Träger des Naturschutzpreises und ihre Bäume (7)*: Rolf Mangold

Rolf Mangold, stellvertretend für die Gruppe, die 2007 den Naturschutzpreis erhalten hat, ist sichtlich stolz auf diese Ehrung. Die Urkunde hängt seither an der Wand im Büro und ermuntert alle Beteiligten, die Grünflächen entlang der Autobahnen weiterhin möglichst naturnah zu pflegen.

Alfred Kohli

Wer mit 120 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn fährt, hat meist kaum Zeit, den Grünflächen links und rechts viel Beachtung zu schenken. Man erwartet einfach, dass Signaltafeln jederzeit gut sichtbar sind, begrünte Wände ordentlich aussehen und das Gras auf den Intensivstreifen, den Streifen unmittelbar am Fahrbahnrand, geschnitten ist. Dafür, dass diese Erwartung erfüllt bleibt, ist ein Team von 30 Mitarbeitenden der Nationalstrassen Nordwestschweiz AG (NSNW AG) in Sissach – in welche der Autobahnwerkhof Sissach 2008 aufgegangen ist – zuständig. Fahrer bemerken Aktivitäten meist erst, wenn zur Sicherheit der Arbeiter eine Fahrspur gesperrt ist und es zu Staus kommt.

Die Kantone Aargau, Baselland und Solothurn haben die Firma NSNW AG 2008 als Antwort auf die Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen gegründet. Der Bund wurde damals Eigentümer der Nationalstrassen, beauftragte die Kantone aber mit der Sicherstellung des Betriebs und Unterhalts. 2007 wurde einer Gruppe der NSNW AG der Naturschutzpreis für ihre Arbiet verliehen. Die «Volksstimme» hat mit Rolf Mangold, der Teil dieser Gruppe war, gesprochen.

Volksstimme: Herr Mangold, die Grüngruppe hat den Naturschutzpreis noch vor der Fusion mit den Werkhöfen der anderen Kantone erhalten. Ist es gelungen, Ihr Bewirtschaftungskonzept in die neue AG mit den Partnerkantonen zu «retten»?
Rolf Mangold: Jede kantonale Gruppe hatte wohl ein eigenes Konzept, aber die Aufgaben waren ja überall etwa gleich. Grössere Unterschiede gab es vor allem in der Methodik. Die Flächen – total immerhin ungefähr 500 Hektaren für die NSNW – waren unterschiedlich erfasst und dokumentiert, und auch die Arbeiten wurden nicht einheitlich geplant. Aus den vorhandenen Grundlagen wurde ein Betriebskonzept NSNW erarbeitet. Jede Fläche in unserer Verantwortung ist mit der zugehörigen Information wie Vegetationstyp, Pflegeintervalle und so weiter nun in einer Datenbank erfasst. Daraus kann ein übersichtlicher Pflegeplan erstellt werden. Dieser dient als Grundlage für eine rationale, ökologisch richtige Pflege, zur Kontrolle der Pflegearbeit und dazu, dass der Unterhalt auch bei Personalwechsel kontinuierlich erfolgt. Alle drei Standorte – Sissach, Schafisheim und Oensingen – arbeiten nach demselben Plan.

Was geschieht mit dem Grüngut respektive Schnittgut, das anfällt?
Je nach Vegetationstyp, zum Beispiel Intensivstreifen und Fettwiesen, wird das Schnittgut liegengelassen. Schnittgut, das eingesammelt wird, wird durch die NSNW oder durch Dritte kompostiert. Der Kompost wird an Landwirte abgegeben. Wir müssen allerdings darauf achten, Neophyten vom Sammelgut fern zu halten, sonst müsste das Material in einer Verbrennungsanlage entsorgt werden. Problempflanzen haben bei uns hohe Priorität. Invasive Neophyten wie die Aufrechte Ambrosie und der Riesenbärenklau treten entlang der Nationalstrassen in der Nordwestschweiz überdurchschnittlich häufig auf; Basel ist ein Einfallstor und Samen können an Aussenhüllen und an Fahrzeugreifen eingeschleppt werden. Erkennen kann man die unerwünschten Pflanzen am besten, wenn sie blühen. Dann müssen sie allerdings schnell ausgerissen werden, damit sie keine Samen bilden können. Wir waren in dieser kritischen Phase schon mit 40 Leuten im Einsatz.

Sehen Sie grössere Veränderungen in der Grünpflege auf sich zukommen?
Unser System bewährt sich gut und unser ökologischer Ansatz hat auch diverse Sparmassnahmen gut überstanden. Unser Personal hat Respekt vor der Natur und Freude an der Arbeit. Der Bund wird wohl noch weiter gehen wollen. In einer neuen Richtlinie des Bundesamts für Strassen zur Gestaltung und zum Unterhalt der Grünräume an Nationalstrassen nimmt «Biodiversität» einen grösseren Raum ein. Es sollen vermehrt spezielle Flächen definiert werden, wo auch Stein- und Asthaufen oder Holzstapel und so weiter dafür sorgen, dass sich Kleintiere wohl fühlen. Vermehrt sollen messbare, einfache und klare Indikatoren festgelegt werden, die dann auch überprüft werden können.

Wie geht es der Eiche, die sich das Team als Preis gewünscht hat?
Wir haben die Eiche gewählt, weil sie dauerhaft ist und Beständigkeit symbolisiert. Der junge Baum hat eine Zeit lang an Mehltau gelitten. Nun gedeiht die Eiche aber wieder prächtig. Eine Eiche wächst nur langsam – sie hat ja auch noch ein paar hundert Jahre Zeit, um ein grosser Baum zu werden. Wie wohl das Autobahnnetz der Schweiz dann aussehen wird?

* Siebter Teil einer Serie. Bisher erschienen: Urs Chrétien (3. Juli, Seite 4) Bruno Erny, Nuvra (13. Juli, Seite 7) Kurt Mohler (17. Juli, Seite 2) Annemarie Spinnler (24. Juli, Seite 11) Beat Feigenwinter (31. Juli, Seite 5) Hannes und Sonja Gass (7. August, Seite 4)

«Personal hat Respekt vor der Natur

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