Mehr als nur die höchstgelegene Beiz
03.07.2018 LauwilDie Bergwirtschaft Vogelberg im Passwanggebiet ist ein Juwel für Wanderer und Geniesser
Die Bergwirtschaft Vogelberg ist mit 1100 Metern über Meer die höchstgelegene Gaststätte im Baselbiet. Dieses Traditionshaus, umgeben von einer prächtigen Juralandschaft, ist ...
Die Bergwirtschaft Vogelberg im Passwanggebiet ist ein Juwel für Wanderer und Geniesser
Die Bergwirtschaft Vogelberg ist mit 1100 Metern über Meer die höchstgelegene Gaststätte im Baselbiet. Dieses Traditionshaus, umgeben von einer prächtigen Juralandschaft, ist dank seiner originellen Spezialitäten aus Küche und Keller eine wahre Wohlfühloase.
Ulrich Fluri
Warum in die Ferne schweifen? Wem nach einer Auszeit ist und wer dem Alltag innert kurzer Zeit entfliehen will, kommt im naturnahen Wandergebiet Wasserfallen/Passwang grosszügig auf seine Rechnung. Der Baselbieter Jura, touristisch vielleicht mit weniger Prestige beladen als die Ferienregionen in den Alpen, gilt unter Kennern aber als eigentlicher Geheimtipp. Das gilt sowohl für die landschaftlichen Schönheiten, die gut begehbaren Wanderwege wie auch für das grosszügige Angebot an heimeligen Bergwirtschaften.
Zur Einstimmung in die Sommerund Ferienzeit hat sich die «Volksstimme» auf dem Vogelberg einen Einblick in den Betrieb und die Umgebung dieser höchstgelegenen Beiz des Baselbiets verschafft. Vorab der erste Eindruck: In diesem gemütlichen Bergbeizli fühlt man sich willkommen. Die Wirtin Yasmine Papenburg-Neuenschwander und ihr Team sorgen da für eine wohltuende Gastfreundschaft.
Traumhafte Sonnenuntergänge
Die Landschaft rund um den Vogelberg ist ein Mischgelände von schroffen Felswänden, saftigem Weideland und bewaldeten Hügeln mit vielen vereinzelt stehenden Tannen. Darin fühlen sich Rehe, Gämsen, Hasen, Füchse und Dachse genauso wohl wie die Gäste auf der Terrasse der Bergwirtschaft, die sich, eingelullt von leisem Kuhglockengebimmel, bei Speis und Trank den romantischen Seiten des Lebens hingeben. Wers noch sinnlicher mag, sitzt am Abend vor einem hausgemachten Fondue und geniesst den traumhaften Sonnenuntergang, sichtbar als rotgoldene Kugel über dem Stierenberg. Dieses Spektakel ist sozusagen das Markenzeichen des Vogelbergs. Von ähnlicher Schönheit ist aber auch die Aussicht auf die Jurahügelzüge mit Blick Richtung Vogesen nach Saint-Brice in Oltingue mit seinen Windmühlen.
Die mit grosser Hingabe und mit viel Herzblut arbeitende Wirtin Yasmine Papenburg, von den Stammgästen liebevoll «s Vogel-Lisi» genannt, legt aber auch Wert auf eine «gluschtige» Speisekarte. So ist etwa der Wurst-Käse-Salat genauso beliebt wie die speziellen Vogelberg-Pommes oder die Schweinsbratwurst mit Zwiebelsauce. «Auf Wunsch zaubern wir natürlich noch viele weitere Köstlichkeiten auf den Teller», sagt die Wirtin mit berechtigtem Stolz.
Die Bergwirtschaft Vogelberg an der unmittelbaren Grenze Baselland/ Solothurn steht auf Lauwiler Boden, hat die Postadresse Ramiswil und ist vom Passwang, vom Schwarzbubenland, von Reigoldswil/Wasserfallen, von Waldenburg/Langenbruck sowie von Mümliswil/Ramiswil aus erreichbar. Diese zentrale Lage macht den Vogelberg zu einem beliebten Gebiet für Wanderer, Biker, Schneeschuhwanderer und Tourenskiläufer.
Die verbriefte Geschichte über die Besitzverhältnisse geht bis ins Jahr 1541 zurück. Damals wurde der Reigoldswiler Bauer Uli Voegelin von der Stadt Basel beauftragt, die sich in ihrem Besitz befindliche ursprüngliche Sennerei als Erblehen weiter zu bewirtschaften. Das war nach damaligen Begriffen der Beginn einer Stiftung, die bis heute über viele Generationen hinweg als Voegelin-Familienstiftung existiert. Die Erträge aus den Pachtverhältnissen werden jeweils wieder ins Objekt investiert. «Wir sind also überhaupt nicht gewinnorientiert», sagt Stiftungsvorstandsmitglied Max Voegelin. Eine nächste Investition zur Kapazitätserweiterung der Gaststube steht mit dem Umbau des bestehenden Stalls bevor, ist aber im Baubewilligungsverfahren immer noch pendent. Das wird der höchstgelegenen Baselbieter Beiz einen weiteren Attraktivitätsschub geben.
Status quo auf dem Stierenberg
flu. Jahrelange Streitereien und Unstimmigkeiten mit der Gemeinde Bretzwil haben bekanntlich die Pächterfamilie Karrer dazu veranlasst, den Pachtvertrag für das Bergrestaurant Stierenberg und den Sömmerungsbetrieb auf Anfang 2020 zu kündigen. Die Welle der Entrüstung bei der Bevölkerung und bei vielen Gästen über die Gründe und das Verhalten einiger Exponenten scheint der Gemeindebehörde nichts anzuhaben. «Anlässlich der Gemeindeversammlung von Anfang Juni wollte keiner der Gemeinderäte dazu Stellung nehmen, insbesondere nicht zu der überrissenen Mietzinserhöhung», sagt Chantal Karrer auf Anfrage. Der Versuch, Unstimmigkeiten im klärenden Gespräch aus der Welt zu schaffen, sei einmal mehr abgeblockt worden. Am vorgesehenen Schluss der Familie Karrer auf dem Stierenberg ändert sich also nichts. «Wir werden aber bis zum letzten Tag Vollgas geben», so die Devise der enttäuschten Pächter.