Erfolgsmodell Berufsbildung
10.07.2018 BildungDaniela Schneeberger, Nationalrätin FDP, Thürnen
Jedes Jahr vor den Sommerferien finden an den Berufsschulen die Abschlussfeiern statt. Nach einer herausfordernden Lehrzeit erhalten unzählige junge Frauen und Männer ihre wohlverdienten ...
Daniela Schneeberger, Nationalrätin FDP, Thürnen
Jedes Jahr vor den Sommerferien finden an den Berufsschulen die Abschlussfeiern statt. Nach einer herausfordernden Lehrzeit erhalten unzählige junge Frauen und Männer ihre wohlverdienten Fähigkeitsausweise. Die Spalten unserer Zeitungen sind voll von Gratulationen für die frischgebackenen Berufsleute. Die strahlenden Gesichter der erfolgreichen Lehrabsolventen, die stolzen Eltern und die zufriedenen Lehrmeister zeigen mir eines: Das politische Engagement für unser weltweit einzigartiges Berufsbildungssystem lohnt sich und muss unbedingt fortgesetzt werden. Berufsbildung und akademische Bildung müssen gleichwertig gefördert werden. So steht es übrigens auch in der Bundesverfassung. Im Baselbiet tun wir dies seit vielen Jahren mit grossem Erfolg. Auf Bundesebene haben wir diesbezüglich aber noch Nachholbedarf, denn dort werden Universitäten und Hochschulen immer noch überproportional gefördert.
Vor gut zehn Jahren fand eine nationale Plakat-Kampagne zur Förderung der Berufsbildung statt. Dabei stand folgende Aussage im Mittelpunkt: «Die Berufsbildung ist ein Eckpfeiler der Schweizer Wirtschaft. Investitionen in die Berufsbildung sind Investitionen in das Unternehmen und in die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Schweiz.» Diese Feststellungen sind auch heute noch richtig. Unser rohstoffarmes Land verfügt über ein sehr gewichtiges Pfund, mit dem wir weltweit wuchern und vor allem unsere Wettbewerbsfähigkeit immer wieder von Neuem unter Beweis stellen können: die Bildung. Und dabei spielt die Berufsbildung eine herausragende Rolle. Das zunehmende Interesse anderer Länder an unserem dualen Berufsbildungssystem kommt nicht von ungefähr. Gerade in konjunkturell angespannten Zeiten zeigt sich der Stellenwert der Berufsbildung besonders deutlich: Beschäftigte mit einer Berufslehre sind am wenigsten von Arbeitsplatzverlust und Arbeitslosigkeit betroffen. Der internationale Vergleich zeigt auch, dass das Berufsbildungsland Schweiz die tiefste Jugendarbeitslosigkeit aufweist. Die Berufsbildung ist die beste soziale Absicherung und der effektivste Garant für eine geringe Arbeitslosenquote.
Aufgrund verschiedener Studien wissen wir, dass der Arbeitsmarkt gut ausgebildete Berufspraktiker und Fachhochschul-Absolventen gegenüber Uni-Absolventen klar bevorzugt. Dieser Umstand zwingt die Politik noch mehr, Berufsbildung und akademische Bildung tatsächlich und nachhaltig gleichwertig zu behandeln – auch und nicht zuletzt bei den entsprechenden Bildungsausgaben. Ein grosses Plus des schweizerischen Berufsbildungssystems ist seine Durchlässigkeit. Wer mit einer beruflichen Grundbildung startet, dem stehen praktisch alle denkbaren Karrieremöglichkeiten offen: höhere Berufsbildung, Fachhochschulen und mit einer Zusatzausbildung sogar Universitäten oder ETH. Mit anderen Worten: Es braucht wirklich keinen künstlichen Wettbewerb zwischen den einzelnen Bildungswegen. Die Berufsbildung ist ein hohes Gut. Wir müssen Sorge dazu tragen.