«Autos werden grösser und Vögel seltener»
28.08.2018 BöcktenTräger des Naturschutzpreises und ihre Bäume (9)*: Martin Furter
Martin Furter aus Böckten hat im Jahr 2011 den Naturschutzpreis erhalten. Während vieler Jahre hat er sich für die Belange der heimischen Natur eingesetzt. Heute beobachtet er Biber vor seinem Haus und ...
Träger des Naturschutzpreises und ihre Bäume (9)*: Martin Furter
Martin Furter aus Böckten hat im Jahr 2011 den Naturschutzpreis erhalten. Während vieler Jahre hat er sich für die Belange der heimischen Natur eingesetzt. Heute beobachtet er Biber vor seinem Haus und besucht täglich seine Sommerlinde.
Barbara Saladin
«Im Juli konnte ich einen Biber fotografieren, der in der Ergolz in Böckten übernachtete. Freude herrscht!», sagt Martin Furter und lacht. Die Rückkehr des Bibers in seinen Wohnort, wo auch Eisvogel und Wasseramsel im Bach daheim sind, freut ihn sehr, denn die Natur ist seine Leidenschaft. Furter hat als Ökologe im eigenen Büro für Raumplanung und Umweltschutzberatung gearbeitet. Doch nicht nur der Berufsalltag des 66-jährigen Böckters ist von der Natur geprägt, auch seine Freizeit verbrachte er jahrzehntelang vor allem in der Natur und für die Natur. Darum verlieh ihm Pro Natura Baselland im Jahr 2011 den Naturschutzpreis.
Während vieler Jahre hatte Furter sich für die Naturwerte im Kanton eingesetzt. Beispielsweise war er lange aktiv im Vorstand des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands (BNV) oder trug massgeblich dazu bei, dass es den Verein Edelchrüsler gibt. Dieser hat sich der Erhaltung von Hochstammbäumen mit alten Sorten in der Region Basel verschrieben, und Furter ist seit der Gründung dessen Präsident. Auch beim Aufbau des ökologischen Ausgleichs des Kantons Baselland half der studierte Geograf und Biologe mit und war 16 Jahre lang in der Kommission. Ein weiteres seiner Betätigungsfelder war die Umfahrung Sissach. «Dort verlangte ich Massnahmen zum Ausgleich von ökologischen Eingriffen und erreichte beispielsweise, dass die Ergolz zwischen Sissach und Böckten von den fischbehindernden Schwellen befreit wurde.» Der Biber dankte ihm diesen Erfolg kürzlich mit dem «Fototermin».
Über den Preis vor sieben Jahren freute Furter sich sehr. «Es war eine schöne Anerkennung und zeigte mir, dass jemand registriert, was ich während vieler Jahre tat.» Seinen Preisbaum, eine Sommerlinde, pflanzte er am Dorfrand von Böckten in Richtung Vogelsang und besucht den Baum nun täglich während seines Morgenspaziergangs. Die Linde habe ihren Platz in dem ansonsten ausgeräumten Feld gefunden, sagt Furter: «Und wenn dann noch ein Rotschwanz dort sitzt oder ein Specht an ihr rumklopft, ist es umso schöner.»
Heute hat Furter sowohl bei der ehrenamtlichen Naturschutzarbeit als auch in seinem Büro für Raumplanung und Umweltschutzberatung ein paar Gänge zurückgeschaltet, aber nach wie vor bewirtschaftet er das Land seiner Vorfahren nach naturschützerischen Kriterien und pflegt seine rund vierzig Hochstamm-Obstbäume.
«Das Wissen darüber, wie man mit der Natur umgehen sollte, ist in der Bevölkerung zweifellos gewachsen», resümiert Furter die aktuelle Situation des Naturschutzes, «doch die Bevölkerung auf der Welt ist auch gewachsen, und auch das Konsumverhalten wächst dauernd.»
Was die Schweiz betrifft, so hofft Furter, dass die Naturschutz-Gesetzgebung, die eigentlich gut sei, in Zukunft besser umgesetzt wird. Zwar habe beispielsweise in der Landwirtschaft eine Diversifizierung der Nutzung stattgefunden, aber es falle auf, dass die Zahl der Vögel dennoch stetig abnehme. «Es gibt einige Ausnahmen wie den Rotmilan, der häufiger ist als früher, aber ganz viele werden immer seltener und verschwinden ganz.»
Darum sei es wichtig, für den Erhalt der Natur, die eben noch vorhanden sei, gute Voraussetzungen zu schaffen: Im Wald, aber ebenso im offenen Land. Die Natur solle wieder mehr Platz haben, findet Furter – «doch leider sind es andere Dinge, die wachsen: Siedlungen, der Verkehr, die Autos selber … Die Gesellschaft glaubt, alles müsse immer wachsen. Die Erde aber tut es nicht. Und eigentlich wissen das alle.»
* Neunter Teil einer Serie. Bisher erschienen: Urs Chrétien (3. Juli, Seite 4) Bruno Erny, Nuvra (13. Juli, Seite 7); Kurt Mohler (17. Juli, Seite 2); Annemarie Spinnler (24. Juli, Seite 11); Beat Feigenwinter (31. Juli, Seite 5); Hannes und Sonja Gass (7. August, Seite 4); Grüngruppe Autobahn (17. August, Seite 4); Ueli Lanz (23. August, Seite 4).