Bildung
28.08.2018 BildungKontraproduktiv und hirnverbrannt
Zum Artikel «Lernen ohne Zwang und Überwindung» in der «Volksstimme» vom 23. August, Seite 3
«Schule geht auch anders» – wirklich? Ich war bisher der Meinung, die Zeiten der «Summerhill ...
Kontraproduktiv und hirnverbrannt
Zum Artikel «Lernen ohne Zwang und Überwindung» in der «Volksstimme» vom 23. August, Seite 3
«Schule geht auch anders» – wirklich? Ich war bisher der Meinung, die Zeiten der «Summerhill School» seien endgültig vorbei. Doch hier wird uns eine Schule ganz ohne Zwang und Programm, ganz nach dem Wohlfühlprinzip vorgestellt.
Schule ist aber – so die meistverbreitete Meinung – eine Vorbereitung aufs Leben: Das Kind löst sich für eine bestimmte Zeitspanne vom Elternhaus und lernt in der Schule andere Menschen (Lehrer, Mitschüler) kennen und andere, neue Regeln zu akzeptieren. Letztere sind wichtig für ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben.
Es ist daher komplett kontraproduktiv, wenn das Znüni vorverschoben wird, weil ein Schüler findet, er habe jetzt Hunger. Anpassung an eine Gruppe kann ja nicht so falsch sein und schadet auch in diesem Alter keineswegs. Meiner Meinung nach werden auf diese Weise kleine Egoisten herangezogen. Und dass die Kinder nur lernen dürfen, was sie wollen, ist schlicht hirnverbrannt: Wie soll ein Knirps wissen, ob er lesen, schreiben, rechnen lernen will, wenn es ihm nicht vorgeschrieben wird?
Es gibt im Leben Dinge, die wir einfach tun müssen: Der Sanitär muss bei Frau X das WC entstopfen, ob er nun Lust dazu hat oder lieber in die Badi gehen würde. Der Chirurg muss den Blinddarm von Herrn Y dann operieren, wenn es nötig ist, auch wenn er vielleicht eher Lust auf eine Partie Tennis hätte.
Junge Menschen, die eine Lehre machen oder ein Studium in Angriff nehmen, erkennen sehr bald, dass von ihnen vieles eingefordert wird, und zwar diskussionslos. Und es gibt durchaus Lehrer, die den normalen Schulstoff fesselnd und fantasievoll vermitteln können. Auch auf diese Weise kann bei jedem Kind Freude am Lernen geweckt werden.
Ursi Meili, Oltingen