BRIEFE Sozialhilfe
12.05.2018 BöcktenSozialhilfe
Es reicht!
Der Baselbieter Landrat hat beschlossen, bei der Sozialhilfe Kürzungen von 30 Prozent beim Grundbedarf vorzunehmen. Dies aufgrund eines Vorstosses eines gewissen Herrn Riebli aus Buckten. Er wiederum begründet seinen Vorstoss damit, ...
Sozialhilfe
Es reicht!
Der Baselbieter Landrat hat beschlossen, bei der Sozialhilfe Kürzungen von 30 Prozent beim Grundbedarf vorzunehmen. Dies aufgrund eines Vorstosses eines gewissen Herrn Riebli aus Buckten. Er wiederum begründet seinen Vorstoss damit, dass es nicht sein könne/dürfe, dass ein Sozialhilfebezüger Ende Monat mehr Geld in seinem Portemonnaie habe als derjenige, der «redlich» seiner Arbeit nachgehe. Völlig einverstanden, Herr Riebli! Sie machen jedoch einen entscheidenden Denkfehler. Auch wenn der Grundbedarf gekürzt wird, hat der «redlich Arbeitende» nicht mehr Geld in seinem Portemonnaie am Ende des Monats. Er hat nach wie vor Mühe, seinen Verpflichtungen nachzukommen (Miete, Krankenkasse, Lebensunterhalt und so weiter). Zu ihrem weiteren Argument «Anreiz»: Dies kann durchaus ein Mittel sein, um Menschen zu motivieren, eine Stelle zu suchen. Nur muss es diese Stel- len für diese Personen auch geben. Nehmen wir an, es wird eine Stelle gefunden. Dann steht die Person mit ihrem Einkommen nämliche genau da, wo der «redlich Arbeitende» steht, nämlich vor dem Nichts.
Es ist sehr einfach, ein Problem, das effektiv vorhanden ist, damit lösen zu wollen, bei denen zu kürzen, die keine Lobby haben. Jedem vernünftig denkenden Menschen ist klar, dass die Arbeitgebenden angesprochen werden müssen (Putzinstitute, Restaurants, alle die, welche Aushilfen einstellen und ähnliche). Aber ich weiss, Herr Riebli, das ist schwer. Da muss man sich etwas mehr einsetzen. Da reichen populistische Sprüche nicht mehr. Da muss man sich wirklich in die Thematik «reinknien». Man muss echte Argumente suchen, um wirtschaftliche Betriebe davon zu überzeugen, dass sie anständige Löhne zahlen sollen.
Albert Einstein soll mal gesagt haben: «Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Nur beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.» Angesichts des Vorstosses von Herrn Riebli sowie des Entscheids des Landrats sieht man, wie recht er hatte.
Ich fordere das kantonale Sozialamt, die Sozialhilfebehörden und die Sozialen Dienste des Kantons auf, diesen Entscheid zu boykottieren, auch wenn das schwierig ist. Nur so kann man verhindern, dass Entscheidungsträger weiterhin kopflos Entscheidungen treffen.
Marcel Gloor, Böckten
Marxismus
Diese Wirtschaft tötet
Zu den Leserbriefen zum Thema «Marxismus» in der «Volksstimme» vom 8. Mai.
Macht jemand Jesus Christus verantwortlich für die Kreuzzüge oder den Papst für die Terroropfer der katholischen IRA? Wieso also Karl Marx verantwortlich machen für die schrecklichen Handlungen des kommunistischen Regimes? Im Nachwort von «Das Kapital» schreibt er explizit: «Ich beschränke mich auf bloss kritische Zergliederung des Gegebenen, statt Rezepte für die Garküche der Zukunft zu verschreiben.»
Tatsächlich sind sich Jesus und Marx viel näher; man muss nur die Bergpredigt von Matthäus oder die Feldrede von Lukas lesen («Weh euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost schon gehabt.»), um das zu verstehen. Papst Franziskus scheint das verstanden zu haben, wenn er in seinem «Evangelii gaudium» schreibt: «Diese Wirtschaft tötet».
Ich setze mich gerne an einen Tisch mit den Leserbrief-Verfassern Schwob und Wiesner, um das zu diskutieren, und lade alle Interessierten ein, sich dazuzusetzen. Wir könnten dann auch noch über Luther reden und seine Rolle in den Bauernkriegen, oder wie die «freie Marktwirtschaft» Millionen Opfer fordert – mehrheitlich in den armen Länder dieser Welt, zunehmend aber auch bei uns im «wohlhabenden Europa».
Stephan Klee, Sissach