«Wir möchten atemlos sein – vor Freude»
08.06.2018 MaisprachVielleicht ist es der gute Wein, der die Frauen in Maisprach zum Singen animiert. Jedenfalls besteht der Frauenchor bereits seit 75 Jahren. Zum Jübiläumsfest spricht die «Volksstimme» mit zwei begeisterten Mitgliedern.
Elmar Gächter
Er ...
Vielleicht ist es der gute Wein, der die Frauen in Maisprach zum Singen animiert. Jedenfalls besteht der Frauenchor bereits seit 75 Jahren. Zum Jübiläumsfest spricht die «Volksstimme» mit zwei begeisterten Mitgliedern.
Elmar Gächter
Er gehört zusammen mit dem Chor in Buus zu den beiden einzigen Frauenchören im ganzen Oberbaselbiet. Morgen Samstagabend steigt in der Mehrzweckhalle Maisprach eine grosse Jubiläumsshow unter dem Motto «Atemlos». Die «Volksstimme» spricht mit zwei Sängerinnen des Frauenchors Maisprach über die Freuden und Sorgen des Vereins und über die Stimmung vor dem grossen Event.
«Volksstimme»: Frau Graf, Frau Rupf, wo liegt das Geheimnis, dass es den Frauenchor Maisprach seit 75 Jahren gibt?
Karin Graf: Das haben wir uns auch schon gefragt. Es hat zwischendurch auch immer wieder Tiefpunkte gegeben, wo die Frauen an den Proben gestrickt statt gesungen haben. Aber wir dürfen seit vielen Jahren auf einen Mitgliederbestand von 20 bis 25 Frauen zählen, haben einen sehr guten Zusammenhalt und sind im Dorf bestens verankert. Und vielleicht machen es die Reben und der Wein aus, die zum Singen animieren.
Was ist das Spezielle am Frauenchor Maisprach?
Regina Rupf: Das Singen ist selbstverständlich wichtig. Ich denke aber auch an die soziale Seite, die den Frauen generell liegt. Man schaut zueinander, besucht Mitglieder, die gesundheitliche Probleme haben, nimmt Anteil an ihren Freuden und Sorgen. Wir engagieren uns auch stark im Gemeindeleben unseres Dorfs. Der Verein bietet zudem eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich in der Dorfgemeinschaft zu integrieren. Ich habe dies vor 20 Jahren als Neuzuzügerin selbst erlebt; schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich aufgenommen.
Ist der Frauenchor nicht eher etwas für ältere Semester, oder was reizt heutzutage jüngere Leute mitzusingen?
Karin Graf: Wir haben ein recht hohes Durchschnittsalter, das älteste Mitglied singt seit 70 Jahren mit.
Ja, und auch wir machen uns Gedanken, wie wir jüngere Leute zum Mitmachen animieren können. Vielleicht braucht es für einen Beitritt eine gewisse Lebensreife. Wenn man nicht gerade in einem Jugendchor ist, geht man nach der Schule eher in einen Sportverein. Mir ging es auch so, vor meinem Eintritt in den Frauenchor habe ich 25 Jahre lang geturnt. Es ist in der Tat schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen. Dazu trägt bei, dass die Vereinszugehörigkeit mit Pflichten verbunden ist. Da scheinen es die Projektchöre einfacher zu haben.
Und wie steht es mit dem Liedgut? Kann man mit diesem junge Leute an Bord holen?
Regina Rupf: Die Zeiten sind längst vorbei, als man nur traditionelle Volkslieder gesungen hat. Wir haben unser Repertoire in den vergangenen 20 Jahren sehr erweitert und singen heute Klassiker, beliebte Schlager bis zu poppigen Melodien. Unser Frauenchor ist liedgutmässig alles andere als verstaubt. Aber dieses aktuelle Renommee muss bei jüngeren Leuten zuerst rüberkommen.
Karin Graf: Selbstverständlich singen wir auch Lieder mit englischen Texten. Da heisst es aber auch Rücksicht nehmen auf unsere älteren Mitglieder, sie brauchen ein bisschen mehr Zeit dafür, lassen sich dann aber ebenfalls begeistern. Gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, dass wir Leute direkt ansprechen und ihnen den Beitritt in unseren Frauenchor schmackhaft machen. Und ich bin überzeugt, dass unsere morgige grosse Jubiläumsshow beste Werbung ist, bei uns mitzusingen.
Der Frauenchor des Nachbardorfs wird wohl mit ähnlichen Nachwuchsproblemen kämpfen.
Wäre da nicht eine Fusion das Naheliegendste?
Karin Graf: Bis jetzt war dies, mindestens offiziell, noch nie ein Diskussionsthema. Ich wäre sofort bereit zu einem solchen Schritt, auch wenn Maisprach und Buus zwei Gemeinden sind, die sich gerne necken.
... und die Bildung eines Gemischten Chors zusammen mit dem Männerchor im Dorf?
Karin Graf: (lacht) Dies wird wohl eher weniger der Fall sein, aber nicht unsererseits. Im Übrigen singt auch der Männerchor sehr gut, das wollen wir doch festhalten. Und zudem ist er uns an unserem Jubiläumsanlass eine grosse Hilfe und führt die Festwirtschaft.
Apropos gut singen, an welches Highlight des Frauenchors erinnern Sie sich besonders gern?
Regina Rupf: Am Eidgenössischen Gesangsfest 2015 in Meiringen durften wir mit «vorzüglich» die höchste Auszeichnung entgegennehmen. Es ist auch für unseren Verein wichtig, uns von Zeit zu Zeit bewerten zu lassen. Man hat dabei ein Ziel und arbeitet darauf hin. Highlights sind im Übrigen für uns überall dort, wo wir auftreten können.
Nun findet ein grosser Wechsel statt, wenn morgen Samstagabend Dirigentin Carole Baur nach 28 Jahren den Stab an ihren Nachfolger Claudio Cotti abgibt. Was erwarten Sie vom neuen Dirigenten?
Karin Graf: Ich habe keine speziellen Erwartungen, sondern einfach nur pure Freude, dass ein Musiker zu uns kommt, der in Maisprach wohnt und uns bereits sehr gut kennt. Wir hatten ein Riesenglück, ihn sozusagen unter der Hand gewinnen zu können.
«Atemlos» lautet der Titel Ihrer Jubiläumsshow von morgen.
Worauf dürfen sich Ihre Gäste freuen?
Karin Graf: Eines ist sicher: Es wird kein 08/15-Anlass, sondern ein richtiger Gala-Abend. Wir zeigen ein abwechslungsreiches, vielfältiges Programm mit unserer ganzen breiten Palette an Liedern. Die Ohrwürmer werden das Publikum animieren, mitzusingen. Eine Band und ein Streicherensemble werden uns begleiten und sogar an Männerstimmen wird es nicht fehlen. Atemlos wird es zugehen, sogar ohne Helene Fischer – und ohne grosse Ansprachen.
Und worauf freuen Sie sich ganz speziell?
Regina Rupf: Zu zeigen, was wir können und vor allem auch auf die Freude der Besucherinnen und Besucher.
Karin Graf: … dass wir als Chor am Schluss der Show atemlos sind – vor Freude.
«75 Jahre Atemlos», Jubiläumsshow des Frauenchors Maisprach, Samstag, 9. Juni, ab 18.45 Uhr, Mehrzweckhalle Maisprach, freier Eintritt.
Zu den Personen
emg. Karin Graf-Berger ist in Maisprach aufgewachsen und seit 2007 Mitglied des Frauenchors Maisprach. Sie ist Vorstandsmitglied und leitet zusammen mit drei Kolleginnen aus diesem Gremium den Verein. Regina Rupf ist vor 20 Jahren nach Maisprach gezogen und seither Sängerin im Frauenchor. Sie war während vieler Jahre im Vorstand tätig.