IM GEDENKEN - Paul Wüthrich, Ziefen
19.06.2018 AugenscheinEin Leben zwischen «tick» und «tack» ist zu Ende gegangen: Am Vormittag des 7. Juni ist Paul Wüthrich in Watertown, Connecticut/USA, im Alter von 87 Jahren gestorben.
Paul Wüthrich wurde am 25. Februar 1931 im «Gärtli» in Ziefen geboren. In ...
Ein Leben zwischen «tick» und «tack» ist zu Ende gegangen: Am Vormittag des 7. Juni ist Paul Wüthrich in Watertown, Connecticut/USA, im Alter von 87 Jahren gestorben.
Paul Wüthrich wurde am 25. Februar 1931 im «Gärtli» in Ziefen geboren. In diesem markanten Haus am Dorfeingang verbrachte er als ältestes Kind von Emil und Hulda Wüthrich-Degen mit seinen jüngeren Schwestern Alice und Lea eine glückliche Kindheit. Nach der Bezirksschule in Liestal lernte er Feinmechaniker in der Firma Lapanouse in Bubendorf, wo sein Vater in leitender Stellung war. In dieser Zeit verbrachte er mit anderen Ziefnern, unter ihnen Pfarrer Philipp Alder und sein Kamerad Werner Müller, ganze Nächte mit Schachspielen, was er bis ins hohe Alter meisterlich beherrschte.
Später führte ihn sein Weg über England nach Amerika, wo er 1957 ankam. Zwei Stellen habe er in Aussicht gehabt, erzählte er immer wieder gerne, eine bei einem Flugzeug-Zulieferer in Kalifornien und eine bei der Uhrenfabrik Timex in Connecticut. Weil er in den ersten Wochen in New York City allerdings «auf zu grossem Fuss» gelebt habe, reichte ihm sein Erspartes nur noch für eine Fahrkarte nach Waterbury. Diese stark bewaldete Gegend mit ihren sanften Hügeln sollte zu seiner zweiten Heimat werden. 1960 heiratete er seine grosse Liebe Irmgard Garbe, die Kinder Christine und Marc kamen zur Welt. Er war ein fürsorglicher Gatte und Vater.
Zeitlebens blieb Paul Wüthrich ein «Tüftler». Flugzeuge (er war selber begeisterter Sportpilot) und vor allem Uhren faszinierten ihn; eine grosse Sammlung trug er im Lauf der Jahre zusammen.Als Leiter der Timex-Forschungsabteilung konnte er insgesamt 48 Patente in seinem Namen anmelden. Reisen in die Timex-Werke in Deutschland, Frankreich und Schottland führten ihn immer wieder nach Europa. Gegen 90 Mal hat er im Flugzeug den Atlantik überquert. Nach seiner Pensionierung widmete er sich leidenschaftlich dem Holzschnitzen, bis die fortschreitende Gicht die Meisselführung nicht mehr zuliess.
Mit seinem Heimatdorf und dem Baselbiet fühlte sich Paul Wüthrich immer sehr verbunden. An den Familientreffen auf dem Tschoppenhof nahm er stets gerne teil und auch mit seinen Schulkameraden pflegte er Kontakt. Sein Haus stand allen Verwandten offen, gastfreundlich und herzlich nahmen er und seine Gattin Besucher aus der Schweiz bei sich auf. Bis zuletzt sprach er reinsten Oberbaselbieter Dialekt, als ob er nie von hier fortgewesen wäre.
In den vergangenen Jahren zunehmend von einer Krebserkrankung und fortschreitender Demenz betroffen, pflegte ihn seine Frau liebevoll bis zuletzt, ehe sein müder Körper den Kampf aufgab. Seine Asche ruht gemäss seinem Wunsch in einer von ihm selbst in jahrelanger Handarbeit errichteten, riesigen Steinpyramide auf seinem Grundstück. Unweit davon steht ein von ihm geschnitzter Wegweiser, der nach Osten zeigt. Seine Aufschrift lautet: «Zyfen».
Lorenz Degen, Liedertswil