Von «no sports» zum WM-Start
17.05.2018 Sport, Weitere SportartenZwei Sissacher haben sich auf Mallorca qualifiziert
Sabina Fenner und Roman Mohler, beide aus Sissach, werden im Herbst an der Triathlon-WM in Südafrika über die halbe Distanz teilnehmen. Als Späteinsteiger in ihrer Sportart haben sie sich auf Mallorca qualifizieren ...
Zwei Sissacher haben sich auf Mallorca qualifiziert
Sabina Fenner und Roman Mohler, beide aus Sissach, werden im Herbst an der Triathlon-WM in Südafrika über die halbe Distanz teilnehmen. Als Späteinsteiger in ihrer Sportart haben sie sich auf Mallorca qualifizieren können.
Jürg Gohl
Da trainieren zwei Personen in Sissach intensiv Triathlon, schwimmen, fahren Rad und rennen. Sie investiert je nach Wettkampf-Phase zwischen 8 und 14 Stunden die Woche, er mag es mit 15 Stunden eher konstant. Doch sie lernen sich erst am vergangenen Wochenende bei der Siegerehrung eines Halbdistanz-Triathlons auf Mallorca kennen, als sie beide in ihrer Kategorie die Münze in Empfang nehmen dürfen. Diese bedeutet für sie gleichzeitig das Ticket für die Weltmeisterschaften vom 1. und 2. September in Südafrika: Die 55-jährige Sabina Fenner siegte im Norden der spanischen Ferieninsel in ihrer Alterskategorie; der 35-jährige Roman Mohler lief in seiner Gruppe auf den 18. Rang, was ihm reichte, um vorzeitig sein Saisonziel, die WM-Qualifikation, zu erreichen. Stolz präsentieren sie den Taler, die Zulassung für die WM, stecken sie aber sogleich wieder sorgsam ein. Insgesamt lagen auf Mallorca 50 Exemplare für die total 3800 Startenden am grössten Halbdistanz-Triathlon der Welt zum Abholen bereit.
«Sehr ungewöhnlich» sei es nicht, dass sich die beiden erst jetzt kennen gelernt haben. Sie sind beide voll berufstätig – er als Controller, sie als Verwalterin der familieneigenen Liegenschaft – , sie bewegen sich vom Geschlecht und vom Alter her in verschiedenen Triathlon-Sphären und zudem gelten Athleten dieser Sportart als Individualisten. Am liebsten trainiert man alleine. Das werden sie auch im Hinblick auf die WM so halten und nur bei der organisatorischen Vorbereitung zusammenspannen.
Weit verrückter als die Geschichte, wie sich die beiden Sissacher entdeckten, ist deshalb die Geschichte, wie sie ihre Leidenschaft für den Triathlon entdeckten. Beide sind sie klassische Spätstarter, tasteten sich in Globuli-Schritten an die anspruchsvolle Ausdauer-Sportart heran und hätten noch vor ein paar Jahren jeden für wahnsinnig erklärt, der ihnen ihre Teilnahme an einer WM über die «Iron Man»- Halbdistanz im Herbst 2018 vorauszusagen wagte.
40 Jahre lang unsportlich
Bei Roman Mohler, einem Frenkendörfer, der seit drei Jahren in Sissach wohnt, stand lange Fussball an erster Stelle, ehe er über einen Volkslauf, den er mit Freunden bestritt, allmählich Gefallen am Ausdauersport fand. Während er auf dem Rennrad sehr schnell Fortschritte erzielte und die 90 Kilometer lange Rennstrecke auf Mallorca mit fast 37 Stundenkilometern zurücklegte, steht er mit Schwimmen noch immer auf Kriegsfuss. «Aber wenn ich denke, dass ich vorher kaum 50 Meter crawlen konnte, kann ich stolz sein, dass ich nun die 1,9 Kilometer bewältige», sagt er.
Noch verworrener verlief der Weg von Sabina Fenner, der Kategoriensiegerin vom Wochenende. Obwohl ihre Schwester Claudia im Schwimmen einst zur nationalen Spitze zählte, hielt sie es selber gut 40 Jahre lang mit Stumpen-Raucher Winston Churchill: «No sports», soll er mal auf die Frage nach dem Geheimnis, wie er sich rüstig hält, geantwortet haben. Bloss kein Sport. Als sie dann aber regelmässig einen gesundheitlich eingeschränkten Freund zum Schwimmen begleitete, ihr dort das tatenlose Stehen am Bassin allmählich langweilig wurde, muss ihr die alte deutsche Scherbe eingefallen sein: «Pack die Badehose ein». Schnell wuchs ihre Begeisterung und purzelten im Gleichschritt ihre Zeiten. Bald entdeckte sie die beiden anderen Disziplinen, bestieg mit 47 Jahren erstmals ein Rennrad und ist nun bereits WM-Teilnehmerin. «Ich bin stolz zu sehen, dass ich mich auch mit 55 Jahren noch immer leistungsmässig verbessern kann», sagt sie.
Darüber spekulieren, wie weit sie es gebracht hätten, wenn sie von Jung auf auf Triathlon gesetzt hätten, mögen sie nicht. Ihnen ist auch bewusst, dass sie beide in Südafrika auf stärkere Gegner treffen werden. Deshalb reisen die beiden – was Zeiten und Rang betrifft – ohne konkrete Ziele an die WM. «Natürlich will man sich immer verbessern», sagt Mohler im Wissen, dass auch in der Perfektionisten-Sportart viel von Zufälligkeiten abhängt. Und Fenner ergänzt: «Wir wollen einfach den Wettkampf und das ganze Erlebnis geniessen.» Dass im Gepäck auch eine gehörige Portion Ehrgeiz mitfährt, liegt bei der Geschichte der beiden auf der Hand.