AUSGEFRAGT | THOMAS SCHWARB, PRÄSIDENT DELTA-/PARACLUB HOHWACHT, LAUWIL
10.08.2018 Lauwil«Die Hohwacht ist ein Superstartplatz»
Seit über 25 Jahren führt der Delta-/Paraclub Hohwacht seinen Flugtag mit Gleitschirmen, Deltas und Heissluftballon durch. Präsident Thomas Schwarb fliegt jeden Tag – gerne auch mal per Gleitschirm zu ...
«Die Hohwacht ist ein Superstartplatz»
Seit über 25 Jahren führt der Delta-/Paraclub Hohwacht seinen Flugtag mit Gleitschirmen, Deltas und Heissluftballon durch. Präsident Thomas Schwarb fliegt jeden Tag – gerne auch mal per Gleitschirm zu einem Kundentermin.
Elmar Gächter
«Volksstimme»: Herr Schwarb, kommen Sie als passionierter Gleitschirmflieger bei diesem hochsommerlichen Wetter ins Schwärmen oder ins Schwitzen?
Thomas Schwarb: Wenn ich an unseren Startplatz auf der Hohwacht denke, komme ich zunächst ins Schwitzen. Immerhin überwindet man zu Fuss von Lauwil bis zur Starthöhe rund 450 Höhenmeter und da ist man bei dieser Hitze oben schon pitschnass. Dagegen fehlt heuer das klassische Tagesgangwetter mit den abendlichen Gewittern und gefährlichen Winden, sehr zum Vorteil von uns Gleitschirmfliegern. Die Thermik zeigt sich bei andauernder Hitze eher bescheiden.
Sie fliegen seit 20 Jahren Gleitschirm und waren lange Zeit Helikopterpilot. Was macht den besonderen Reiz des Gleitschirmfliegens aus?
Gleitschirmfliegen ist die natürlichste Form des Fliegens. Mit unserem Material lässt sich in einen Zug oder einen Bus steigen und man ist schnell direkt in der Natur. Das Wandern zum Startplatz ist ein Naturerlebnis. Dann die Welt von oben zu sehen, ist einfach genial. In der warmen Jahreszeit spürt man die Luftschichten ganz besonders. Die Luft wird mit jedem Meter Höhe kühler und sauberer. Sensationell wird es im alpinen Gebiet. Man fliegt auf der Sonnenseite an einen Berg heran, dreht mit dem Schirm nach oben, sieht Wanderer und Bergsteiger zunächst von unten und nach zehn Minuten ist man bereits Hunderte von Metern über ihnen. Ich gehe praktisch jeden Tag fliegen, ausser ich habe zwingende Termine. Wenn ich Kunden besuche, nehme ich oft den Schirm mit. Es kommt sogar vor, dass ich mit dem Gleitschirm zu einem Kundentermin fliege.
Wie stufen Sie dabei die Hohwacht, also Ihren Hausberg ein?
Die Hohwacht ist ein Superstartplatz. Er ist steil und zum Starten sehr angenehm. Man muss nur den Schirm aufziehen und schon ist man in der Luft. Und er ist für Anfänger geeignet, wenn sie sich nicht vor dem steilen Gelände fürchten. Allerdings ist unser Fluggebiet nicht unbedingt für Langenstreckenflüge geeignet. Es lässt zwar Flüge bis 100 Kilometer zu. Das Problem sind aber die wegen des Flugplatzes Basel-Mulhouse vorgegebenen Lufträume, die gegen Norden nur eine beschränkte Flughöhe zulassen, was für lange Flüge schlecht ist. Allerdings finde ich das Juragebiet überall schön. Du überfliegst Täler, die du so noch nicht gesehen hast, oder du fliegst über markante Felswände und Schluchten, einfach wahnsinnig abwechslungsreich. Ich habe in der Hohwachtregion gegen 3000 Flüge absolviert. Vor Kurzem ist mir ein Flug bis nach Pruntrut und zurück nach Delsberg gelungen, bei dem ich gut vier Stunden unterwegs war.
Wie sicher ist aus Ihrer Sicht das Gleitschirmfliegen?
Fliegen darf man nur mit dem entsprechenden Brevet, das aus meiner Sicht mit einem Segelflug- oder Motorflugbrevet vergleichbar ist. Ein häufiges Problem ist, dass dem Wind zu wenig Beachtung geschenkt wird. Wird in die falsche Windrichtung gestartet oder in das sogenannte Lee – die windabgewandte Seite am Berg – geflogen, ist das gefährlich. Man kann enorm schnell sinken oder der Schirm kann kollabieren. Auf diese Situationen wird in der Ausbildung zwar intensiv hingewiesen, gerade im Stress passieren aber manchmal doch Fehler. Wir hatten in unserem Fluggebiet in den vergangenen Jahren verschiedene, leider auch schwerere Unfälle, aber immerhin ohne Todesfolgen. Unsere Sensibilisierungen und Informationen bei unseren Mitgliedern haben die Sicherheit verbessert. Bei den Unfällen waren denn auch mehrheitlich Piloten betroffen, die nicht bei uns Mitglied waren.
Wie hat sich das Flugmaterial verändert und was kosten Ausrüstung und Ausbildung?
Als ich zu fliegen begann, dachte ich, die Gleitschirme könnten nicht mehr verbessert werden. Aber heute fliegen wir mit Schirmen, die viel weniger und dünnere Leinen als früher haben. Die Schirme sind deshalb viel leichter, fliegen schneller und gleichzeitig sicherer. Zunehmend wird Liegegurtzeug geflogen, bei dem man nicht mehr sitzt, sondern wie in einem Schlafsack liegt. Dadurch wird die Aerodynamik besser. Man hat ausserdem einen Notfallschirm. Dieser muss jährlich zweimal geprüft werden, beim Hauptschirm liegt es im eigenen Ermessen, wie oft man ihn warten lässt. Für Ausrüstung und Ausbildung muss man schon mit rund 10 000 Franken rechnen. Wenn man auf gebrauchtes Material zurückgreift, kann es auch günstiger sein.
Welche Ziele verfolgt Ihr Verein mit dem jährlichen Flugfest?
Vor allem wollen wir Werbung für unseren tollen Sport und unseren Club mit den knapp 200 Mitgliedern machen. Dann ist es für uns auch eine willkommene Einnahmequelle. Nicht zuletzt wollen wir mit unserem Fest einen Beitrag zum Gemeinschaftsleben in unserer Standortgemeinde Lauwil leisten. Viele kennen ja Lauwil nicht. Die Besucher dürfen sich auf verschiedene Highlights wie Gleitschirmflüge und den Ballonstart freuen. Ballonfahrten können Besucher bei unserer Tombola gewinnen, wobei sie bei gutem Wetter noch am gleichen Tag starten.
Und was wünscht sich der Vereinspräsident für die nahe Zukunft?
Manchmal würde man sich wünschen, man könnte mit einem Bähnchen zum Startpunkt hochfahren. Aber Laufen ist ja auch gut, und wenn es nicht so heiss ist wie jetzt, ist es sogar ein Vergnügen. Schön wäre es, wenn die Flughafenverantwortlichen sich etwas mehr an die Abmachungen halten und den Luftraum bis 3000 Meter freigeben würden, wenn keine Südanflüge erfolgen. Das Wichtigste ist aber, dass wir mit allen Interessengruppen im Fluggebiet wie Einwohnern, Gemeinden, Landwirten und Jägern weiterhin ein gutes Einvernehmen haben.
Flugfest Lauwil, Samstag, 11. August, ab 11 Uhr, Lauwil. Die Parkplätze sind beschränkt. Weitere Informationen unter www.dpch.ch.
Zur Person
emg. Der 58-jährige Thomas Schwarb aus Binningen arbeitet als Unternehmensberater. Er ist seit vier Jahren Präsident des Delta-/Paraclub Hohwacht und fliegt schon über zehn Jahre lang Gleitschirm. Im Gebiet Hohwacht hat er über 3000 Flüge absolviert. Als passionierter Flieger, während längerer Zeit auch als Helikopterpilot, kann er sich nichts Schöneres vorstellen, als in der Luft unterwegs zu sein.