Feuer

In meiner neuen Wohnung steht eine mächtige «Chouscht» in der Stube und in der Küche die zugehörigen Bioreaktorblöcke, also ein Feuerherd und ein grosser Holzofen. Daher bin ich nun auf ausreichend Holz vor dem Haus angewiesen, um wohlig warm über den Winter zu kommen (der wird zwar dieses Jahr nur vom 28. Dezember bis zum 20. Januar dauern, danach gibt’s wieder 25 Grad…). Allein die Berechnung des Holzbedarfs ist allerdings für einen Holzheizstift schwierig. 2 Ster? Oder doch eher 30? Ein Kollege meinte: «Hm, Wohnungsgrösse durch 20 plus Anzahl mitbewohnende Frauen in der Wohnung (weil die immer kalte Füsse haben) ergibt die benötigte Anzahl Holz in Ster.» Ich komme also auf so 4 Ster und da Sie nicht wissen, wie gross meine Wohnung ist, dürfen Sie über meinen Beziehungsstatus rätseln.

In unseren Dörfern kann man den Holzkauf mit einem gesellschaftlichen Anlass verbinden: Mit der Holzgant. Da gibt es solche, die kaufen, solche, die kaufen lassen und andere, die einfach wegen des Zvieris und des Biers kommen. Ich war daher im vergangenen März das erste Mal mit dabei (nicht wegen des Zvieris) und habe nach hartem Bieterkampf hiesiges Holz ergattert.

Früher ging man selbst holzen und glauben Sie mir: Ich weiss, wie gefährlich das ist. Mit einigen Kollegen half ich einmal beim Holzen in einem Privatwald. Wir vier Bürogummis wagten uns an Bäumchen knapp dicker als ein Oberschenkel. Aber selbst da rannten wir brüllend um unser Leben, weil der Baum schon wieder in die falsche Richtung fiel. Seitdem sind für mich Holzarbeiter lebende Legenden.

Holz kaufen ist das eine, es zu zerkleinern und anzufeuern, das andere. Mit dem Zerkleinern bin ich fein raus, ich kann ganze «Spältere» in meinem grossen Ofen verheizen. Für den kleinen Herd kaufe ich da diese gepressten Hobelspanwürste beim Grossverteiler. Ich weiss – nicht sehr romantisch, aber praktisch.

Dann kommt die Sache mit dem Anfeuern. Die ersten paar Mal habe ich sämtliche Insekten in meiner Küche ungewollt durch spektakuläres Ausräuchern vernichtet: Schieber vergessen zu öffnen. Oder aber, es wollte einfach nicht brennen. Ich überlegte mir schon, einen Kanister Benzin zuzulegen, aber seitdem mein Kollege nach einem Grillabend keine Augenbrauen mehr hat, rate ich von solchen Methoden dringend ab. Gut, der brüllt sowieso dauernd, wenn er grilliert, entweder wegen der Stichflammen oder aber, weil er wieder mit nackten Händen in die glühenden Kohlen greift, um eine abgestürzte Bratwurst zu retten.

Mittlerweile bin ich ein Meister des Anfeuerns. Ich brauch quasi das Holz nur böse anzugucken, und schon geht es in Flammen auf. Die Schieber bediene ich mit der Virtuosität eines Konzertpianisten und meine Töchter wollen sich häuslich auf meiner Ofenbank niederlassen.

Der Winter kann kommen!

Lars Mazzucchelli ist Betriebsökonom und Sissacher Gemeinderat.

MEINE WELT

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