Franz Hohler als Jubiläumsgeschenk
30.10.2018 WaldenburgDie Zunft zum Oberen Tor ist 20-jährig
Sie setzt sich – meist im Hintergrund – für das Wohl der Talbevölkerung ein. Obwohl die Zunft zum Oberen Tor mitgliedermässig um ihr Überleben kämpft, will sie sich auch künftig für ihre Ziele ...
Die Zunft zum Oberen Tor ist 20-jährig
Sie setzt sich – meist im Hintergrund – für das Wohl der Talbevölkerung ein. Obwohl die Zunft zum Oberen Tor mitgliedermässig um ihr Überleben kämpft, will sie sich auch künftig für ihre Ziele engagieren.
Elmar Gächter
«Zunft». Das klingt ein wenig antiquiert. Und in der Tat ist es ein mittelalterlicher Begriff, der von althochdeutsch «zumft» (zu ziemen) kommt und eine ständische Körperschaft von Handwerkern bezeichnet, die zur Wahrung gemeinsamer Interessen entstanden ist. Die Zunft, von der hier die Rede ist, kommt erfrischend anders daher. Im Zentrum ihres Handelns steht das Wohl der gesamten Bevölkerung. Mit ihren Projekten und Anlässen setzen sich ihre Mitglieder nicht nur für ein attraktives Stedtli, sondern für das ganze Waldenburgertal ein.
Mit dem jährlichen Dreikönigstreff, heuer mit der Podiumsdiskussion zum Thema «Gemeindepower – auch fürs Waldenburgertal», findet die Vereinigung von engagierten Einwohnerinnen und Einwohnern weit über die Talgrenzen hinaus jeweils ein grosses Echo. Ohne sie gäbe es den legendären Waldenburger Weihnachtsmarkt wohl nicht mehr, hat sie ihn doch nach dem Aus des Frauenvereins über viele Jahre weitergeführt. Projekte wie der Umbau des Schulhausplatzes oder Anlässe wie die Ladies Night sowie viele weitere durften auf ihre finanzielle Unterstützung zählen.
Angefangen hat es mit dem Waldenburger Törli. Den Gründervätern René Vogt und Walter Bürgin schwebte vor, das geschichtsträchtige Objekt samt direkt angrenzender, halb zerfallener Bürger-Liegenschaft zu erwerben, zu sanieren und für die Öffentlichkeit – beispielsweise für Ausstellungen – nutzbar zu machen. Allein, der Denkmalschutz hatte etwas dagegen, eine Türe als Zugang zu bewilligen, und so verkamen die schon weit gediehenen Projektpläne zur Makulatur. Ganz anders die Idee, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen. Die Zunft durfte auf das Engagement von bis zu 30 Personen zählen, ein Bestand, der mittlerweile auf gerade noch einen Drittel geschrumpft ist.
Identifikation mit dem Tal
«Es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die sich engagieren. Vielleicht sind unsere Aktivitäten gegenüber einem Verein mit seinem in der Regel viel engeren Fokus der Interessen zu breit gefächert», vermutet Beat Feigenwinter, Co-Präsident der Zunft. Aber aufgeben wollen weder er noch sein Pendant Mike Mathys. Beide stellen fest, dass sowohl in Waldenburg als auch im Tal der Gedanke mehr und mehr greift, etwas miteinander anzugehen und durchzuziehen.
Vor allem auch die jüngere Bevölkerung identifiziere sich vermehrt mit dem Tal. Mike Mathys, selber ein Talbewohner der ersten Stunde, weiss dies aus eigener Erfahrung. «Als ich noch jung war, wollte ich möglichst schnell weg aus dem Waldenburgertal. Bei meinen Kindern ist dies aber anders, bei ihnen hat es wieder eine Identität, die ich im gleichen Alter nicht hatte. Auf dies hinzuarbeiten lohnt sich.»
Auch wenn es der Zunft angesichts des kleinen Mitgliederbestands zurzeit nicht möglich ist, neue Projekte zu lancieren und durchzuziehen, steht sie keineswegs Gewehr bei Fuss. So unterstützt sie die Einwohnergemeinde Waldenburg beim Kinoerlebnis Roadmovie vom 1. November in der Turnhalle Waldenburg oder beteiligt sich als Sponsor am Gospelkonzert vom 16. November in der Kirche Waldenburg. Und die Vorbereitungen für den nächsten Dreikönigstreff, der sich am 11. Januar 2019 dem Thema «Erfolgreiche Projekte im Waldenburgertal» widmet, sind ebenfalls am Laufen.
Prominenz in der Kirche
«Die Zunft hat in den letzten zwanzig Jahren diverse Projekte in unserer Gemeinde unterstützt und bereichert unser kulturelles Leben in Waldenburg. Es ist toll, dass die Gemeinde auf einen solch aktiven Verein zählen kann», hält Andrea Kaufmann als Gemeindepräsidentin fest.
Der grösste Event ihres Jubiläumsjahres steht der Zunft noch bevor. Wenn am 6. Dezember der Schriftsteller und Liedermacher Franz Hohler in der Kirche Waldenburg mit seinem Programm «Franz Hohler spaziert durch sein Gesamtwerk» aufwartet, ist das ganze Tal eingeladen. «Dies ist ein Geschenk der Zunft an die Bevölkerung», hält Mike Mathys fest. Ein weiterer Beweis, wie wichtig der Zunft zum Oberen Tor ihr Credo zum Wohl des Waldenburgertales ist.