Die Bundesfeier der etwas anderen Art
31.07.2018 TennikenEin holländischer Reiseleiter zum 1. August am Rednerpult
Was haben Windmühlen, Wohnwagen und Tulpen aus Holland sowie Schokolade, Uhren und Käsefondue gemeinsam? Vielleicht findet Tenniken an seiner Bundesfeier eine Antwort, denn dort hält der holländische ...
Ein holländischer Reiseleiter zum 1. August am Rednerpult
Was haben Windmühlen, Wohnwagen und Tulpen aus Holland sowie Schokolade, Uhren und Käsefondue gemeinsam? Vielleicht findet Tenniken an seiner Bundesfeier eine Antwort, denn dort hält der holländische Reiseleiter Dirk Apelboom die Rede.
Sander van Riemsdijk
Zugegeben, es ist nicht alltäglich, dass ein Reiseleiter als Festredner zur Schweizer Bundesfeier eingeladen wird. Und dass dieser, ohne es sich lange überlegen zu müssen, die Einladung dankend annimmt. Aber die Krönung von allem ist, dass dieser Reiseleiter gemäss Ankündigung sogar noch die holländische Nationalität besitzt. Das kann ja im Normalfall gar nicht gut gehen. Ohne Zweifel eine sehr besondere Feier, die da der Bevölkerung von Tenniken heute zugemutet wird.
«Gehts noch? Ein ausländischer Redner am nationalen Feiertag?», wird sich so manche Tennikerin und so mancher Tenniker verwundert gefragt haben, als die Einladung zur Bundesfeier im Briefkasten lag. Aber wir können Entwarnung geben. Alles ist nur halb so schlimm. Der Reiseleiter mit dem typisch holländischen Namen Dirk Apelboom entpuppt sich nämlich als echter Schweizer. Es ist Markus Wälterlin aus Frenkendorf und er spricht kein Wort Holländisch.
Hauptberuflich als Bankangestellter tätig, trat der 47-Jährige viele Jahre nebenberuflich als Mitglied eines dreiköpfigen Kabarett-Ensembles an Firmenanlässen, Geburtstagen oder Hochzeiten im Zürcher Unterland auf. Vor sechs Jahren zog er nach Frenkendorf, wurde Mitglied der Fasnachtsgesellschaft Halbmondclique und macht als begeisterter Kabarettist jeweils an den Vorfasnachtsveranstaltungen mit.
Schwieriger Weg zum Beruf
Schon in jungen Jahren verstand es Wälterlin, Menschen mit Witzen zu unterhalten. Im Verlauf der Jahre entwickelte er die Fähigkeit, Stimmen und Dialekte zu imitieren und im Rahmen des Humor-Genres unterschiedliche Typen von Menschen zu parodieren, wie eben den Reiseleiter Dirk Apelboom. Entstanden war diese Figur vor sieben Jahren auf einer Ferienreise nach Lanzarote. Dort hatte ein holländischer Reiseleiter immer wieder vergeblich versucht, die Touristen für sein Programm zu animieren. Der Mann tat Wälterlin leid und «irgendwann habe ich dann angefangen, ihn zu imitieren.» Gerne würde er wie viele Komiker sein Hobby zum Beruf machen. «Es ist jedoch sehr schwierig und nur einige wenige, wie Emil Steinberger oder Peach Weber, schaffen es schliesslich», gibt er sich mit einem Hauch von Enttäuschung sehr realistisch.
Von diesem Umstand lässt sich der Frenkendörfer jedoch nicht entmutigen, dafür liebt er es zu sehr, auf der Bühne zu stehen und sein Publikum gezielt mit lustigen Pointen und Parodien zu unterhalten. «Damit sie für eine kurze Zeit ihre alltäglichen Sorgen vergessen können.» Auf die Frage, wie man eigentlich Komiker werde, antwortet er bestimmt: «Das wird man nicht, das ist man einfach.» Authentisch sein, Spontaneität, das Publikum lieben und spüren sowie Freude am Auftritt haben; das sind für Wälterlin wichtige Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kabarettisten.
Träumen ist auch einem Komiker erlaubt und Wälterlins grösster Traum wäre ein abendfüllender Auftritt im Tabourettli in Basel. Zuerst einmal tritt er heute Abend in Tenniken auf. Komiker haben den Ruf, mit einer gewissen Portion Ernsthaftigkeit Tabus unterhaltsam zu brechen und ungemütliche Wahrheiten oder binationale Gemeinsamkeiten auf lustige Art und Weise aufzudecken. Mit Markus Wälterlin als Festredner hat sich die Gemeinde Tenniken in diesem Sinne wieder etwas Ausgefallenes einfallen lassen. Das Puiblikum kann sich überraschen lassen. Oder wie Reiseleiter Dirk Apelboom sagen würde: «Laat je verrassen.»