Wie der Forst über die Runden kommt
25.09.2018 TennikenSchwarze Zahlen trotz defizitären Hauptgeschäfts
vs. Der Holzschlag ist für die meisten Forstreviere ein defizitäres Geschäft. Das Revier oberes Diegtertal schreibt trotzdem schwarze Zahlen. An der Begehung zeigte Förster Martin Krähenbühl, womit das Revier seinen ...
Schwarze Zahlen trotz defizitären Hauptgeschäfts
vs. Der Holzschlag ist für die meisten Forstreviere ein defizitäres Geschäft. Das Revier oberes Diegtertal schreibt trotzdem schwarze Zahlen. An der Begehung zeigte Förster Martin Krähenbühl, womit das Revier seinen Tätigkeitsbereich ausweitet, um dies zu erreichen.
Förster werden Naturschützer
Revierbegehung zeigt die heutigen Anforderungen an den Forst
Das Forstrevier oberes Diegtertal versucht, durch ökologische Pflegearbeiten und Ausführung von Drittaufträgen defizitäre Holzschläge zu kompensieren. Bisher läuft das recht gut, denn acht von zehn Jahresrechnungen zeigen schwarze Zahlen.
Beat Ermel
Auf einem Rundgang durch das Gebiet des Forstreviers oberes Diegtertal hat der Förster aufgezeigt, mit welchen Problemen die heutige Waldwirtschaft konfrontiert ist, und wie es gelingen kann, einen Forstbetrieb rentabel zu führen.
Im Gespräch mit Marcel Zimmermann, Präsident des Zweckverbands, und dem Revierförster Martin Krähenbühl war zu erfahren, dass ein Forstbetrieb allein vom Holzertrag nicht mehr überleben kann. Das Rezept, um über die Runden zu kommen, ist die Ausweitung des Betätigungsfeldes. Dem Revier oberes Diegtertal kommt zugute, dass fast ein Drittel der 670 Hektaren umfassenden Wälder der Einwohnergemeinden Tenniken, Eptingen, Känerkinden und der Bürgergemeinde Diegten im Naturschutzperimeter liegen. Die Pflege dieser Gebiete ist für den Forstbetrieb inzwischen ein wichtiges Standbein. Ebenso ist die stufige Waldrandpflege nicht nur für die Artenvielfalt von Bedeutung, sondern auch für die Betriebskasse.
Neu wird das als Pilotprojekt erstellte Waldrandpflegekonzept der Gemeinde Eptingen nun auf die anderen Reviergemeinden ausgeweitet. Die je nach Objekt geforderten Bewirtschaftungsformen sind für den Förster eine Herausforderung und zum Teil Neuland. So wurde im Gebiet Rintel zwecks Schaffung einer Vernetzungsachse ein gemeindeübergreifender Korridor für die Schmetterlinge ausgeholzt. Ein weiteres Standbein sind Arbeiten im Privatwald, Gartenarbeiten, die Herstellung von Tischen und Bänken und die Ausrüstung von Spielplätzen. Zudem werden die Trägergemeinden regelmässig aufgefordert, Arbeiten an den Forst abzugeben.
Flexibilität und Vertrauen
Im Gegensatz zum Forstrevier Dottlenberg, wo wegen schlechter Betriebszahlen die Notbremse gezogen werden musste und sämtliche Aufgaben an die Förster der Forstreviere Hohwacht und Oberer Hauenstein delegiert wurden, ist die Eigenständigkeit des Forstbetriebs im oberen Diegtertal nicht gefährdet. In den vergangenen zehn Jahren schloss die Betriebsrechnung achtmal mit schwarzen Zahlen und zweimal mit einem Defizit ab. Im laufenden Jahr gehe man wiederum von einer positiven Rechnung aus. «Im Gegensatz zu anderen Regionen läuft es bei uns noch recht gut. Allerdings wird es auch hier immer schwieriger», sagt Krähenbühl.
«Die langjährige Erfahrung des Försters und die gute Zusammenarbeit unter den Gemeinden kommt dem Betrieb sehr zugute», betont Zimmermann. Der Förster führe den Forstbetrieb so, als wäre es sein eigener. Gefragt sind Flexibilität, ökologische Kenntnisse, eine gute Vernetzung mit den Waldbesitzern und die Pflege des gegenseitigen Vertrauens.
Krähenbühl muss sich zunehmend mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinandersetzen. Die Hitze und Trockenheit setzen dem Wald arg zu, der Borkenkäfer wird zur Plage, der Holzpreis gerade bei der Fichte, dem bisherigen Brotbaum des Forstes, sei auf einem Rekordtief. Gefragt seien angepasste Waldbauziele und Massnahmen wie naturnahe und artenreiche Wälder. Sie dienen der genetischen Vielfalt und damit der Gesundheit des Waldes. Damit die Rechnung auch in Zukunft aufgeht, sei die Waldwirtschaft auf den politischen Willen angewiesen. Die Leistungen des Waldes sollten von den Waldeigentümern bei der öffentlichen Hand und den Besuchern eingefordert werden können.