Im Grossmutterstuhl durch die Lüfte gleiten
14.08.2018 LauwilIdeale Bedingungen am Fest der Gleitschirmflieger
Nicht nur die Piloten kamen beim Flugtag des Delta-/Paraclubs Hohwacht in Lauwil auf ihre Rechnung, sondern auch die Tandemflieger und die Besucherschar.
Elmar Gächter
Mario Auer ist soeben auf der Wiese ...
Ideale Bedingungen am Fest der Gleitschirmflieger
Nicht nur die Piloten kamen beim Flugtag des Delta-/Paraclubs Hohwacht in Lauwil auf ihre Rechnung, sondern auch die Tandemflieger und die Besucherschar.
Elmar Gächter
Mario Auer ist soeben auf der Wiese zwischen den Hochstammbäumen gelandet. Sorgsam legt er seinen Gleitschirm zusammen und strahlt über das ganze Gesicht. «Mein heutiger Flug geht in die Geschichte ein, ich konnte während mehr als einer Stunde da oben ‹ummeballönle›», sagt der Basler, der heute im Seeland wohnt. Gerade erst hat er sich einen neuen und leichteren Schirm angeschafft, in der Hoffnung, noch mehrere Jahre seinem Hobby frönen zu können. Dieser Wunsch ist nicht ganz selbstverständlich, wird Auer doch bald 80-jährig.
Die Reaktionsfähigkeit in der Luft sei schon nicht mehr so gut wie in jüngeren Jahren. «Ich muss mehr ‹högglen› und oben am Schirm ‹tschuderets› auch mehr, aber ich bin einfach umso vorsichtiger», meint er und verabschiedet sich ins Festzelt, um sein wohlverdientes Bier zu geniessen.
Die Nervosität vor dem Start
Die Bedingungen auf der Hohwacht könnten fast nicht besser sein. Ein angenehmer Nordwind lässt die Herzen der Delta- und Para-Piloten höher schlagen. Viele von ihnen kennen das Fluggebiet wie ihren Hosensack. Nobodys sind eigentlich nur die Huckepäckler, die sich mehr oder weniger überzeugt für das erstmalige Experiment eines Tandemfluges entschieden haben. Zu ihnen zählt auch der Schreibende, der zwar schon unzählige Male am Starthang gestanden ist, es aber bisher aus gutem Grund beim Fotografieren und Bestaunen belassen hat.
«Von wegen Höhenangst, die habe ich auch, wenn ich auf einem Felsgrat stehe und hinunterblicke. Hier sitzt du so bequem wie in Grossmutters Sessel», gibt Fritz Hodel schon mal spürbare Entwarnung. Der erfahrene Gleitschirmpilot mit mehr als tausend Starts allein auf der Hohwacht versteht es ausgezeichnet, mit seiner ruhigen und entspannten Art fast jedes Bedenken des Neupassagiers im Keim zu ersticken.
Wer wagt, gewinnt
«Am schlimmsten ist es, die Leute nervös zu machen, indem man ihnen vor dem Start ein Dutzend verschiedene Ratschläge erteilt. Ich sage nur: nicht abhocken und geradeaus laufen.» Kaum gesagt, trägt die Kalotte, die Tragfläche aus Nylonstoff an ihren dünnen Leinen, die etwas mehr als 200 Kilogramm Lebendgewicht in jene Sphären, die gemeinhin als die grosse Freiheit bezeichnet werden.
Schon nach wenigen Sekunden weichen beim Passagier die letzten Zweifel einem grenzenlosen Vergnügen. «Was haben wir hier im Oberbaselbiet doch für eine wunderbare Landschaft», ist man auch aus dieser einmaligen Sicht geneigt zu rufen. Doch das Gewicht fordert seinen Tribut, und so steuert Fritz Hodel sein Fluggerät bereits dem Landeplatz zu. «Beine nach vorne strecken», so sein letzter Tipp und schon legt er eine Landung hin, wie er den Flug vom Start an gesteuert hat: professionell.
Gute Bedingungen im Jahr 2018
Zu den zahlreichen Gästen, die bei diesem angenehmen Wetter den Abstecher in das heimelige Lauwil nicht verpassen wollten, zählt auch Hannes Schweizer. «Nein, ich bin noch nie geflogen. Wenn ich keinen Boden unter den Füssen habe, beginne ich zu hyperventilieren», spricht der Landratspräsident seine Flugangst an. Diese wird er jedoch überwinden müssen, hat er doch am Präsidentenfest von seinen Fussballkollegen eine Ballonfahrt geschenkt erhalten. «Ich ziehe in Erwägung, vorher einen Mentalkurs zu besuchen», äussert er mit Schmunzeln.
Der diesjährige Flugtag gehört zweifellos zu den schönsten der letzten Jahre. «Die Bedingungen waren sehr gut», hält Clubpräsident Thomas Schwarb fest. Lediglich die vorgesehene Ballonfahrt musste auf ein anderes Datum verschoben werden, wegen Brandgefahr.