Ein bewegtes Leben in 25 Episoden
25.10.2018 SissachRobert Bösigers und Christian Roths Buch über die Jodlerin Christine Lauterburg
«Alles bleibt anders» heisst das soeben erschienene Buch über die Berner Jodlerin Christine Lauterburg. Alles nahm seinen Anfang im ...
Robert Bösigers und Christian Roths Buch über die Jodlerin Christine Lauterburg
«Alles bleibt anders» heisst das soeben erschienene Buch über die Berner Jodlerin Christine Lauterburg. Alles nahm seinen Anfang im «Volksstimme»-Nachtcafé.
David Thommen
Journalist Robert «Bobby» Bösiger (61), ehemaliger Chefredaktor der «Volksstimme», einst auch Gründer von «Radio Raurach», ist heute Gemeinderat von Sissach. Nach wie vor «talkt» er regelmässig im «Volksstimme»-Nachtcafé vor Publikum mit prominenten Gästen. Aus einem dieser Talks ist nun mehr geworden – ein mehr als 330 Seiten starkes Buch, das druckfrisch in den Läden liegt. Titel: «Alles bleibt anders».
Protagonistin ist die Bernerin Christine Lauterburg, die mit ihren modernen Volksmusikinterpretationen («Elektro-Jodel») Erfolge feiert, aber – vor allem vor der Jahrtausendwende – auch stets den Unmut der als konservativ geltenden Schweizer Volksmusikszene auf sich zog. Autor Bösiger: «Ich kannte Lauterburg vor der Nachtcafé-Veranstaltung kaum und fand ihre Musik sogar eher öd. Sie hat mich mit ihren Geschichten dann aber so stark fasziniert, dass ich sie noch am gleichen Abend gefragt habe, ob sie bei einem Buchprojekt mitmachen will.» Sie sagte zu.
Eine herkömmliche Biografie erschien Bösiger als zu gewöhnlich, um Lauterburgs (1956) Geschichte so spannend zu erzählen, wie sie ist. Er inszenierte Begegnungen mit Personen, die im Leben der Künstlerin eine wichtige Rolle gespielt haben.
Bekannte Persönlichkeiten
Entstanden sind daraus 25 kurzweilige einzelne Geschichten, die – angereichert mit beachtlich viel Sekundärstoff und einer Vielzahl von kurzen Fremdstimmen – ein Gesamtbild der Frau und Künstlerin ergeben. Resultat der Begegnungen sind jeweils zwei bis rund zehn Buchseiten, stets angereichert mit einer Fotografie, die Lauterburg und die besuchte Person «Nase an Nase» zeigen. Hinter der Kamera stand der Basler Fotograf Christian Roth.
Die Persönlichkeiten, die Autor, Fotograf und Sängerin auf ihrer langen Reise durch die Schweiz besuchten, sind zum Teil bestens bekannt. Gleich an erster Stelle kommt Max Rüdlinger, der Schweizer Schauspieler, der in vielen Schweizer Filmen den Bösewicht gibt. Rüdlinger war Lauterburgs erster Ehemann. Vor der inszenierten Begegnung hatten sich die beiden jahrelang nicht mehr gesehen. Kaum trafen sie aufeinander, waren sie auch schon wieder im alten Fahrwasser – Stichelei reiht sich an Stichelei, doch bald mündet das Gespräch in der Aufarbeitung der Probleme vergangener Zeiten.
Die Prophetin im eigenen Land
Das Muster ist auch bei anderen Begegnungen zu beobachten – bei Housi Wittlin etwa, dem Berner Rockmusiker («Span»), mit dem Lauterburg längere Zeit liiert war, oder auch bei Musiker Zsolt Marffy, mit dem sie verheiratet ist und mit ihm ihr einziges Kind hat, aber seit vielen Jahren von ihm getrennt lebt. Zusammen überlebten sie einst bei einem schweren Autounfall nur knapp. Viele weitere Begegnungen fanden mit bekannten Schweizern statt: Adolf Ogi, Moritz Leuenberger, Peter Bichsel, Hansjörg Schneider oder Michael von der Heide. Aber auch Treffen mit Lauterburgs Mutter oder Tochter wurden arrangiert. Beim Buchprojekt nicht mitwirken wollte hingegen fast die gesamte Berner Rockszene. Kuno Lauener, Endo Anaconda oder Büne Huber sagten ab. «Typisch», sagt Bösiger: «Die Prophetin gilt im eigenen Bernerland wenig. In allen anderen Schweizer Regionen ist Lauterburg viel populärer.» Polo Hofer wäre beim Projekt übrigens dabei gewesen, sagte aber ab, da er bereits zu krank war.
Was für ein Bild ergibt sich, wenn man die einzelnen Puzzleteile aus dem Buch zusammenfügt? Nach dem Lesen könnte man zum Schluss kommen, bei Christine Lauterburg handle es sich um eine verspielte Junggebliebene mit schon ziemlich vielen Falten, um einen jodelnden Punk, um eine, die im Leben wenig ausgelassen hat, viel Glück und Unglück hatte und von Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben ist. Und um eine, die nicht immer ganz die Anerkennung gefunden hat, die sie mit ihrer Musik vielleicht verdient hätte. «So falsch ist diese Charakterisierung nicht», sagt Autor Bösiger. Er kommt im Gespräch mit der «Volksstimme» dann aber trotzdem zu einem ganz anderen Schluss: «Sie ist bodenständig, sehr schweizerisch. Sie ist aber vor allem sich selber und hat ihren Weg gemacht – wenn auch mit so manchem Umweg.» Ein Buch mit viel Wissenswertem, vielen Episoden und Anekdoten – lesenswert!
Das Buch
Eine Vernissage für das bereits erhältliche Buch «Alles bleibt anders» (Werd Verlag, Thun) findet am 24. November in der Oberen Fabrik in Sissach statt. Anschliessend gibt es ein Konzert der Band Landstreichmusik mit Christine Lauterburg. Im Buch enthalten ist eine CD mit zwölf Titeln.