Während einer Woche ist die Mehrheit der Dorfbevölkerung elektrisch unterwegs

Zusammen mit der EBL probt Anwil die Energiezukunft. 60 Prozent der Haushalte haben ihr Auto oder Motorrad durch ein Elektrofahrzeug ausgetauscht. Das Experiment soll wichtige Aufschlüsse für die Umsetzung der Energiestrategie 2050 liefern.

Tobias Gfeller

Stolz erklärt Marcel Corpataux, Projektleiter E-Mobility bei der EBL, die neuen Schnellladestationen beim Anwiler Werkhof. Sie werden diese Woche auf die Probe gestellt, wenn die Bevölkerung ihre geliehenen Elektrofahrzeuge laden will. Neben dem grossflächigen Umstieg auf Elektromobilität umfasst die Experiment-Woche von Anwil einen Energieeffizienz-Wettbewerb zweier Familien, Energieberatungen, E-Shuttles in Richtung Gelterkinden, Frick und Aarau, eine Podiumsdiskussion am Freitagabend sowie ein grosses E-Dorffest mit Solarkisten-Rennen am Samstag.

2015 nahm die EBL in Anwil die erste öffentliche Ladestation in Betrieb. Bereits zuvor tüftelte die lokale Energie-Kommission an der Energiezukunft. Unter anderem wurde laut über ein Pumpspeicherkraftwerk nachgedacht. Anwil wollte sich autark, also unabhängig versorgen können. Rückblickend war dies natürlich eine Fiktion, erinnert sich Marcel König. Aber es zeigte: Anwil ist offen für Neues und könnte in der Region eine Pionierrolle übernehmen.

Als dann die Elektrorallye Wave in Anwil haltmachte, war das Dorf endgültig Feuer und Flamme für die Elektromobilität und damit der ideale Partner für die EBL und ihr Experiment. Nach intensiven Vorbereitungen, die gemäss EBL-CEO Tobias Andrist weit herausfordernder waren als gedacht, konnte das Experiment am Wochenende starten. Da sich immer mehr Anwiler dazu bereit erklärten, ihr konventionelles Fahrzeug während einer Woche gegen ein Elektrofahrzeug zu tauschen, geriet die EBL in einen Lieferengpass. Da zeitglich die Automesse Auto Basel stattfindet, konnten auch die Autohäuser in der Region nicht genügend Elektrofahrzeuge bereitstellen. Die EBL wandte sich daraufhin an die Öffentlichkeit und bat um private Mithilfe. Die Resonanz war enorm, erinnert sich Andrist. Mehrere Privatpersonen stellten ihre Autos zur Verfügung. Weit über hundert E-Fahrzeuge sind diese Woche in Anwil unterwegs. Dazu gehören neben Autos und Motorrädern auch E-Bikes und sogar E-Scooter, also Trottinetts mit Elektroantrieb.

Kommt es zu Engpässen?
Während der ganzen Woche sind EBL-Mitarbeitende im Dorf unterwegs und stehen den Umsteigern zum Beispiel bei den extra aufgestellten Ladestationen mit Rat und Tat zur Seite. Dazu kommen kostenlose Energieberatungen und ein Tesla-Taxi-Shuttle als Fahrgemeinschaft für Pendler. Auch steht der Bevölkerung ein E-Auto-Mietservice für kurzfristige Fahrten zur Verfügung.

Für die Gemeinde, vor allem aber für die EBL, ist das Experiment Anwil ein wichtiger Test für die Zukunft. Im Vorfeld zeigte sich, wie gross die Bereitschaft für einen Umstieg auf Elektromobilität sein würde. Am wichtigsten für die EBL wird die Erkenntnis sein, wie sich das Stromnetz während dieser Woche verhalten wird, gerade wenn die Fahrzeugbesitzer ihre Fahrzeuge gleichzeitig laden. Über die Notstromversorgungen der Fahrzeuge können die Autos und Motorräder auch zu Hause über Nacht geladen werden. Auch wird gemessen, wie stark sich die CO2-Emmissionen verändern. Anlässlich der Podiumsdiskussion am Freitagabend wird erstmals Bilanz gezogen.

E-Experiment gestartet

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