Ein gefragtes Wohnobjekt
10.08.2018 HölsteinDie historische Zehntenscheune wird ab Herbst umgebaut
Für alternative Betreuungs- und Pflegeformen sind sie gedacht, die geplanten Clusterwohnungen in Hölstein. Vorerst dienen sie jedoch dem Pflegezentrum Brunnmatt Liestal als Übergangslösung.
Elmar ...
Die historische Zehntenscheune wird ab Herbst umgebaut
Für alternative Betreuungs- und Pflegeformen sind sie gedacht, die geplanten Clusterwohnungen in Hölstein. Vorerst dienen sie jedoch dem Pflegezentrum Brunnmatt Liestal als Übergangslösung.
Elmar Gächter
Hölstein darf sich freuen. In rund einem Jahr wird das älteste Ökonomiegebäude des Dorfes einen ganz neuen Verwendungszweck haben. In jener Scheune, wo ihrem Namen nach im 16. Jahrhundert der Zehnte abgeliefert wurde und die bis vor Kurzem als Lagerraum für ein Gipsergeschäft diente, werden künftig bis zu 18 Bewohner eine neue Wohnform finden. Sich in einen privaten Wohnbereich mit Schlafzimmer, Nasszelle und einer kleinen Kochnische zurückziehen und dennoch von einer grossen Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsbereichen profitieren können, so lautet die Idee der sogenannten Clusterwohnungen. Intermediäres Wohnen nennt sich diese Form, eine Art Zwischenstufe zwischen der Spitexbetreuung zu Hause und einem voll ausgebauten Pflegeangebot.
Die mächtige, freistehende Zehntenscheune mit ihrer markanten Fassade zur Strasse, ihrem hohen Satteldach und den beiden Rundbogentoren mit den Datierungen 1566 und 1695 ist Bestandteil des Bauinventars des Kantons Basel-Landschaft und seit Jahren kommunal geschützt. Ein Projekt des seinerzeitigen Eigentümers hat die Denkmal- und Heimatschutzkommission (DHK) abgelehnt, weil es ihrer Meinung nach weder mit einer Unterschutzstellung vereinbar gewesen wäre, noch die Anforderung des kommunalen Schutzes erfüllt hätte. «Unser Anliegen ist, dass die Strassenfassade und die Dachkonstruktion weitgehend erhalten bleiben», erklärt Walter Niederberger, der stellvertretende kantonale Denkmalpfleger. Das nun ausführungsreife Ausbauprojekt erfüllt die Bedingungen, sodass die DHK dem denkmalpflegerischen Schutz zustimmte.
Architekt Andreas Scherer spricht von einer komplexen Angelegenheit. Da strassenseitig auf Dachausbauten verzichtet werden muss, ist er unter anderem gefordert, mit speziell für diese Situation und in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege formulierten Dachflächenfenstern genügend Licht in die Räume zu bringen. Grosszügiger umgegangen werden kann mit der Rückseite des Gebäudes, das im 20. Jahrhundert renoviert und stark verändert wurde. Sowohl Niederberger als auch Scherer sprechen von einer Win-win-Situation.
Für zwei Jahre fest vermietet
In der Zwischenzeit liegt die Baubewilligung vor, Baubeginn ist laut Architekt Scherer im Lauf des Septembers. Mitte 2019 soll die umgebaute Scheune bezugsbereit sein. Der angedachte Verwendungszweck, das betreute Wohnen, vor allem auch für Leute aus dem Dorf, lässt allerdings auf sich warten. Die Schmid Immobilien AG als Eigentümerin vermietet das ganze Objekt für die ersten beiden Jahre – mit Option auf Verlängerung – an das Pflegezentrum Brunnmatt in Liestal. Dessen Geschäftsführer Andreas Meyer erklärt dies so: «Wir werden unsere drei alten Gebäude in Liestal zurückbauen und durch einen Neubau ersetzen. Für diese Zeit ist diese Ersatzlösung in Hölstein ein tolle Sache.» So wird von Mitte 2019 bis Mitte 2021 eine externe Wohngruppe des Pflegezentrums Brunnmatt sämtliche Räumlichkeiten belegen.
Laut Andreas Meyer machen sich die Verantwortlichen der Brunnmatt Gedanken, den geplanten grösseren Speisesaal und Gästeraum zusätzlich zu nutzen. «Wir könnten uns durchaus ein öffentliches Café und einen Mittagstisch vorstellen und so auch eine Dienstleistung für die Dorfbewohner erbringen.» Wie es nach Ablauf der zweijährigen Mietdauer mit der Belegung weitergeht, ist offen. Architekt Scherer hält es für denkbar, dass das Gebäude auch weiterhin von einer Institution wie einem Alters- und Pflegeheim geführt wird, dann allerdings primär als intermediäres Angebot «Wohnen im Dorf».