AUSGEFRAGT: MERET FRANKE, PRÄSIDENTIN PRO NATURA BASELLAND, LIESTAL
26.10.2018 Natur«Die Natur mag keine Ordnung»
Morgen findet in vielen Gemeinden des Baselbiets der 24. Naturschutztag statt und Hunderte von Freiwilligen stehen für einige Stunden im Einsatz für die Natur. Für Meret Franke, Pro Natura Baselland, beginnt Naturschutz ...
«Die Natur mag keine Ordnung»
Morgen findet in vielen Gemeinden des Baselbiets der 24. Naturschutztag statt und Hunderte von Freiwilligen stehen für einige Stunden im Einsatz für die Natur. Für Meret Franke, Pro Natura Baselland, beginnt Naturschutz bereits im eigenen Garten.
Anna Uebelhart
Morgen montieren sich Naturschützerinnen und Naturschützer in 59 Gemeinden des Baselbiets ihre Gummistiefel, um Weiher zu putzen, Wiesen zu pflegen und Kleinstrukturen zu bauen. Klein und Gross engagieren sich für die Natur, in der Natur. Meret Franke, bereits seit acht Jahren im Pro-Natura-Vorstand, ist seit April Präsidentin der Naturschutz organi sa tion im Kanton Baselland.
«Volksstimme»: Frau Franke, nach welchen Kriterien suchen Sie die Arbeitseinsätze für den Naturschutztag aus?
Meret Franke: Der Basellandschaftliche Natur- und Vogelschutzverband (BNV) und Pro Natura Baselland koordinieren den Naturschutztag. Die einzelnen Arbeitseinsätze werden jedoch lokal organisiert. Naturschutzgruppen und Gemeinden überlegen sich, welche Art von Arbeitseinsatz möglich ist. Das kommt immer darauf an, was in den jeweiligen Gemeinden gerade ansteht. Da es den Naturschutztag schon so lange gibt, legen die Vereine bestimmte Einsätze auch bewusst auf dieses Datum.
Wer kann bei den Arbeitseinsätzen am Naturschutztag mithelfen?
Alle. Organisiert werden die Einsätze meist von den kommunalen Natur- und Vogelschutzvereinen, meist in Zusammenarbeit mit dem Werkhof der Gemeinden, dem Forstdienst oder den Jägern, den Schulen, dem Fussballklub oder der Jugendriege. Mitmachen können alle freiwilligen Helfer, die Lust dazu haben, etwas für die Natur zu tun. Oft kommen auch ganze Familien. Anschliessend wird zum Beispiel zusammen grilliert oder Suppe gegessen.
Wie unterstützen Pro Natura und BNV die meist unerfahrenen Helferinnen und Helfer?
Es sind Vereinsmitglieder mit dabei, die sich auskennen, die Helfenden anleiten und betreuen. Sie wissen, welche Pflanzen wo abgeschnitten werden dürfen und welche besser nicht.
Wieso finden einzelne Einsätze schon im Voraus oder erst verspätet statt?
Wir versuchen, alles auf denselben Tag zu legen. Das ist aus organisatorischen Gründen manchmal leider nicht möglich.
Welche Art von Arbeitseinsatz eignet sich am besten für Kinder?
Kinder sind grundsätzlich gerne draussen und die unterschiedlichsten Aufgaben machen ihnen Spass. Was Kinder gerne tun, ist zum Beispiel einen Weiher zu putzen, wo sie vielleicht noch einen Frosch oder einen Molch zu Gesicht bekommen. Alles, wofür man grobe Werkzeuge braucht, ist weniger geeignet.
In Itingen werden morgen Weiher eingeweiht. Inwiefern tragen solche künstlichen Weiher zum Naturschutz bei?
Sie sind künstlich angelegt, aber natürlich gefüllt mit Regenwasser. Mit den Weihern wird ein neuer Lebensraum für viele verschiedene Tierarten, wie zum Beispiel die Geburtshelferkröte, geschaffen.
Wo können wir im Alltag ansetzen, wenn es um Naturschutz geht?
Wenn man einen eigenen Garten hat, sollte man diesen nicht zu sauber putzen oder aufräumen, sondern auch mal einen Ast- oder Laubhaufen liegen lassen. Das bietet Unterschlupf für Igel, Ringelnattern und ganz viele andere Kleinlebewesen. Was die Natur gar nicht mag, ist, wenn der Rasen sauber geschnitten und alles perfekt aufgeräumt ist. Sie hat es nicht gerne so ordentlich. Auch die Fugen zwischen den Platten müssen nicht mit der Zahnbürste ausgekratzt werden. Auch dort kann ein Moos leben.
Sollte nicht jeder Tag Naturschutztag sein?
Doch natürlich. Jeder Einzelne kann für sich umsetzen, was möglich ist, indem er zum Beispiel keinen Abfall liegen lässt, weniger davon produziert und ihn recycelt. Man kann sich überlegen, ob man das Auto wirklich braucht oder ob man nicht doch das Velo nehmen könnte. So kann man jeden Tag zu einem Naturschutztag machen.
Was ist der Unterschied zwischen Naturschutz und Umweltschutz?
Für mich ist Naturschutz das Schützen und Erhalten der Natur, die ich anfassen kann, wie Tiere, Pflanzen und die Landschaft. Zum Umweltschutz gehören für mich grössere, globalere Themen wie zum Beispiel Klimaschutz oder der Kampf gegen Luft- und Gewässerverschmutzung.
Wenn man bei Pro Natura arbeitet, traut man sich da noch, mit dem Flugzeug in die Ferien zu fliegen?
Ich persönlich suche meine Ferienziele so aus, dass ich mit dem Zug reisen kann, und auch die anderen Mitarbeiter bei Pro Natura sind sehr umweltbewusst. Wenn man bei einer solchen Organisation arbeitet, liegt einem die Natur am Herzen. Ich habe Umweltingenieurswesen studiert und nach einem solchen Studium kann man gewisse Dinge, wie zum Beispiel mit dem Flugzeug zu verreisen, gar nicht mehr tun, ohne sich zu überlegen, welche Auswirkungen sie auf die Umwelt haben. Ich erkläre auch schon meinen Kindern im Laden, wieso wir im Februar keine Erdbeeren kaufen.
Baselbieter Naturschutztag
aue. Der Naturschutztag wird von den beiden kantonalen Naturschutzorganisationen Basellandschaftlicher Natur- und Vogelschutzverband (BNV) und Pro Natura Baselland organisiert. Ursprünglich war es ein Anlass im Laufental, wo gemeinsam die Blauenweid gepflegt wurde. Dann wurde die Idee für den ganzen Kanton übernommen. Die örtlichen Naturschutzgruppen pflegen die Gebiete meist zusammen mit der Gemeinde. In Zusammenarbeit mit Natur- und Vogelschutzvereinen, aber auch etlichen Gemeindebehörden und verschiedenen Schulen der 59 teilnehmenden Gemeinden werden freiwillige Arbeitseinsätze im ganzen Kanton geleistet.