Ihm war bewusst, dass die alten Einwohner, die vom Dorf noch viel wissen, nicht mehr lange zu leben hätten. Er verfasste professionelle Konzepte und Businesspläne, welche die Behörde guthiess und ihm und einer Arbeitsgruppe den Auftrag erteilte, aktiv zu werden. Er hat die Butsr in der Folge professionell aufgebaut. Heute sei alles definiert und digital aufgebaut, freut sich Braun. Das archivierte Material stammt aus der Zeit ab zirka 1900, ist also rund 120 Jahre alt. Wirklich tolle Bilder stammen vereinzelt aus den Zwanzigern. «Vorher war es für das ‹normale Volk› undenkbar, über einen Fotoapparat zu verfügen.»
Braun arbeitet (fast) täglich an «seinem» Archiv, um dieses aktuell zu halten. Er tut das alles aus Leidenschaft, in Freiwilligenarbeit. Die Einwohnergemeinde schätzt dies ausserordentlich. Sie hat ihm für seine Arbeit einen Laptop und einen Scanner mit hochprofessioneller Software zur Verfügung gestellt. All dies stellt schliesslich sicher, dass das Wissen in Ramlinsburg nicht verloren geht. Auch dank den bisher rund 25 Personen, die Braun mit wertvollen Dokumenten aus alt «Ramschbrg» bedient haben. Er hat bislang Hunderte von Stunden ins Projekt investiert.
Nur mit Handschuhen
en. Wenn Rico Braun Bilder bei Einwohnern sichtet oder sie diese zu ihm bringen, arbeitet er nur mit Handschuhen. Der Tisch sei dann immer leer. Getränke auf dem Tisch seien ein No-Go. Er wolle nicht, dass zum Beispiel ein Glas umkippt und die wertvollen Bilder vernichtet oder zumindest beschädigt würden. Bei den Gesprächen stelle er immer drei Standardfragen: «Wer hat das Bild gemacht?», «Wann?» und «Was sehen wir?» Er fixiert diese Gespräche auf einem Aufnahmegerät, sodass letztlich Ton und Text dem Archiv zugeführt werden können.