Goldfinger
05.07.2018 DiepflingenFabienne Wüthrich gehört zu den besten Goldschmieden im Land
Gold zieht die Diepflingerin Fabienne Wüthrich magisch an. Das hat sie auch an den diesjährigen Goldschmiede-Meisterschaften bewiesen, wo sie den vierten Platz belegt hat. Ein Schmuckstück zu fertigen ist ...
Fabienne Wüthrich gehört zu den besten Goldschmieden im Land
Gold zieht die Diepflingerin Fabienne Wüthrich magisch an. Das hat sie auch an den diesjährigen Goldschmiede-Meisterschaften bewiesen, wo sie den vierten Platz belegt hat. Ein Schmuckstück zu fertigen ist für sie immer wieder eine grosse Herausforderung – stellt sie doch immer ein Unikat her.
Heiner Oberer
Fabienne Wüthrich hat sich die Fingernägel golden lackiert und ihren linken Unterarm ziert ein stilvoll gestochenes Gold-Tattoo. Im Leben der 26-jährigen Diepflingerin dreht sich vieles ums Gold. Eben hat sie ihre vierjährige Lehre zur Goldschmiedin im Goldschmiedeatelier von Thomas Ruepp in Sissach mit der Note 5,5 abgeschlossen. Zudem hat sie an den diesjährigen Schweizer-Goldschmiede-Meisterschaften mit 41 Teilnehmenden in der Sparte Technik den vierten Rang belegt. «Gemäss einer technischen Zeichnung und einem Vorlagestück mussten wir innert 22 Stunden ein vorgegebenes Stück in Gelbgold 750 herstellen. Eine tolle, aber auch anspruchsvolle Herausforderung», sagt Fabienne Wüthrich und lächelt verschmitzt.
Überhaupt lacht die passionierte Goldschmiedin oft. Auch, als sie von ihrer ersten Lehre erzählt, die nicht wirklich golden war. «Ich habe wie meine grössere Schwester eine dreijährige Lehre als Arztgehilfin absolviert. Wobei absolviert wohl das richtige Wort ist», erzählt Fabienne Wüthrich. Schnell sei ihr nämlich bewusst geworden, dass das nicht ihr Ding sei. Um dem sich abzeichnenden Alltagstrott zu entkommen, machte sie sich auf, die Welt zu erkunden. Reisen nach Asien, Neuseeland und Australien, ein Sprachaufenthalt in London und zuletzt ein einjähriger Aufenthalt in Hamburg öffneten der Weltenbummlerin die Augen für das Schöne und Ungewohnte.
Ein Endprodukt als Unikat
Hamburg war auch der Ort, an dem es bei ihr «Klick» gemacht hat, wie es Fabienne Wüthrich ausdrückt. Beim Besuch eines Goldschmiedateliers wurde ihr schlagartig klar: «Das ist es, was ich will.» Wieder zurück in der Schweiz und nach dem Abbruch einer Goldschmiedelehre in Freiburg sprach sie bei Thomas Ruepp in Sissach vor. «Nach anfänglichen Bedenken von Tom», wie die Goldschmiedin ihren Lehrmeister nennt, «konnte ich bei ihm die Lehre fortsetzen. Ich war wohl im richtigen Moment am richtigen Ort», sagt sie und zeigt wieder ihr ansteckendes Lachen.
Thomas Ruepp bestätigt, dass er sich die Sache genau überlegen musste. «Schliesslich hat man als Lehrmeister Verantwortung. Aber nach Fabiennes Schnuppertag, und weniger wegen ihrer Überredungskünste, war für mich klar: Das kommt gut.»
Inzwischen seien sie ein gut eingespieltes Team. «Fabienne arbeitet sehr präzise, bringt die nötige Motivation mit und ist äusserst kritikfähig», lobt Thomas Ruepp seine ehemalige Lernende. Heute sei sie dort, wo sie schon immer sein wollte, sagt sie. «Es ist das erste Mal, dass ich etwas richtig gut machen wollte. Und das geht nur, wenn man motiviert an die Arbeit geht.» Ihr sei schnell bewusst geworden, dass man in der Goldschmiedelehre jeden Tag ein wenig besser werde. Man lernt die Maschinen und das Werkzeug zu beherrschen. Man entwickelt Verständnis, auch wenn die Materie immer komplexer wird. Man stellt ein Endprodukt her, das, jedenfalls in den meisten Fällen, Freude macht. «Noch heute fasziniert es mich, wie aus einem einfachen Goldstab ein Kunstwerk entsteht», sagt sie. Als sie das erste Mal Gold bearbeitet habe, sei sie mit grosser Ehrfurcht zu Werke gegangen. Inzwischen habe sich das etwas gelegt. Es werde ihr aber immer wieder bewusst, dass sie das Glück habe, ein wertvolles Grundprodukt in ein Schmuckstück zu verwandeln.
Studium als Schmuckdesignerin
Inzwischen habe sie den billigen Modeschmuck, den sie früher trug, in eine Schuhschachtel weggesteckt. «Natürlich beäuge ich meine Freundinnen und Bekannten kritisch, wenn es um Schmuck geht», sagt Fabienne Wüthrich. Profitieren kann die Mutter von der frisch gekürten Goldschmiedin, wird sie doch von ihrer Tochter immer wieder mit einem selbst gefertigten Schmuckstück beschenkt. «Die Eheringe zur Hochzeit meiner Schwester oder ein Schmuckstück für meine Mutter – das sind alles Unikate, geschaffen für die Ewigkeit.» Sie stelle immer wieder fest, dass sich, vor allem junge Leute, nicht trauen Schmuck zu kaufen: «Das von Hand gefertigte Schmuck-Unikat ist oftmals weniger teuer als befürchtet.»
Als Nächstes wagt sich Fabienne Wüthrich an ein dreijähriges Studium als Schmuckdesignerin an der Hochschule in Luzern. Was bringt die Zukunft? Vielleicht ein eigenes Goldschmiedeatelier? Fabienne Wüthrich winkt ab und betrachtet ihre goldlackierten Handwerkerfingernägel: «Ich bin ein Mensch, der im Jetzt lebt. Zu viele festgefahrene Pläne schaden nur der Kreativität.»