«Die Bewohner bestimmen bei Menüs mit»
10.08.2018 GelterkindenIm Opalinus steht die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung im Zentrum
Das Heim Opalinus in Gelterkinden feiert morgen mit einem grossen Fest sein 20-Jahre-Jubiläum. Sibyl Hasler aus Zunzgen leitet seit Jahren das Sekretariat. Sie hält es für wichtig, die besonderen ...
Im Opalinus steht die Selbstbestimmung der Menschen mit Behinderung im Zentrum
Das Heim Opalinus in Gelterkinden feiert morgen mit einem grossen Fest sein 20-Jahre-Jubiläum. Sibyl Hasler aus Zunzgen leitet seit Jahren das Sekretariat. Sie hält es für wichtig, die besonderen Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen zur Geltung zu bringen.
Sander van Riemsdijk
«Volksstimme»: Frau Hasler, das Heim Opalinus wird zwanzig. Sie feiern heuer aber auch ein Jubiläum: Seit zehn Jahren arbeiten Sie im Betrieb. Wie haben Sie die Entwicklung des Heims in Ihrer Amtszeit erlebt?
Sibyl Hasler: Im Rahmen einer grossen Renovation mussten in den vergangenen Jahren viele Unterhaltsarbeiten geleistet werden, die den alltäglichen Betrieb erheblich belasteten. Der administrative Aufwand ist seit der Einführung des neuen Abrechnungssystems vor zwei Jahren stark gestiegen. Es verrechnet die Betreuungskosten nun nach Art der Behinderung. In der Betreuung wurde vermehrt ein Schwerpunkt auf die Selbstbestimmung und die persönlichen Bedürfnisse der Menschen mit einer Behinderung gelegt.
Wie äussert sich dies im Alltag?
Die verstärkte Aufmerksamkeit auf die Individualität unserer Bewohnerinnen und Bewohner bedeutete einen grossen Schritt in der Entwicklung der Institution. Sie können zum Beispiel ihre kulinarischen Wünsche bei der Menüplanung anmelden. Bei der Ferienplanung haben sie die Möglichkeit, gruppenübergreifend ihre Interessen zu bekunden, und aktuell können einige als vollwertige Mitglieder in der Vorbereitungsgruppe bei der Gestaltung des Jubiläumsfestes ihre wertvollen Ideen einbringen. Zukunftsorientiert wird zudem im Rahmen der technologischen Möglichkeiten die sogenannte Unterstützte Kommunikation bei den Bewohnerinnen und Bewohnern eingesetzt. Durch den Einsatz von grafischen Symbolen werden zum Beispiel sämtliche schriftlichen Texte mit Bildern unterlegt. Dies mit dem Ziel, die Kommunikation im Alltag zu intensivieren und zu verbessern.
Die Gesellschaft tut sich oft schwer mit der Integration von Menschen mit einer Behinderung. Wie wird diese im Opalinus mit seinen etwa 50 erwachsenen Menschen mit einer geistigen und mehrfachen Behinderung gefördert?
Wir erleben die Integration auch so. Deshalb ist es umso wichtiger, die besonderen Fähigkeiten dieser Menschen und ihr Teilhaben am gesellschaftlichen Leben in den Vordergrund zu stellen. So feiern wir zusammen mit der Dorfbevölkerung Fasnacht, haben an den Märkten in Gelterkinden und Oltingen jeweils einen Stand, an dem wir unsere selbst hergestellten Produkte anbieten, und organisieren jedes Jahr ein Heimfest, zu dem die Bevölkerung herzlich eingeladen ist.
Kommen Sie als Leiterin des Sekretariats in Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern?
Die Tür ist immer offen und oft kommen Bewohner spontan vorbei und fragen, wie es mir und meiner Kollegin geht. Daraus entstehen, wenn es die Arbeit gerade zulässt, tolle Gespräche. Es bereitet mir im Alltag sehr viel Freude. Kein Tag ist gleich wie der andere.
Bleibt Ihnen eine besondere Begegnung mit einem Bewohner in Erinnerung?
Ja, ein besonderes Erlebnis hatte ich, als ich zufällig ein Gespräch zwischen zwei jungen Männern mit einer Behinderung verfolgen konnte. Die Aussage «Es ist ein Seich, dass wir behindert sind» hat mich tief berührt, denn die beiden waren sich ihrer Behinderung offensichtlich sehr bewusst. Sie nahmen war, dass sie eben «anders» sind.
Zum 20-Jahre-Jubiläum wollte sich das Heim zwei Herzenswünsche erfüllen: Diese hiessen ein neuer Bus und ein Sinnesraum.
Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir den Sinnesraum morgen um 11.45 Uhr offiziell eröffnen können. Dieser auf die Bedürfnisse der Menschen mit einer Behinderung abgestimmte Raum hat ein multifunktionales Konzept. Sie erfahren in diesem farbig gestalteten Raum eine gezielte, ganzheitliche und elementare Wahrnehmungsförderung, die sie anregt oder entspannt. Für die Anschaffung eines neuen Busses fehlen uns leider noch etwa 30 000 Franken.
Auf was können die Gäste sich morgen beim Jubiläumsfest besonders freuen?
Wir bieten von 11 bis 17 Uhr ein abwechslungsreiches, buntes Programm mit viel Musik an. Es gibt Spiel und Spass für Kinder, ein grosses kulinarisches Angebot und als besondere Attraktion eine 20 Meter lange Ausstellung mit Schaukästen über die 20-jährige Geschichte des Heims Opalinus.
Das Heim Opalinus
svr. Das Heim Opalinus ist Teil der Stiftung Adulta, die sich als regionales Kompetenzzentrum für die Begleitung und Betreuung von Menschen mit einer geistigen oder mehrfachen Behinderung einsetzt. Im Heim am Fabrikweg in Gelterkinden werden etwa 50 erwachsenen Menschen ein vielfältiger, begleiteter Arbeitsplatz und eine Wohnmöglichkeit in verschiedenen Wohnformen angeboten.