Den Tod vor Augen
27.09.2018 RatgeberLesetipp | Antti Tuomainen: «Die letzten Meter bis zum Friedhof» Ein besonderes Buch, nicht einfach ein Kriminalroman. Trotz des makabren Themas weckt «Die letzten Meter bis zum Friedhof» die Lebensgeister. Wenn es um die letzten Tage geht, gilt es, jede ...
Lesetipp | Antti Tuomainen: «Die letzten Meter bis zum Friedhof» Ein besonderes Buch, nicht einfach ein Kriminalroman. Trotz des makabren Themas weckt «Die letzten Meter bis zum Friedhof» die Lebensgeister. Wenn es um die letzten Tage geht, gilt es, jede Minute zu geniessen.
Pia Grieder*
Der finnische Unternehmer Jaako (37) exportiert Speisepilze nach Japan. Bei einem Arztbesuch erfährt er, dass ihn jemand schleichend vergiftet haben muss und er unrettbar verloren ist. Als Jaako unmittelbar danach seine Frau Taina beim Fremdgehen mit einem Mitarbeiter erwischt, nimmt er sich vor, die restliche Lebenszeit effektiv zu nutzen. Sein Mörder soll entlarvt, die unternehmerische Konkurrenz kaltgestellt und die untreue Taina bestraft werden. Im Angesicht des Todes greift Jaako dann selbst zu drastischen Mitteln. Weitere Wirrungen: Zum einen haben sich in direkter Nachbarschaft zu Jaakos Betrieb drei finstere, ebenfalls auf den Pilzhandel spezialisierte Gestalten niedergelassen. Zum anderen stehen bald fast alle in der Geschichte auftauchenden Figuren im Verdacht, potenzielle Giftmischer zu sein.
Hauptfiguren ausser Pilzexporteur Jaako und seiner Frau sind drei seiner Angestellten, drei Konkurrenzunternehmer sowie der Ermittler Tikkanen. Wie diese sich gegenseitig auszuschalten versuchen, ist hoch spannend und schon allein wegen des schwarzen Humors lesenswert. Bemerkenswert sind auch die geradezu sinnlichen Beschreibungen der Landschaft.
Der Sinn des Todes
Der Roman «Die letzten Meter bis zum Friedhof» fragt laufend, aber unaufdringlich nach dem Sinnentzug durch den Tod. Wer glücklich stirbt, kann das Glück nicht fortsetzen; wer unglücklich stirbt, hat keine Möglichkeit, je wieder glücklich zu werden. Wie man es auch dreht und wendet, Jaako muss sich von gegenwärtigem Behagen und zukünftigen Chancen verabschieden. Sinn bietet nur noch das bisschen Leben, das ihm bleibt, um seinen Mord aufzuklären. Doch wie viel Sinn kann da schon drinstecken? Immerhin bemüht sich Jaako, seinen letzten Tagen ein Maximum an Ereignisreichtum zu verpassen. Selbst für abgedroschene Witzchen ist noch genügend Energie vorhanden.
Antti Tuomainen, angesehener und erfolgreicher finnischer Autor, Jahrgang 1971, beweist mit diesem Roman seine Klasse. Hier liegt ein hervorragender, actionreicher Krimi vor: lustig und tragisch, berührend und skurril, lebensklug und nachdenklich stimmend, satirisch und makaber, mit bizarren Wendungen. Sehr empfehlenswert!
Antti Tuomainen, «Die letzten Meter bis zum Friedhof», Rowohlt Hundert Augen, 316 Seiten
* Pia Grieder, Gemeinde- und Schulbibliothek Gelterkinden, Sissacherstrasse 20, Tel. 061 981 43 81. www.bibliothek-gelterkinden.ch
Öffnungszeiten der Bibliothek: Dienstag 15 bis
18 Uhr, Mittwoch 15 bis 19 Uhr, Donnerstag 9 bis
11.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Freitag 15 bis 19 Uhr,
Samstag 10 bis 12 Uhr; während der Schulferien:
Mittwoch 15 bis 19 Uhr.