Eine Hofdame für den Präsidenten
29.06.2018 WenslingenAndreas Gass ist Bauer, ledig und auf der Suche nach einer Frau Am übernächsten Donnerstag ist es wieder so weit: 18 Bauern und 2 Bäuerinnen suchen in der Fernsehsendung «Bauer, ledig, sucht ...» die grosse Liebe. Mit dabei ist Bauer und Gemeindepräsident Andreas ...
Andreas Gass ist Bauer, ledig und auf der Suche nach einer Frau Am übernächsten Donnerstag ist es wieder so weit: 18 Bauern und 2 Bäuerinnen suchen in der Fernsehsendung «Bauer, ledig, sucht ...» die grosse Liebe. Mit dabei ist Bauer und Gemeindepräsident Andreas Gass aus Wenslingen, der eine toughe und bodenständige Frau sucht.
Sara Keller
Zahlreiche Bewerbungsvideos haben die Verantwortlichen der Sendung «Bauer, ledig, sucht ...» dem Wenslinger Bauern und Gemeindepräsidenten Andreas Gass gezeigt. Wie viele Frauen sich insgesamt gemeldet hatten, weiss er nicht. Unter diesen Videos waren aber auch Vertreterinnen dabei, bei denen er den Eindruck bekam, dass es bei ihrer Bewerbung nicht nur um ihn ging: «Bei zwei, drei Frauen hatte ich das Gefühl, dass sie sich dachten: ‹Der hat noch einen schönen Hof, mehrere Mähdrescher und ist auch noch Gemeindepräsident, mit dem habe ich ausgesorgt.›»
Auch privat gab es zahlreiche Kontaktaufnahmen von Frauen, die nicht ins Fernsehen wollten, aber interessiert waren. Und beim Sender treffen noch immer Bewerbungen für Andreas ein, auch wenn die Hofwoche bereits abgedreht worden ist. «Aber das weiss ja niemand», erklärt Gass.
Aus den zahlreichen Bewerbungen, die ihm das Fernsehteam gezeigt hatte, wählte er zwei Frauen aus, die er im Rahmen der «Stubete» näher kennenlernen wollte, um sich dann für seine Hofdame zu entscheiden.
Kennenlernen vor der Kamera
Am 14. und 15. Mai war es so weit: Neun Bauern und eine Bäuerin der insgesamt 18 Teilnehmenden trafen im Rahmen der «Stubete» im Freilichtmuseum Ballenberg bei Brienz zum ersten Mal ihre Bewerberinnen und Bewerber. Bereits beim ersten Kontakt mit dem Filmteam des Schweizer Privatsenders wurde Andreas Gass klar, dass der Ablauf des Tages zwar ganz klar geplant, ein Drehbuch den Teilnehmern aber nicht vorgelegt wurde: «Man ist, wer man ist vor der Kamera. Keiner wird besser oder schlechter dargestellt. Es wird einem nicht gesagt, dass man der Dame jetzt diese oder jene Frage stellen soll. Die Gespräche sind spontan.» Am Ende der «Stubete» mussten die Bauern eine wichtige Entscheidung treffen: Welche Frau die Woche auf dem Hof als Hobby-Bäuerin verbringen darf.
Um diese Entscheidung nach nur zwei Tagen treffen zu können, gab es für Andreas Gass nur eine Strategie: Sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Wie schon bei der Auswahl der Bewerbungsvideos war es für ihn entscheidend, dass es zwischenmenschlich einfach passt, dass etwas da ist, das verbindet. «Mit 50 hat jeder seinen Rucksack und bringt etwas mit. Jeder hat seine Ecken und Kanten.» Schon beim Video der Auserwählten hatte Gass das Gefühl, dass sie am besten zu seinem Rucksack passen würde. Und auch bei der «Stubete» gab nur sie ihm das Gefühl, dass sie zum ihm passen könne: «Es war einfach der erste Eindruck, ihr Auftreten und ihre Art», erklärt Gass, weshalb er sich für seine «Hofdame», wie sie in der Sendung genannt wird, entschieden hatte.
Fast nur positive Reaktionen
Nach der Entscheidung ging es für die Bauern und ihre Hofdamen mit der Hofwoche weiter. Jemanden vor laufender Kamera kennenzulernen, sei speziell gewesen, erzählt Gass. Auch wenn er die Menschen des Kamerateams nach drei, vier Tagen langsam gekannt habe, ganz ausgeblendet habe er sie nie. Denn irgendwo im Hinterkopf denke man schon immer daran, sich «für die Kamera passend» zu verhalten.
Trotzdem waren Gass und seine «Herzdame» nicht ständig vor der Kamera. «Wir hatten nicht wahnsinnig viel Zeit zu zweit, aber wenn am Abend das Filmteam Feierabend machte, gab es schon Gelegenheit, um sich zu unterhalten.»
Auch sei seine Herzdame nicht die ganze Zeit versteckt worden: «Mehrmals war ich mit der Hofdame und dem Filmteam in einer Dorf-Beiz am Mittag etwas essen gegangen. Da haben einige Menschen sie kennengelernt.»
Die Teilnahme ihres Gemeindepräsidenten an der Kuppelshow gab bei den Einwohnern des 700-Seelen-Dorfs Wenslingen natürlich viel zu reden. Doch die Wensliger sind offen für frischen Wind im Dorf: «Ich glaube, die Leute finden es cool, dass sie ihren Präsidenten bald im Fernsehen sehen werden», sagt Gass. Er betont aber, dass er im Fernsehen als Privatperson auftritt und nicht als Gemeindepräsident. Auch im Vorstellungsvideo für 3+ wurde sein Amt bewusst ausgeklammert. Bis auf einen Kommentar fielen auch die Reaktionen aus seinem näheren Umfeld durchwegs positiv aus: «Eine langjährige Bekannte fragte mich über Facebook, ob ich das denn überhaupt nötig hätte», erzählt er und lacht.
Angemeldet hat er sich nicht selbst, sondern eine Bekannte reichte beim Fernsehsender eine Bewerbung für ihn ein. Als sich im Februar die Verantwortlichen der Sendung mit ihm in Verbindung setzten, war er überrascht, dachte sich aber: «Warum eigentlich nicht?» Gass führt seinen Hof, der sehr zentral im Wenslinger Dorfkern steht, mit zwei Compagnons zusammen. Deshalb war es ihm wichtig, sich vor der definitiven Zusage bei der Sendung die Unterstützung der Leute in seinem engeren Umfeld zu sichern. Doch trotz aller Rücksichtnahme: «Es muss für einen selbst stimmen.»
Schon Wochen vor der Ausstrahlung der ersten Episode wird Andreas Gass dank Medienberichten immer wieder auf der Strasse erkannt. Angesprochen wird er von Fremden auf seine Teilnahme bei der Sendung aber sehr selten. «Man merkt genau, wenn man erkannt wird und getuschelt und diskutiert wird.» Gass nimmts gelassen: «Das gehört dazu. Ich habe da auch keine Berührungsängste, die Leute können mich gerne offen ansprechen», stellt er klar.
So oder so eine tolle Erfahrung
Ob er bei der Sendung die grosse Liebe gefunden hat oder nicht, darf er natürlich noch nicht verraten. Eine wertvolle Erfahrung war die Teilnahme bei der Sendung aber auf jeden Fall: Wenn es mit der Herzdame nicht geklappt haben sollte, hat er viele Leute kennengelernt und neue Kontakte geknüpft. Auch den Einblick hinter die Kulissen einer Fernsehsendung nimmt er als eine tolle Erfahrung mit: «Zu sehen, wie gross der Produktionsaufwand schon für eine kurze Sequenz ist, war beeindruckend.»
Die «Stubete» von «Bauer, ledig, sucht …» wird am Donnerstag, 12. Juli, ausgestrahlt. Der näher rückende Sendetermin scheint Andi Gass aber nicht nervös zu machen: «Es ist eine spezielle Vorstellung, sich selbst im Fernsehen zu sehen. Nervös bin ich nicht unbedingt, einfach gespannt auf die Reaktionen der Leute.»