Der Früh-Fasnächtler
21.06.2018 RickenbachDaniel Flury ist mit 25 bereits Präsident der Basler Schnitzelbangg-Gesellschaft
Mit neun hat er an der Basler Fasnacht erstmals Schnitzelbänke gesungen, 15 Jahre später ist er Präsident einer Schnitzelbank-Gesellschaft: Wenn es um die Fasnacht geht, kennt Daniel Flury ...
Daniel Flury ist mit 25 bereits Präsident der Basler Schnitzelbangg-Gesellschaft
Mit neun hat er an der Basler Fasnacht erstmals Schnitzelbänke gesungen, 15 Jahre später ist er Präsident einer Schnitzelbank-Gesellschaft: Wenn es um die Fasnacht geht, kennt Daniel Flury aus Rickenbach kein Halten mehr.
Jürg Gohl
«Ziel ist es, die Qualität zu halten und, wenn es geht, sie sogar zu erhöhen.» Nein, da spricht kein abgebrühter CEO vor seinen Aktionären. Die Worte strömen aus dem Mund des 24-jährigen Daniel Flury aus Rickenbach. Er ist trotz seiner Jugend von der Generalversammlung der «Basler Schnitzelbangg Gesellschaft» (BSG) vergangenen Monat zum Präsidenten gewählt worden (die «Volksstimme» berichtete) und spricht nun über die Ziele, die er mit seiner dichtenden und singenden Gesellschaft erreichen möchte. Ein zweites Hauptsujet neben der Qualität ist das bevorstehende Jubiläumsjahr des 1921 gegründeten Fasnachtsverbands, die damit die zweitälteste der total sechs Basler Schnitzelbankgesellschaften ist.
So musste er auch schon als «Banggobmaa», als Chef der Schnitzelbank-Kommission, einem Kollegen verbieten, unter dem Logo der Gesellschaft an der Fasnacht aufzutreten. Sein Auftritt und seine Verse würden die Qualitätsansprüche der Basler Schnitzelbangg Gesellschaft nicht erfüllen. «Das fiel mir gar nicht leicht», sagt er.
Doch dieses Erlebnis stärke ihn, wenn jemand daran zweifelt, ob er der neuen Aufgabe in seinem Alter bereits gewachsen sei. «Zudem bin ich kein Fussball-Trainer, der im Rampenlicht steht. Mein Job ist es, zu organisieren, zu leiten und zu delegieren. Und ich habe einen tollen Vorstand hinter mir, der mich jederzeit unterstützt.» Zudem erinnert er an den Umstand, dass er bereits seit 15 Jahren der BSG angehöre und deshalb über die entsprechende Erfahrung verfüge.
Mit neun auf die Bühne
Denn nicht nur als Präsident hat er ungewöhnlich früh den Einstieg gewagt, sondern bereits als Schnitzelbänkler. Im Alter von neun Jahren trat er erstmals mit dem damaligen BSG-Präsidenten und heutigen Grossrat André Auderset in Kontakt, weil er sich an der nächsten Fasnacht auf Schnitzelbank-Tour begeben wollte. Ob der Kleine denn die «Zeedel» mit den Versen verteilen wolle, weil er für das Helgendrehen doch noch etwas zu klein sei, fragte ihn der Mann mit der bekannten Radiostimme. «Nein, ich will selber auf die Bühne», entgegnete ihm der neunjährige Daniel keck.
Geweckt wurde diese Leidenschaft in ihm durch eine Videokassette mit einem Fasnachts-Querschnitt, den seine Eltern für ihn aufgenommen hatten. Diesen schaute er sich ständig an. Sein Vorbild damals: Schorsch vom Haafebeggi zwai. Tatsächlich trat der Knirps an der Fasnacht 2003 als Schnitzkbänkler erstmals auf. Die Verse hatten ihm Eltern, beide nicht-Basler, gezimmert. Schnell galt das Bubi bei den Bebbi als Attraktion – oder genauer als Kuriosität.
Weil Daniel Flury, älter und erwachsener werdend, das Image des Kinder-Bänklers abstreifen wollte, das weiterhin an ihm klebte, legte er eine Schaffenspause ein. Er liess seine erste Figur entschlafen und fuhr mit einen neuen Auftritt und unter einem neuen Namen fort. Wie er einst hiess und wie er heute heisst, das bleibt Geheimsache. Ein wahrer Schnitzelbank-Barde hält seine private Identität und sein Gesicht geheim oder – wie im Fall des in Zunzgen aufgewachsenen Daniel Flury – genau das Umgekehrte: Sein fasnächtliches Alter Ego verbirgt er.
Flurys Freundin zieht mit
Seine Begeisterung für die Fasnacht ist ungebrochen. Wenn andere TV-Serien schauen, vertieft er sich stundenlang in sein eigenes Fasnachtsarchiv oder schaut sich alte Fasnachtsquerschitte an. «Es vergeht bei uns fast kein Tag, in welchem es nicht um die Fasnacht geht», sagt der BSG-Präsident, «wenn meine Freundin nicht auch grosse Freude daran hätte, würde das nicht funktionieren.» Sie nimmt aktiv an der Sissacher Fasnacht teil und ist zugleich die schärfste Kritikerin, wenn er ihr wieder mal einen neuen Vers vorträgt. Und das geschieht das ganze Jahr über. Jedes noch so simple Tagesereignis wird auf seine Fasnachts-Tauglichkeit abgeklopft. «Ich dichte, schleife, verwerfe», sagt er und seine Augen leuchten, «und was durchfällt, wandert in mein Archiv. Denn vielleicht kann ich eine Idee in einem anderen Zusammenhang später einmal hervorholen.»
Angst, dass der Fasnächtler, der mit neun erstmals auftrat und mit 24 bereits Präsident ist, in seinem konstanten Fasnachtsfieber einmal überhitzen könnte, befällt den Oberbaselbieter Hobby-Basler nie. Da es für ihn mit 24 Jahren in Sachen Fasnacht bereits keine anderen Herausforderungen mehr gebe, könnte er sich doch ja bald einem neuen Betätigungsfeld, etwa der Politik, zuwenden. «Nein. Politiker werde ich bestimmt nicht. Über sie dichte ich viel lieber», entgegnet er, «es bleibt mein Ziel, mich als Schnitzelbänkler von Jahr zu Jahr zu steigern – Qualitätssicherung eben.»