Zwischen Gemütlichkeit und Kunst
15.03.2018 WintersingenDas Kunstcafé – wo sich Kunst mit Café verbinden lässt
Poststelle, Dorfladen, Beiz. Sie alle sucht man vergebens in Wintersingen. Die Treffpunkte im Dorf verschwinden wie Dampf aus einem Wasserkessel. Auch die Zukunft des Kunstcafés ist ...
Das Kunstcafé – wo sich Kunst mit Café verbinden lässt
Poststelle, Dorfladen, Beiz. Sie alle sucht man vergebens in Wintersingen. Die Treffpunkte im Dorf verschwinden wie Dampf aus einem Wasserkessel. Auch die Zukunft des Kunstcafés ist ungewiss.
Nelly Anderegg
Dass die Gastgeber nicht Hiesige sind, verrät ihr Basler Dialekt. Ihre Geschichte in Wintersingen beginnt vor nunmehr 13 Jahren. «Der Zufall wollte es so», sagt Marianne Scheidegger. Nichts erinnert heute daran, in welchem desaströsen Zustand sich das Haus mit Scheune damals befunden hat. Und dennoch, Marianne und Ernst Scheidegger wussten auf Anhieb, dass es ihr neues Zuhause werden würde.
Ein ganzes Jahr haben sie gebraucht und das Bauernhaus nach ihren Vorstellungen umgebaut. Vieles in Eigenregie. Er, der Maurermeister, und sie, die Textilfachlehrerin mit Flair fürs Handwerkliche, haben es schliesslich gemeinsam geschafft. Sie haben sich eine Oase der Kunst geschaffen, die viel Platz für Träume und Ideen lässt.
Seit Jahrzenten ist Ernst Scheidegger mit seiner Kunst verbunden. Er ist Maler aus Leidenschaft und unermüdlicher Botschafter der bildenden Künste. In der Scheune hat er sich ein Atelier eingerichtet, seine Frau Marianne ist derweil im Keramikatelier zugange. Einen weiteren Lebenstraum hat sich Marianne Scheidegger vor vier Jahren erfüllt. «Mir war es ein Grundbedürfnis, einen Ort der Begegnung hier im Dorf zu schaffen», erzählt sie. Nicht nur für sich, auch im Sinn der Dorfgemeinschaft. «Ich bin neugierig auf meine Mitmenschen und ihre Geschichten», verrät sie weiter. Was liegt da näher, als ein Café im eigenen Haus zu eröffnen?
An Öffnungszeiten schrauben
Aus einer Idee wurde bald Realität. Die Bauernstube mit der grossen «Chouscht» anerbot sich geradezu für ein Café. Mit viel Liebe zum Detail wurde alles eingerichtet. Antiqutäten und Raritäten verleihen dem Raum Charme. Jedes Stück ein Unikat und jedes käuflich zu erwerben. Hier scheinen die Uhren etwas langsamer zu ticken, denn Stress und Hektik bleiben vor der Haustüre. Ein Ort zum Wohlfühlen. Und doch sieht die Zukunft nicht rosig aus.
«Leider bin ich nach vier Jahren Kunstcafé auf dem Boden der Tatsachen angekommen», sagt Marianne Scheidegger. «Die Besucherzahlen haben sich nicht wie erhofft entwickelt.» Zwar kann sie auf einen kleinen Kundenstamm zählen, aber im Sommer bleibt auch dieser grösstenteils aus. In den Wintermonaten gehe es gerade noch so mit der Gästezahl. Erhalten möchte sie die Möglichkeit auf eine Kunstbegegnung mit Kaffeegenuss dennoch. Deshalb wird sie die Öffnungszeiten auf Mitte Jahr anpassen. Der regulär geöffnete Montag wird ab Juli einer flexiblen Öffnungszeit weichen. «Ein Telefonat im Voraus genügt, um sich bei mir anzumelden», erklärt die Gastgeberin. Gerne öffnet sie die Türe für eine Melange zwischen Kunst und Kaffee. Nichtsdestotrotz: Ein Hauch von Wehmut bleibt. Denn das Sammelsurium aus Raritäten und Kunstgegenständen ist eigentlich zu schade, um nur von wenigen Leuten gesehen zu werden.
Wintersingen bald ohne Bistro?
gon. Ein Feierabendbier gehört bei vielen zum lieb gewordenen Ritual. Wie gut, dass es da die Möglichkeit gibt, das Auto zu Hause stehen zu lassen und sich im Dorf an den Stammtisch zu setzen. Doch für die Wintersinger soll damit bald Schluss sein. Der jetzige Wirt Valentin Mena schliesst am 31. Mai seine Bistrotüren. Er geht in den Ruhestand. Nun wird händeringend ein Nachfolger für das Bistro im Dorf gesucht. Denn für den Dorfzusammenhalt wäre so ein Treffpunkt wichtig. Interessierte können sich bei der Gemeindeverwaltung melden.